AutorInnen ÜbersetzerInnen KünstlerInnen Gestaltung Essay
Titel protokolle
Erscheinungszeitraum 1966-1997
Bearbeitungszeitraum 1966-1997
Kurzbeschreibung Im Auftrag des Verlages Jugend & Volk gründete Gerhard Fritsch im Jahr 1966, nachdem er aus der Redaktion von „Wort in der Zeit“ ausgeschieden war, gemeinsam mit Otto Breicha die „protokolle“. Das Ziel, etwas anderes als ein „publizistisches Wegwerferzeugnis“ zu liefern, wurde wohl erreicht: Dieter Scherr meinte, die „protokolle“-Bände vermittelten den Eindruck, „es handle sich um erst nachträglich stimmig zusammengestellte Anthologien jener Zeit“. (Dieter Scherr: „Zweiunddreißig Jahre ‚protokolle’“, S. 29; siehe „Literatur“) Zumindest was die Autorennamen betrifft, belegen das bereits die ersten „protokolle“ vorzüglich. Diese bringen Prosa von Hans Lebert und Thomas Bernhard, es kommen drei Autoren der Wiener Gruppe zu Wort, darüber hinaus Ernst Jandl und Friederike Mayröcker, die zu den treuesten Mitarbeitern der „protokolle“ werden.
Zentral war und blieb die österreichische Avantgarde, wie sie sich ab den 1950er Jahren herausbildete. Neben den literarischen Texten, Reproduktionen bildender Kunst und Fotografien – Breicha erwies sich als begabter Porträtfotograf – sind es vor allem die thematisch breit gefächerten Essays, die die „protokolle“ auszeichneten. Franz Schuh konnte einen kompletten Band mit seinen essayistischen Arbeiten füllen (Pro XVI.4).
Solche Spezial-Bände mit Texten eines einzigen Autors oder zu einem bestimmten Thema traten in den 1980er Jahren gehäuft auf. Es gab „protokolle“ mit Werken von René Altmann (Pro XIV.4), Peter Weibel (Pro XVII.2) oder Günter Brus (Pro XVIII.2) sowie solche „James Joyce betreffend“ (Pro XX.1) oder mit „Materialien zu Konrad Bayer“ (Pro XVIII.1); ein Band beschäftigte sich mit dem Wiener Aktionismus (Pro XVI.2).
Herauszuheben ist, dass in den „protokollen“ auch Platz vorhanden war für eine Kunst, die im Abseits der bürgerlichen Gesellschaft entstand. Leo Navratil stellte mehrmals Künstler vor, auf die er als Psychiater der Landesnervenheilanstalt Maria Gugging aufmerksam wurde.
Bereits 1988 konstatierte Jörg Drews, „daß bei den PROTOKOLLEN die Verkaufszahlen dem Ruhm und der Qualität umgekehrt proportional“ seien. (Jörg Drews, Pro XXIII.1, S. 10) Neun Jahre später, 1997, kapitulierte Otto Breicha, der nach Fritschs Tod die „protokolle“ im Alleingang herausgegeben hatte, er stellte die Publikation ein und schloss seinen Abschiedstext mit den Worten: „Leute, das war’s!“ (Otto Breicha, Pro XXXII.1, S. 4)
Untertitel Wiener Jahresschrift für Literatur, bildende Kunst und Musik (Pro I.1-V.2)
Wiener Halbjahresschrift für Literatur, bildende Kunst und Musik (Pro VI.1-XIII.2)
Zeitschrift für Literatur und Kunst (Pro XIV.1-XXXII.1)
Herausgeber Gerhard Fritsch (Pro I.1-IV.1), Otto Breicha (Pro I.1-XXXII.1)
Redakteure Gerhard Fritsch (Pro I.1-IV.1), Otto Breicha (Pro I.1-XXXII.1)
Ort: Verlag Wien, München: Jugend und Volk (Pro I.1-XXV.2); Wien: Jugend und Volk (Pro XXVI.1-XXXII.1)
AutorInnen H. C. Artmann, Thomas Bernhard, Erich Fried, Michael Guttenbrunner, Hans Lebert, Friederike Mayröcker, Gerhard Roth [mehr ...]
ÜbersetzerInnen Karl Dedicus, Oskar Pastior, Max Demeter Peyfuss [mehr ...]
Bildende KünstlerInnen Günter Brus, Wolfgang Herzig, Maria Lassnig, Josef Mikl, Peter Pongratz, Max Weiler [mehr ...]
FotografInnen Friedl Bondy, Otto Breicha, Valie Export, Franz Hubmann [mehr ...]
