1848: Revolution und Restauration.
Flugblätter und Graphiken aus der Österreichischen Nationalbibliothek
(ÖNB, Prunksaal)
20. November 1998 bis 21. Februar 1999

Einführung:

Für eine Ausstellung in Langenlois, die den Nachlass des ehemaligen Justiz- und Innenministers, Alexander von Bach, präsentierte, suchte der Kurator Wolfgang Kühn in der Nationalbibliothek nach Material, um das Revolutionsjahr 1848 angemessen zu beleuchten. Zahlreiche Kopien von Flugblättern und Graphiken, die das zeitgeschichtliche Kolorit zu den Dokumenten und Memorabilien des Märzrevolutionärs Bach lieferten, wurden für die Schau hergestellt.

 

Jubel auf dem Josefsplatz über die Aufhebung der Zensur am 14. März 1848.

 

Im Prunksaal der ÖNB bot sich im Winter 1998 die Gelegenheit, die Originaldrucke aus ihren reichen 1848-Sammlungen zu zeigen – wieder stellte Wolfgang Kühn die Schau zusammen. Ein großer Teil der Exponate stammte aus der Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung. Anhand der Flugblätter konnte man die Entwicklung der Revolution von den Märztagen bis zu den Oktoberkämpfen und zum Einmarsch von Windischgrätz und Jellacic in Wien verfolgen.

 

Publikation:

1848: Revolution und Restauration. Flugblätter und Graphiken aus der Österreichischen Nationalbibliothek. Für den Inhalt verantwortlich: Wolfgang Kühn. Wien: Österreichische Nationalbibliothek 1998.
(Erhältlich im Shop der ÖNB)

 

Statt Pressestimmen:
Die Flugblätter zur Revolution 1848 in der Österreichischen Nationalbibliothek. Zur Erschließung des Bestandes.
von Marianne Jobst-Rieder 

 

Die Besitzstempel der Bibliothek der k. k. Obersten Polizeibehörde und der Bibliothek des Ministerratspräsidiums auf den Flugblättern zur 1848er Revolution weisen noch heute auf ihre ursprüngliche Provenienz hin. Durch die Übernahme dieser Bestände wurde es ausgerechnet der k. k. Hofbibliothek übertragen, die Revolutionsliteratur, die den Kampf um die bürgerliche Demokratie in der Habsburgermonarchie dokumentiert, zu verwalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Robert Franz Arnold, der erste Leiter der Flugblätter-Sammlung, hob 1912 in einem Aufsatz in der „Zeitschrift des Österreichischen Vereins für Bibliothekswesen" (Wien 1912, S. 152–154) die besondere Rolle der „Achtundvierziger Literatur" hervor: „Auf diesem Gebiet dürfte sich unsere Sammlung, wie schon aus den vielen Dubletten geschlossen werden darf, der Vollständigkeit nähern. [...] Von den elf Achtundvierziger Kartons entfallen sechs auf Wien, Karton 15 umfaßt die Alpenländer, 16 die ganz oder teilweise slawischen Kronländer, 17 Ungarn, 18 Venetien, 19 die Lombardei. Der Karton 20 enthält die lombardo-venetischen Flugblätter des Jahres 1849."

Die Flugblätter wurden von Arnold nach Druckorten chronologisch geordnet, ein Aufstellungs- und Erschließungsprinzip, das bis heute in der Österreichischen Nationalbibliothek beibehalten wurde. Dadurch stand die Sammlung zwar der Forschung zur Verfügung, eine genauere Katalogisierung und Dokumentation dieser Literatur etwa nach Autoren und Themen unterblieb aber aus Personalmangel. Viele Publikationen und Ausstellungen stützen sich seither auf diesen Bestand, unter anderem der zweibändige Katalog von Gustav Otruba „Wiener Flugschriften zur sozialen Frage 1848" (Wien 1978/80), der neben den Flugblättern der Nationalbibliothek auch Literatur aus anderen Wiener Sammlungen nachweist. Ein weiterer Katalog, der ein Autorenregister und viele Datierungen anbietet, ist der Katalog von James E. Walsh zur 1848-Sammlung der Houghton Library der Harvard University. Die hier beschriebenen Flugblätter sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Dubletten zum ÖNB-Bestand.

1993 hat die Flugblätter-Sammlung mit der Katalogisierung ihrer 1848er Literatur in einer Datenbank begonnen. Bereits 1995 wurden Kontakte mit der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt geknüpft, die viele Wiener Flugblätter besitzt. Ein Datenaustausch wurde erwogen. Nun hat das Jubiläumsjahr Frankfurt in den Mittelpunkt des Interesses gerückt und der Stadt-und Universitätsbibliothek auch die Finanzierung eines Katalogisierungsprojekts durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglicht. (http://www.stub-uni-frankfurt.de) Die Flugblätter werden gescannt, die Bilder und Katalogaufnahmen sind über eine PICA-Datenbank zu recherchieren. Bei der Frankfurter Buchmesse 1998 wurde das Projekt präsentiert und fand großes Interesse, unter anderem bei der Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz. Die Frankfurter Daten könnten also der Anfang einer virtuellen Sammlung von Dokumenten aus den deutschsprachigen Zentren der Revolution, Frankfurt, Berlin und Wien sein, erweitert durch die Literatur aus den habsburgischen Kronländern (Nieder- und Oberösterreich, Steiermark, Salzburg, Kärnten, Tirol, Krain, Trient, Görz, Dalmatien, Triest, Mähren, Schlesien, Galizien, Bosnien, Bukowina, Böhmen) sowie Ungarn und Lombardo-Venetien.