Fast nur Briefe und doch eine richtige Liebesgeschichte
Der Schweizer Schriftsteller Hans Morgenthaler in Wien

Einführung

Der Schweizer Paradiessucher und Schriftsteller Hans Morgenthaler (1890-1928) kehrt 1920 nach drei Jahren Geologen-Arbeit malariakrank aus dem Dschungel Siams in die Schweiz zurück. Ab 1922 bis zu seinem frühen Tod 1928 bleibt ihm, mit wenigen Unterbrüchen, nichts anderes übrig als in Arosa ("Liegestühligen") zu kuren. In dieser Zeit entstehen seine Romane und expressiven Gedichte. Mit zunehmender Krankheit radikalisiert sich der literarische Ausdruck zu einem immer aggressiver werdenden Hilfeschrei.

Überglücklich ist Hamo, als sich im Sommer 1924 seine Bekanntschaft mit der in Wien lebenden malayisch-österreichischen Sängerin Ina Galli (Künstlername "Indah") zu intensivieren beginnt. Seinen Briefpartnern berichtet Hamo von seiner neuesten "Eroberung". Ein eifriger Briefwechsel mit seiner "Prachts-Indah" beginnt. Hamo träumt davon, zusammen mit Indah nach Wien zu ziehen: "Wahrscheinlich besuche ich im Herbst Wien, wo es leichter sein wird, illegitime Hochzeit zu feiern". Vorerst mietet er für den Sommer 1924 in Arosa eine Wohnung und lädt - in verschiedenen Briefen - sein "liebes Tierchen" ein ...

Doch Indah vertröstet ihn immer wieder: "Komm armes Hamölein lass Dir schmeicheln, lass Dich streicheln, leg deinen kantigen Kopf auf meinen Sarong und sei sanft und geduldig, bis ich in der Ameisen Grossstadt alles geordnet habe". Es beginnt sich abzuzeichnen, daß es Indah nicht so ernst ist. Hamo reißt der Geduldsfaden und er schreibt ihr wütend zurück: "Ihr Frauenwesen seid doch alle miteinander ähnlich konstruiert mit einer Windmühle im Hirn und Wasserspülung im Herzen. [...] Jedenfalls hüte ich mich eine neue Wohnung zu suchen solange ich nur solche Wirbelwind Briefe in der Hand habe und nicht Dich selbst." Resigniert muß Hamo feststellen, daß aus der Geschichte wohl nichts werden wird. Seinem Vetter schreibt er: "Die Sache ist mir längst zum Spass geworden und zur Geldangelegenheit. Das übrige plagt mich nicht, gibt höchstens eine lustige Erzählung ". Das 1924 angefangene Manuskript mit dem Titel "Indah" bleibt allerdings unvollendet liegen (heute im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern).

Der Schweizer Ausstellungsmacher Beat Gugger hat eine Ausstellungsinstallation zu der kleinen, rührenden aber eigentlich auch traurigen Geschichte - die dem armen "Hamo" nicht zum erstenmal widerfahren ist - zusammengestellt. Ein großer Reisekoffer wurde so ergänzt, daß darin die Ausstellung Platz findet. Gezeigt werden originale Briefe, Manuskripte, Fotografien, Bücher (Leihgaben aus dem Schweizerischen Literaturarchiv) und anderes (mögliches) Lebensgepäck. Für die Zeit von einem Monat ist die Installation im frisch renovierten Lesesaal des Österreichischen Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien zu sehen. Der Ausstellungsmacher ist während der Öffnungszeiten, Montag bis Freitag 16 bis 18 Uhr, anwesend und erzählt den Besucherinnen und Besuchern die Geschichte von Indah und Hamo. Er wird außerdem Briefe an Hamo-Liebhaber in der Schweiz versenden: Dadurch wird die Ausstellung selbst zu einem kleinen Gesamtkunstwerk.