Werke und Themen

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Peter Handke (geb. 1942) ist ein österreichischer Schriftsteller von europäischem Rang. Beflügelt von frühen Erfolgen hat er in einer jahrzehntelang weiterentwickelten Schreibarbeit betont eigenständige Werke geschaffen. Oft setzen sich diese planvoll gegen äußere Vorgaben zur Wehr. Gesellschaftliche und politische Fragen meidet Handke dabei nicht. Auch die viel diskutierten Jugoslawien-Aufsätze zeigen: Aus dem alltäglichen Schreiben und den konkreten Ausformungen der Schrift gewinnt er die dazu notwendige poetische Kraft.

Werkmaterialien aus sechs Jahrzehnten vermitteln einen Einblick in die Werkstatt des Autors. In einem frühen Schulaufsatz zeigt sich Handkes Ehrfurcht vor der Füllfeder. 1966 trat Handke mit großem Selbstbewusstsein vor der Gruppe 47 auf. Arbeiten der siebziger und achtziger Jahre dokumentieren sich in Typoskripten, darunter die auch als Film umgesetzte Erzählung Die linkshändige Frau (1976), die Langsame Heimkehr (1979) des Autors von Alaska über New York zurück nach Österreich sowie die erwanderten Poetiken in Büchern wie Die Lehre der Sainte-Victoire (1980) und Die Wiederholung (1986). Als einen »Ortsschriftsteller« bezeichnet sich Handke selbst. Die Werkmaterialien aus seiner Salzburger Zeit (1979-1987) zeigen dies: In Wanderkarten und Fotos von Schauplätzen dokumentieren sich Routen durch die Welt und durch seine Bücher.

Beginnend mit dem Versuch über die Müdigkeit (1989) schreibt Handke seine Prosaarbeiten, teilweise aber auch Theaterstücke wie Die Fahrt im Einbaum (1999) und andere Texte mit dem Bleistift. Schon Jahre zuvor hatte er dieses Schreibgerät in seinen Journalen mit Lobeshymnen bedacht. Das Manuskript der Morawischen Nacht (2008) zeigt, wie sehr der Autor, seit er in dem 1990 erworbenen Haus in Chaville lebt, diese neue Art des Schreibens perfektioniert hat: Ein mehrere hundert Seiten umfassendes Bleistiftmanuskript, fast ohne Korrekturen, gefertigt in stetig anwachsenden Portionen tagtäglicher Schrift.

Öffentliche Erregung verursachte Peter Handkes literarisches Engagement für Jugoslawien über die Winterliche Reise (1996) nach Serbien bis hin zu seiner Teilnahme am Begräbnis von Slobodan Milošević (2006). In den Werkmaterialien zeigt sich der lange Weg, der Handke zu diesem Thema führt, seine Antriebe und Motivationen. (kk)