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NewsLetter 77: Frauen- & Geschlechtergeschichte

 
Crawford, Katherine: Perilous performances : gender and regency in early modern France. - Cambridge [u.a.] : Harvard Univ. Press, 2004. - (Harvard historical studies ; 145)
Signatur: 187697-B.Neu-Per.145
Die Autorin untersucht den Zusammenhang von Geschlecht und politischer Macht an der Schwelle zwischen Monarchie und modernem Staat an Hand von französischen Herrscherinnen. Durch das Faktum, dass bereits Kinder zu Regenten ernannt wurden, kam den königlichen Müttern große Bedeutung zu. So konnte Katharina von Medici ihre eigenen Machtbedürfnisse hinter mütterlicher Fürsorge und pflichtbewusster Witwenschaft gut verbergen. Später entwickelten Marie von Medici und Anna von Österreich ebenfalls besonders kluge politische Strategien, die weiblicher Herrschaft einen Einfluß im politischen Machtspiel sicherten.

Gleixner, Ulrike: Pietismus und Bürgertum : eine historische Anthropologie der Frömmigkeit. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2005. - (Bürgertum Neue Folge : Studien zur Zivilgesellschaft ; 2)
Signatur: 1781142-B.Neu
Im Mittelpunkt dieser Studie steht die kulturelle Dimension von Religion: Ulrike Gleixner untersucht Subjektentwurf, Frömmigkeitspraxis und Lebensbewältigung der Frauen, Männer und Kinder des pietistisch geprägten und akademisch gebildeten Bürgertums Altwürttembergs sowie dessen kommunikative Gruppenkultur und Traditionsbildung. Als "Spiritualisierung des Alltags" lässt sich diese neue und eigene Kultur auf den Begriff bringen.

Keller, Katrin: Hofdamen : Amtsträgerinnen im Wiener Hofstaat des 17. Jahrhunderts. - Wien [u.a.] : Böhlau, 2005.
Signatur: 1780429-C.Neu
Die Hofdamen stellen bis heute eine zwar gern zitierte, aber weitgehend unerforschte Gruppe der Wiener Hofgesellschaft dar. Diese erstmalige Untersuchung beinhaltet die Darstellung des Alltags bei Hofe, Feste und Reisen, wie auch die Herkunft der Frauen, ihre Karrieren und auch Quellen, in denen diese Hofdamen selbst zu Wort kommen. Für die historische Frauenforschung ergeben sich frühe Ansätze der weiblichen Berufs- und Bildungsmöglichkeiten und politischen Partizipation. Fast 200 Kurzbiographien von "Amtsträgerinnen" des 17. Jh. und etliche Illustrationen machen somit individuelle Frauen-Schicksale lebendig und nachvollziehbar.

Plötz, Kirsten: Als fehle die bessere Hälfte : "alleinstehende" Frauen in der frühen BRD 1949-1969. - Königstein / Taunus : Helmer, 2005.
Signatur: 1775139-B.Neu
"Unvollständige" Familien inmitten von Trümmern - das sollte in der frühen Bundesrepublik möglichst bald überwunden sein. Die so genannte "Normalfamilie" galt als Basis des Wiederaufbaus. Millionen lediger, geschiedener und verwitweter Frauen, üblicherweise als "alleinstehend" bezeichnet, wurden so an den Rand der Gesellschaft gedrängt und systematisch benachteiligt, einst anerkannte Alternativen zur Ehe ignoriert und abgewertet. Unverheiratete Frauen galten als "überschüssig", als Konkurrenz, kurz: als ein Problem. Die Autorin fragt, wie sich diese Frauen mit der rigorosen Familienpolitik arrangierten, zeigt aber auch, dass Unverheiratete kein "trauriges Los" ziehen mussten.

