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- Biografie:
- aus Bielitz stammend
- ihr Mann stirbt in jungen Jahren an einer Lungenkrankheit, ebenso ihr einziges Kind
- Verfechterin der Ausbildung zur Krankenpflege für Frauen
- macht Erfahrungen anläßlich von Auslandsaufenthalten u.a. in Berlin und London
- bemüht sich um die Gründung von Lungenheilstätten und Volkssanatorien: 1903 Erholungsheim in Breitenstein am Semmering; im Ersten Weltkrieg Erholungsheime "Wällischhof" und "Sanssouci" in Mauer und "Haus Sorgenfrei" in Baden bei Wien
- 1914 gründet sie die erste Waldschule für Kinder
- Mitglied des "Kaiserin Elisabeth-Instituts für israelitische Krankenpflegerinnen", das von 1908 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Krankenpflegerinnen am Wiener Rothschild-Spital ausbildete
- Henriette Weiss
Wien hat den Heimgang einer seiner populärsten Frauen zu beklagen. Nach einer schweren Operation ist Henriette Weiss, 67 Jahre alt, verschieden. Mit ihr ist eine Frau von ungewöhnlicher Tatkraft, von unbeugsamem Willen, von unerschütterlicher Zielerfülltheit, aber auch von bewundernswerter Hingegebenheit an ihre Arbeit von uns gegangen. Sie hat ihr ganzes Leben der Heilstättenbewegung und vornehmlich dem Kampf gegen die Lungentuberkulose gewidmet, hat vor 26 Jahren das Sanatorium Breitenstein, später die Mittelstandserholungsheime in Mauer und Wällischhof, 1914 die erste Waldschule für Kinder auf der Sängerwarte begründet, nach dem Kriege die große Lungenheilstätte Alland vor dem Zugrundegehen bewahrt und der Errichtung des Altersheimes in Baden sowie der Umwandlung des Erholungsheimes Maueer in ein Volkssanatorium mit modernsten Behandlungsmethoden Jahre aufreibendster Arbeit geopfert. Alle diese Wohlfahrtswerke sind der Öffentlichkeit wohlbekannt. Weniger bekannt ist vielleicht die rastlose Propaganda von Henriette Weiss für die Verankerung beruflicher Frauenarbeit in der Gesundheitspflege. Wenn wir heute in Spitälern, Sanatorien, Heimen usw. Frauen sowohl als geschulte Pflegerinnen, als auch als qualifizierte, verantwortungsvolle Wirtschaftsleiterinnen und tüchtige Helferinnen in dere Wirtschaft finden, so ist es nicht allerletzt ein Verdienst von Henriette Weiss, die als eine der ersten Persönlichkeiten erkannte, wie notwendig die Mitarbeit der Pflegerin und der Wirtschafterin ist, um, die ärztliche Beratung und Überwachung ergänzend, das Wohl der Kranken und Leidenden in den Anstalten zu fördern.
Henriette Weiss ist durch eigenstes, traurigstes Erleben zur Erfüllung ihrer Lebensaufgabe gedrängt worden. Drei Jahre lang reiste sie mit ihrem kranken Gatten von Kurort zu Kurort, um überall Mißstände zu finden, die dadurch verursacht wurden, daß das Personal nicht zweckmäßig geschult und zur Verantwortlichkeit erzogen worden war, daß die Ärzte gesondert gezahlt werden mußten, daß den Kranken nicht jene verständnisvolle Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde, die geeignet gewesen wäre, ihre ängstliche Stimmung zu verscheuchen, in ihr bedrücketes Gemüt die Hoffnung einziehen zu lassen und sie vor allerlei Unüberlegtheiten zurückzuhalten. Henriette Weiss konnte ihren Gatten nicht retten, aber in schmerzlichster Erinnerung an seine Leiden widmete sie ihr Leben, nachdem sie auch ihr einziges Kind verloren hatte, der Rettung so vieler anderer Leidender und Krankere.
Für die Tätigkeit des B. Ö F. V. hat Henriette Weiss sich stets lebhaft interessiert. Mit Begeisterung hat sie die Idee der Errichtung von Hauswirtschaftskammern aufgenommen und als Mitglied der Bundeskommission für Hauswirtschaft und Volksernährung wertvolle Anregungen gegeben. (...)
(aus: Die Österreicherin, 4. Jg., Nr. 8, 1931)
- Werke in der ÖNB (erschienen bis 1929)
- Ein Hilferuf für unsere armen Kranken : Streiflichter auf die Krankenpflege in Österreich. - Wien, Perles 1903
Signatur: 426884-B
- Bilder aus der Wiener Kriegswaldschule. - Wien, Perles 1917
Signatur: 516970-B
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