Redaktionssitz „Die 'Protokolle' haben kein Büro, keine Sekretärin, nichts, was nach 'Institution' schmeckt.“ (Otto Breicha in einer Beilage zu Pro VIII.2)
Erscheinungsverlauf I.1966: H. 1
II.1967: H. 1
III.1968: H. 1
IV.1969: H. 1
V.1970: H. 1-2
VI.1971: H. 1-2
VII.1972: H. 1-2
VIII.1973: H. 1-2
IX.1974: H. 1-2
X.1975: H. 1-2
XI.1976: H. 1-2
XII.1977: H. 1-2
XIII.1978: H. 1-2
XIV.1979: H. 1-4
XV.1980: H. 1-4
XVI.1981: H. 1-4
XVII.1982: H. 1-4
XVIII.1983: H. 1-2
XIX.1984: H. 1-2
XX.1985: H. 1-2
XXI.1986: H. 1-2
XXII.1987: H. 1-2
XXIII.1988: H. 1-2
XXIV.1989: H. 1-2
XXV.1990: H. 1-2
XXVI.1991: H. 1-2
XXVII.1992: H. 1-2
XXVIII.1993: H. 1-2
XXIX.1994: H. 1-2
XXX.1995: H. 1-2
XXXI.1996: H. 1-2
XXXII.1997: H. 1
Erscheinungsweise jährlich (Pro I.1-IV.1, XXXII.1), 2x jährlich (Pro V.1-XIII.2, XVIII.1-XXXI.2), 4x jährlich (Pro XIV.1-XVII.4)
Druck Karl Werner, 1070 Wien (Pro I.1-V.1, VI.1-XVI.4, XVII.1, XVII.3-XVIII.1, XIX.1), Friedrich Jasper, 1030 Wien (Pro IV.1), Josef Gerstmayer, 1120 Wien (Pro III.1, V.1-VI.1, VII.1), Tusch-Druck, 1050 Wien (Pro VI.2-XIV.3), H. u. M. Kautzner, 1060 Wien (Pro XII.1), Styria, Graz (Pro XV.1-XV.3, XVI.1-XVI.3, XVII.3-XVII.4), Kautzner KG, 1100 Wien (Pro XVI.1, XVI.3), Novographic, 1230 Wien (Pro XVII.2, XVIII.2, XIX.2-XXII.1), Gutenberg, Wiener Straße 66, Wiener Neustadt (Pro XXII.2), M. Theiss, Wolfsberg (Pro XXIV.1-XXIV.2)
Träger Jugend & Volk
Auflage 3000 (Gerhard Ruiss u. J. A. Vyoral: Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren. Eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen österreichischen Literaturszene. Hg. v. Autorenkooperative Wien. Wien 1978, S. 100.)
Format Gr. 8°
Umfang I.1-IV.1 zwischen 175 und 282 Seiten (I.1 175 S.; IV.1 282 S.) V.1-XIII.2 zwischen 175 und 432 Seiten (V.1 175 S.; XIII.2 432 S.) XIV.1-XVII.4 zwischen 133 und 304 Seiten XVIII.1-XIX.2 zwischen 184 und 255 Seiten XX.1-XXXI.1 zwischen 128 und 169 Seiten XXXII.1 344 Seiten
Preis 250 öS (I.1) Gerhard Ruiss u. J. A. Vyoral: Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren. Eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen österreichischen Literaturszene. Hg. v. Autorenkooperative Wien. Wien 1978. S. 98: „Die teuerste ist die Halbjahresschrift PROTOKOLLE mit 138 Schilling.“
Sonder- und Begleitpublikationen 247:10 (Zehn Jahre) Protokolle. Wiener Halbjahresschrift für Literatur, Kunst und Musik. Hrsg. v. Otto Breicha im Verlag Jugend und Volk, Wien/München (1976) Autoren: Ott Breicha (Vorwort + Texte aus früheren Heften); Gerhard Fritsch (Texte aus früheren Heften); Die Herausgeber (Text aus früherem Heft); Künstler: Herzig, Wolfgang (aus Heft XI.2)
Inhaltliche Schwerpunkte Literatur, Kunst, Musik
Gattungen Essays, Epik, Dramatik (v.a. Hörspiele), Lyrik
Registernachweise 247:10 (Zehn Jahre) Protokolle. Wiener Halbjahresschrift für Literatur, Kunst und Musik. Hrsg. v. Otto Breicha im Verlag Jugend und Volk, Wien/München (1976). Darin: Protokolle ’66 bis ’76/1 Autoren und Beiträge, S. 23-31.
Protokolle. Zeitschrift für Literatur und Kunst. Hrsg. v. Otto Breicha im Verlag Jugend und Volk. Gesamtverzeichnis 1966-1992. (mit einem Aufsatz von Wendelin Schmidt-Dengler; sämtlich enthalten als Anhang in Band XXVIII.1 (1993))
Protokolle Heft XXXII, 1 (1997). Protokolle-Beiträge 1993-1997. Alphabetisches Gesamtverzeichnis nach Autoren, S. 337-341.
Kolleritsch, Julian: Protokolle. Zeitschrift für Literatur und Kunst. Im Kontext der sechziger und siebziger Jahre. Diplomarbeit Graz 2005.