Rapoport, Yossef: Marriage, money and divorce in medieval Islamic society. - Cambridge [u.a.] : Cambridge Univ. Press, 2005.
Signatur: 1772414-B.Neu
Hohe Scheidungsraten (die oft als Phänomen der westlichen Gesellschaft angesehen warden) waren auch typisch für die islamische Gesellschaft des Mittelalters. Der Autor stellt diese Scheidungsrate dem islamischen Ideal der Ehe gegenüber und stellt damit die üblichen Annahmen über die rechtliche Inferiorität muslimischer Frauen und ihre ökonomische Abhängigkeit von Männern in Frage. Er legt dar, dass die Eheschließung im spätmittelalterlichen Kairo, Damaskus und Jerusalem wenig gemeinsam hatten mit den patriarchalischen Modellen, die von Juristen und Moralisten vertreten werden. Die Übertragung von Mitgift, der Zugang von Frauen zu bezahlter Arbeit und die strikte Trennung von Eigentum zwischen den Eheleuten machten eine Scheidung einfach; sie konnte übrigens von beiden Seiten initiiert werden. Das sozialgeschichtliche Buch ist mit interessanten Fallstudien untermauert.

Schneider, Christine: Kloster als Lebensform : der Wiener Ursulinenkonvent in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (1740-1790). - Wien [u.a.] : Böhlau, 2005. - (L'Homme Schriften ; 11)
Signatur: 1448358-B.Neu-Per.11
Die vorliegende Untersuchung erörtert am Beispiel des Wiener Ursulinenklosters in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die sozialen und religiösen Dimensionen des Klosterlebens. Mit der Rekonstruktion des Alltags der Ordensfrauen konnte auch die Spannung zwischen theologischer Norm und sozialer Praxis herausgearbeitet werden. Die unterschiedliche soziale Herkunft der Ursulinen, ihre Tätigkeit in den Schulen und den verschiedenen Klostämtern sowie ihre individuelle und kollektive Frömmigkeitspraxis werden ebenso wie die persönlichen Handlungsspielräume der Schwestern auf der Basis umfangreicher Archivrecherchen dargestellt. Ein wichtiges Ergebnis der Arbeit liegt in dem Nachweis der intensiven sozialen Beziehungen, welche die in Klausur lebenden Nonnen mit allen Schichten der Bevölkerung verbanden.

Todorova, Olga T.: Ženite ot Centralnite Balkani prez osmanskata epocha : (XV - XVII vek) [Die Frauen der zentralen Balkanhalbinsel während der osmanischen Herrschaft (15.-17. Jhdt)] / Olga Todorova . - 1. izd. . - Sofija : Izdat. K?šta "Gutenberg" , 2004.
Signatur: 1781152-B.Neu
Olga Todorova bietet einen ersten historiographischen Überblick über die Geschichte der Frauen in den zentralen Balkanprovinzen des Osmanischen Reiches (der Bereich umfasst heute das bulgarische Staatsgebiet und angrenzende Gebiete). Islamische Doktrin und Praxis sowie die Sozialstrukturen auf der Balkanhalbinsel unter den Osmanen im 15.-17.Jhdt. werden ebenso behandelt wie die Rolle der Frau innerhalb der osmanischen Rechtsordnung. Die Frau war ökonomisches Subjekt, musste sich öffentlichen Normen anpassen und sich vor den Rechtsinstitutionen des Osmanischen Reiches gegebenenfalls auch verantworten. (Karmen Petra Moissi)

Tschugg, Ingrid: Frauenalltag und Wiederaufbau : St. Johann in Tirol nach 1945. - Wien [u.a.] : Studienverlag, 2005. - (Tiroler Studien zu Geschichte und Politik der Michael-Gaismair-Gesellschaft ; 4)
Signatur: 1621813-B.Neu-Per.4
Die Leistung der Frauen im Wiederaufbau nach 1945 blieb in der gängigen Geschichtsschreibung jahrzehntelang unbeachtet. Vor dem Hintergrund zerstörter Infrastruktur und knapper Lebensmittelrationen, die zum Überleben kaum ausreichten, lag die Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Alltages großteils in den Händen von Frauen. Durch ihre Arbeit sollte die Mangelwirtschaft bis weit in die 50er Jahre hinein ausgeglichen werden. Auf der Basis von ausführlichen Gesprächen mit Zeitzeuginnen der untersuchten Region (einschließlich Innsbruck) lässt die Autorin das schwierige Alltagsleben (Nationalsozialismus, Hunger, Mangel, Krieg, absente Männer, Hunger) und die erfolgreiche Bewältigung dieser Krisen wieder präsent werden.

© Nationalbibliothek, 2001
last update: 11.01.2006


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