Die linkshändige Frau

Notizbuch, 88 Seiten, 17.01.1976 bis 22.02.1976

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Der überwiegende Teil der Einträge dieses Notizbuchs ist Peter Handkes ursprünglich als Filmdrehbuch geschriebener Erzählung Die linkshändige Frau zuzuordnen – das Notizbuch wurde von ihm dementsprechend mit diesem Titel (S. I) versehen. Die Notizen wurden von Handke dabei direkt in das System dieses Schreibprojekts übersetzt und meist auch schon in Dialogform den Personen – Marianne, Franziska, Bruno, dem Verleger, dem Kind oder Rüdiger – zugeschrieben. Solche Notizen lauten zum Beispiel: »Ich habe mit F. gesprochen. Sie findet es richtig. Sie sagt: Endlich erwacht Marianne. Endlich wird sie politisch. Sie möchte dich in die nächste Frauenversammlung mitnehmen« (S. 4) oder »B. zu ihr: "Wißt ihr, warum ihr Weiber so blöd seid? Weil ihr nie irgendwo allein sitzt und euch betrinkt, weil ihr nie allein betrunken seid!"« (S. 4). Die Einträge folgen nicht der späteren Chronologie der Filmerzählung, sie zeigen noch keine erkennbare Struktur oder eine intensivere Beschäftigung mit einzelnen Szenen. Erst im hinteren Teil des Notizbuchs findet sich eine konzentrierte Ansammlung von Notizen zur Fest-Szene am Schluss der Erzählung. (S. 46-51; vgl. DF 114ff.)

Die beiden Datumseinträge »17.1.1976« (S. 75) und »22.2.1976« (S. 76) im Notizbuch können als Hinweis dafür gelten, dass es sich um Aufzeichnungen handelt, die während Handkes Arbeit an der ersten Textfassung (dem Filmdrehbuch) entstanden sind. Direkte Bemerkungen zum Filmprojekt, wie etwa in der Notiz: »Sie erzählt dem Kind, was es früher gesagt hat (Methode, das Kind zur Sprache zu bringen im Film)« (S. 80), gibt es dennoch kaum. Ein weiteres Indiz für die Zuordnung der Notizen zur ersten Textfassung ist, dass der Schauplatz noch Frankfurt und Umgebung (S. 8, 15, 22) ist – der Berg, den Marianne und das Kind besteigen (DF 102ff.), wird hier sogar namentlich genannt als »Altkönig« im Taunus (S. 17). Der Zusatz »(einfügen)« (S. 42) hinter einem Eintrag lässt aber auch den Schluss zu, dass einige Passagen bereits für die Überarbeitung zur zweiten Textfassung gedacht waren. 

Die Notizen wurden für die Einarbeitung in die Filmerzählung oft nur mehr wenig verändert, manchmal wurden mehrere Beobachtungen zu einem Bild verdichtet. Beispielsweise wurde die Notizen vom Anfang des Notizbuchs: »Er schaut nach der Ankunft dem Kind beim Zähneputzen zu« und »Das Kind greift in alle seine Taschen zur Begrüßung« (S. 1) und ein Eintrag aus der Mitte: »Das Kind krempelt sich die Ärmel auf, bevor es sich die Zähne putzt, weil das Wasser dann seinen Arm hinunterrinnen wird« (S. 56) in der Erzählung zusammengesetzt zu: »Als sie die Tür zum Bad öffnete, saß da Bruno auf dem Wannenrand und schaute bewegungslos dem Kind zu, das sich, schon im Pyjama, die Zähne putzte. Es hatte die Ärmel aufgerollt, damit das Wasser nicht hineinrann, und leckte die offene Zahnpastatube – die Kinderzahnpaste hatte Himbeergeschmack – sorgfältig ab.« (DF 17) (kp)

Siglenverzeichnis   Gesamtfaksimile

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

Die linkshändige Frau

Zusätzlich eingetragene Werktitel:  Die linkshändige Frau (und anderer Unsinn) [am hinteren Vorsatz]
Beteiligte Personen:  Amina Handke
Entstehungsdatum (laut Vorlage):  17.1.76 bis 22.2.76
Datum normiert:  17.01.1976 bis 22.02.1976
Entstehungsorte (laut Vorlage): 

Paris [Adresse, S. II]

Entstehungsorte (ermittelt):  Paris, Salzburg, München
Zusätzlich eingetragene Entstehungsorte: 

Place Vendôme (S. 45, 46); Österreich, Deutschland, Paris, Pointe de la Muette am Rand des Bois de Boulogne (S. 61); Heimatort in Südkärnten (S. 62); Epson Tavern Auteuil, Bd Edgar Quinet, Métro Raspail (S. 78); Censier-Daubenton, Bd. St. Germain (S. 79)

Materialart und Besitz

Besitz:  Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Art, Umfang, Anzahl: 

1 Notizbuch, 88 Seiten, I-III, pag. 1-88, I*-III*

Format:  9,2 x 14,3 cm
Schreibstoff:  Kugelschreiber (schwarz, rot, blau), Tinte (blau, schwarz), Filzstift (schwarz, rot)

Nachweisbare Lektüren

  • Verweis auf den Film »Two Rode Together« von John Ford (S. 9, S. 24)
  • Verweis auf den Film »Mamma Roma« von Pier Paolo Pasolini (S. 19, S. 28)
  • Baudelaire (S. 23)
  • Verweis auf den Film »Jamaica Inn« von Alfred Hitchcock (S. 79)
  • Wilhelm Raabe (S. 82)

Ergänzende Bemerkungen

Illustrationen: 

Zeichnungen und Skizzen von Peter und Amina Handke

Bemerkungen: 

Das Notizbuch wird in einem Briefumschlag aufbewahrt mit einer Beschriftung von Hans Widrich: »erh. 3.2.80 zum Geburtstag«. Das Buch ist von beiden Seiten beschrieben, mit jeweils einem Titel auf dem Vorsatzblatt; die Seiten I-75 enthalten die Datierung »22.2.1976«; die Seiten 76-III* enthalten die Datierung »17.1.76«.