S. 87-100: Inhaltsverzeichnisse 1966-1979.
Programmatische Äußerungen Gerhard Fritsch: „PROTOKOLLE, DIE NICHT VOLLSTÄNDIG SEIN, ABER EINE GEWISSE VERBINDLICHKEIT HABEN wollen. Sie betreffen den Zustand von Literatur und bildender Kunst, äußern sich zur Musik und behandeln diese Sparten im Hinblick auf Wien von Wien aus. Jährlich soll ein Band weiterer Protokollierungen folgen: Erstabdrucke von Texten, Berichten und Kritiken, Bildbeispiele.“ (Protokolle I.1, S. 1; Hervorhebung in Kapitälchen im Original)
„wir möchten in bescheidener Auswahl festhalten, was da ist, was uns davon aufgefallen ist, Zeugnisse künstlerischer Präsenz, Protokolle über ein Wien ohne Porzellanreiter, Totenmasken von Schubert oder Beethoven und Luftballons mit dem Steffel.“ (Protokolle I.1, S. 3)
Otto Breicha: „Etwas mehr Grundsätzliches über die womöglichen Aktualitäten hinaus schwebte uns [Breicha und Fritsch] vor, kein publizistisches Wegwerferzeugnis. Sondern etwas Almanachartiges für die Bibliothek.“ (Protokolle XXXII.1, S. 3)
„...Erstveröffentlichung in einer Zeitschrift (oder was immer die protokolle gewesen sind...“ (ebenda, S. 4)
Breicha in der Broschüre zu den Protokollen VIII.2 (1973): „WENN MAN WILL; KANN MAN DIE „Protokolle“, so wie sie 1966 zum ersten Mal erschienen sind und noch immer erscheinen, in der Anlage noch am ehesten mit den Almanachen vergleichen, die zur Goethe-Zeit in Hochblüte standen. Ihre Funktion: die Versorgung eines weniger grundsätzlich ambitionierten, „Gesammelte Werken“ lieber meidenden Publikums mit Lesestoff und Anschauungsmaterial.“
„DIE „PROTOKOLLE“ HABEN EINE erklärte Vorliebe fürs Neue, aber sie sind darum keine „Avantgarde-Zeitschrift“, wie gelegentlich gemeint wird. Es feht [sic!] nicht an Rückblicken.“
„Die „Protokolle“ sind auch nicht die Zeitschrift einer „Clique“, wie man gerne meint.Allerdings gibt es Autoren, die von den Anfängen weg in Abständen [...] immer wieder mithalten“.
„MIT DEM AUSGESPROCHEN Wienerischen dieser „Wiener Halbjahresschrift“ ist es nicht mehr weit her. [...] Schon im zweiten Band wurde der Rahmen der Autoren und Themen aufs Gesamösterreichische und dann bald einmal auf den deutschsprachigen Raum ausgedehnt.“
Gestaltung Beispiele
Essay Protokolle. Zeitschrift für Literatur und Kunst. Im Kontext der sechziger und siebziger Jahre [Diplomarbeit von Julian Kolleritsch]
Standorte (Auswahl) ÖNB (Sign.: 1014353-B. Neu Mag), LIT
Literatur elce: Flinte im Korn, Regenschirm daheim. Warum Otto Breicha die „protokolle“ aufgab. Standard am 4. Dezember 1997.
Engerth, Rüdiger: Im Hinblick auf Wien von Wien aus. Die Jahresschrift „Protokolle“ 1966; 1967; 1968. In: Literatur und Kritik. H. 28, September 1968, S. 495-498.
Graf, Hansjörg: Zehn Jahre Wiener "Protokolle". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2. August 1976, S. 19.
hai: Anthologie der Gegenwartskunst. In: Die Presse vom 25. März 1976, S. 5
H.M.: "Protokolle 72", "Konfigurationen". In: Neue Wege 28 (1972), H. 260, S. 33.
hr.: Protokolle 70 [Rezension]. In: Antiquariat 21 (1971), H. 11, S. 164 [2. Zählung].
Kolleritsch, Julian: Protokolle. Zeitschrift für Literatur und Kunst. Im Kontext der sechziger und siebziger Jahre. Diplomarbeit Graz 2005.
Mayer, Hermann: "Protokolle 68". In: Neue Wege 24 (1968), H. 230, S. 34.
Nef, Ernst: "Oesterreich ist kein Museum". In: Neue Zürcher Zeitung vom 3. Juni 1970, S. 85.
Scherr, Dieter: Zweiunddreißig Jahre „protokolle“. Interview mit Otto Breicha. In: Autorensolidarität. Heft 2 1998, S. 29-31.
Schmidt-Dengler, Wendelin: Von Friedrich Achleitner bis Dorothea Zeemann. 25 Jahre "protokolle". [Einleitender Aufsatz zu protokolle-Gesamtverzeichnis 1966-1992]. Wien: Jugend & Volk 1993. S. [1-3].
Walter Kratzer und Edwin Hartl: Rezensionen zu „Protokolle“ 70/1, 71/1, 72/1. In: Literatur und Kritik. H. 69, November 1972, S. 568-571.

Zum SeitenanfangPfeil nach oben


Protokolle Zeitschrift