Symposion
"Wissenschaft als Finsternis?
Methoden und Ergebnisse der Thomas-Bernhard-Forschung"

Zeit:
07. März - 09. März 2001 (täglich ab 15 Uhr)

Eröffnung:
Dienstag, 06. März 2001, 18:30, Aurum der Österreichischen Nationalbibliothek

Ort:
Österreichische Nationalbibliothek
Oratorium
1010 Wien, Josefsplatz 1

Eintritt:
frei

Kontakt:
Österreichische Gesellschaft für Literatur

Information:
"Wir haben uns der Wissenschaft als einer Finsternis ausgeliefert", sagt der Fürst in Thomas Bernhards Roman "Verstörung". Dieser Satz ist eine Herausforderung des landläufigen Wissenschaftsbegriffs und damit auch der Literaturwissenschaft, deren Methodik durch Bernhards Werk auf den Prüfstand gestellt wird. Die Bernhard-Rezeption - besonders die wissenschaftliche Auseinandersetzung - zeigt eine kaum mehr überschaubare Vielfalt. So erfreulich die Intensität der Befassung mit Thomas Bernhard und die Polyphonie der Stimmen ist, deren erste Ursache ja in der Qualität der Texte liegt, so wenig befriedigt der Status quo den, der Orientierung bzw. einen Ansatzpunkt für seine Befassung mit dem Werk sucht. Ziel ist nicht, der Methodenvielfalt entgegenzutreten, sondern vielmehr der Beliebigkeit ihrer Anwendung und der mangelnden Reflexion auf das eigene Vorgehen. Zu bestimmen wäre der Stand der Forschung, um Ansätze aufzuzeigen, von denen aus die Analyse vorangetrieben werden kann, ohne daß jede neue Studie dem Zwang zur Wiederholung des bereits Gesagten erliegen müßte.
  Das Symposion versucht der oben angedeuteten Vielfalt gerecht zu werden und möglichst viele dezidierte Positionen vorzustellen, wobei sowohl das jeweilige Erkenntnisinteresse als auch das wissenschaftliche Procedere dargelegt und Reichweite und Grenzen des Verfahrens ermittelt werden sollen. Es geht dabei nicht um eine Harmonisierung der Dissonanzen, sondern darum, anhand der konkreten Auseinandersetzung mit den Texten nach den Gründen für diese Unterschiedlichkeit der Stimmen zu fragen und damit ihr spezifisches wissenschaftliches Profil kenntlich zu machen. Thomas Bernhard hat nicht nur die Literaturwissenschaft in ihrer konventionellen wie unkonventionellen Ausprägung provoziert, sondern sich vielen verwandten Disziplinen von der Philosophie über die Soziologie oder der Psychoanalyse bis zur Medizin geradezu aufgedrängt bzw. LiteraturwissenschaftlerInnen angeregt, sich dieser Disziplinen zu bedienen. Auch davon soll beim Symposion die Rede sein. Es reizt, in der Finsternis Wege zu finden: Bernhards Roman "Korrektur" endet vieldeutig mit dem Wort "Lichtung".   (Martin Huber / Wendelin Schmidt-Dengler)

Teilnehmer:
Anne Betten, Hemma Clementi, Herbert Gamper, Nikolaus Hagg, Gregor Hens, Hans Höller, Martin Huber, Oliver Jahraus, Margarete Kohlenbach, Gudrun Kuhn, Eva Marquardt, Manfred Mittermayer, Alfred Pfabigan, Wendelin Schmidt-Dengler, Mireille Tabah, Jean-Marie Winkler.

Eine Veranstaltung der Thomas-Bernhard-Privatstiftung und der Österreichischen Gesellschaft für Literatur (in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek)


© Nationalbibliothek, 2000
last update: 22.02.2001

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