Notizen von Handkes Reise zu Über die Dörfer.
»Nacht in der Arbeiterhütte« (S. 157)
»Pfüglhof, Schneetreiben, Stille, Granit, Schönheit, Brassen der Talgrundfischten« (S. 158)
»die heimatlosen Gummipflanzen (Gasthof, Malta)« (S. 158)
»Maltatal Empfindung eines alten Tals (: Liesertal)« (S. 158)
23. April 1980
»die Arbeiter gestern abend: sie waren nicht ausgelassen, sondern fröhlich (sogar der Fernseher, der noch eine Zeit mitlief, wurde ausgeschaltet, und es herrschte der Geist)« (S. 159)
»Ein schlechter Schriftsteller ist ein Tunichtgut (auf der Bank vor der Florianikapelle, Eisentratten)« (S. 159)
»Friedhof: Fremde werden hier kurz zu Angehörigen (im Glockenklang)«; »nicht. Schmerz-Versunkenheit; sondern zuerst Versunkenheit, dann Schmerz«; »die staubigen Schuhe der Begräbnisgäste (nachher stehen und gehen und warten sie, überall im Dorf verstreut; den Pfarrer fährt im Auto zum Gasthaus, in Zivil, sein Gewand über den Nebensitz; die Totengräber in Krawatte und Gilet, rote Wangen, fast schweigend; anhaltendes Schweigen)« (S. 160ff)
»die Arbeiterkantine: das leuchtende Blau dazwischen das Gelb der schnappenden Feuerzeuge (es gab nur diese Farben, und die Kinder mit den bunten Schultaschen in den einförmigen Häusern verschwindend« (S. 161)
»Anstieg am Hang zur Autobahn, dann auch am Betonpfeiler: das Blau der Anzüge, oben im Krankorb, und das Gelb aus dem Feuerzeug, die Fahnenfarben hier« (S. 162)
»die Frau in der Arbeiterbaracke: übers Wochenende ist sie da allein, als „Feuer- u. Einbruchswache“; im Wind über dem Tal („Da sind Sie aber allein: - und „Ich bin daran gewöhnt.“ Aber es klang, als sei sie gar nicht daran gewöhnt; oder niemand sein daran gewöhnbar)« (S. 162ff.)
24. April 1980
»Als gehörte zu einer Autobahnbaustelle auch „der Dichter“, der täglich da, im Lehm usw., seine Gänge macht (Zug Lienz) [/] der richtige Zug zum Jausnen (Speck und Brot) (Der Vormittagspersonenzug) (und es war eine meiner schönsten Mahlzeiten; der Kuchen wischte reinigte ideal das Speckmesser ab)« (S. 163)
»“Ich bin halt als Arbeiter geboren“ (H.)« (S. 163)
Die Aufzeichnungen zur Autobahnbaustelle mischen sich mit Notizen zur Erzählung Die Lehre der Sainte-Victoire, die Handke kurz zuvor fertig geschrieben hatte und nun noch einmal überarbeitete, sowie mit Notizen zur Kindergeschichte, seinem zu dieser Zeit aktuellen Schreibprojekt und verschiedenen Lektürenotizen, unter anderem zu Ludwig Hohl.
Am 22. Juli 1980, unmittelbar nach der Fertigstellung der Erstfassung von Kindergeschichte notiert Handke: »"Kindergeschichte" abgeschlossen (13h); und jetzt "Über die Dörfer" (ab Spätherbst?)«.
(kp)
"Die Geschichte des Bleistifts" (Journal 1977 – ?); "Bleistiftgeschichte"; Die Lehre der Sainte-Victoire; Kindergeschichte ((Cantilene)) [Bl. I]; "Bleistiftgeschichte" "Die Geschichte des Bleistifts" (Journal Mai 1977 – Juli 1980?)" [Bl. III]
Salzburg → Lieser-/Maltatal (Kärnten) → Osttirol → Brixen → Genf → Baden-Württemberg → Salzburg → Florenz → Rom → Salzburg
1 rotbraunes Notizbuch, 384 Seiten (303 Seiten beschrieben), I-IV, pag. 2-384, I*-III*
1 Taxirechnung von Spittal/Drau nach Eisentratten, 1 Blatt, 21.4.1980 [eingelegt zwischen Seite 382 und 383]