Das 160 Seiten umfassende Notizbuch enthält tägliche Einträge von 18. August bis 16. Dezember 1982 mit einer durchschnittlichen Länge von 1-2 Seiten, vereinzelt bis zu 5 Seiten (z.B. ein Eintrag während Handkes Frankreichreise vom 31. August oder während der intensiven Arbeitsphase an Der Chinese des Schmerzes am 3. Dezember) oder auch nur wenigen Zeilen (wie ein kurzes Lektürezitat am 18. Oktober).
Zu Beginn der Aufzeichnungen am 18. August befindet sich Handke in Salzburg (er notiert am 19. August einen Besuch im Großen Festspielhaus – »"Die Schöpfung"«). Am 27. August reist er nachts nach Paris, besucht von dort in die Orte Chartres, Ètampes, Ormoy-la-Rivière, Boissy-la-Rivière, Chantilly, fährt wieder nach Paris, weiter nach Laon, Clamart oder Rouen (je nachdem, welche Fontaine Sainte-Marie gemeint ist) und Étretat. Am 5./6. September 1982 fliegt er vom Charles de Gaulle-Airport nach Venedig, danach notiert er als Stationen Treviso, Venedig, Padua, Mestre, Bahnhof Warmbad Villach, bis er am 12. September 1982 »back home« ist, allerdings ist damit noch nicht Salzburg gemeint. Ab 13. September 1982 notiert er die Orte Tainach, Tscherberg, Rinkolach, Edling, Humtschach, Hemmaberg, Stift Griffen, Mölltal, Spittal a.d. Drau und Schwarzach-St. Veit, bis er am 17. September 1982 »wieder in S« ist. Ab dann folgt ein längerer durchgehender Aufenthalt in Salzburg (immer wieder versieht er Notizen mit der exakten Ortsangabe »Mönchsberg« fest), wo er umliegende Orte oder Stadtteile erkundet: Anif, Gois, Siezenheim, Wals, Viehausen. Am 5. Oktober 1982 ist eine Fahrt nach Biel »als Heimbegleiter für E. H.« dokumentiert und ein anschließender sofortige Rückflug nach Wien: »[ich bin in Wien]«. Der Aufenthalt in Wien (mit Museumsbesuchen) dauert bis 7. Oktober, die Rückreise erfolgt über Linz nach Salzburg mit der Bahn. Danach hält sich Handke durchgehend in Salzburg und den umliegenden Orten bzw. Stadtteilen auf, u.a. am 1. November in »Hallein« oder am 3. Dezember in »Tamsweg«).
Das Beginndatum des Notizbuchs ist auf dem vorderen Vorsatz mit »18. August 1982 –« vermerkt (S. I), ein Enddatum fehlt. Die Blätter I und II des vorderen Vorsatzes enthalten neben Handkes Salzburger Wohnadresse und Telefonnummer drei Textzitate oder Mottos. »"Gehe hinaus, Ahas entgegen, ... an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches, am Wege beim Acker des Walkmüllers" (Jesaja 7,3) [a. 36,2]«: Dieses Zitat auf Blatt I hatte Handke bereits im vorangehenden Notizbuch (vgl. ÖLA SPH/LW/W100) auf den hinteren Vorsatz eingetragen. Ebenfalls auf Blatt I notierte er eine Passage von/zu Francis Ponge: »"Monde muet, ma seul patrie..." (Francis Ponge) ... je ne vous quitte pas verres, herbes, maisons, lettres.« Auf Blatt II schrieb er in Großbuchstaben folgendes Motto: »"WAS IST, DIENT ZUM BESITZ WAS NICHT IST, DIENT ZUM WERK" (Tao-Te-King) oder Malherbe als Motto? (Si l’enfer.....)«, (vgl. auch die gleichlautende Notiz am 3. Dezember 1982). Unter diesem dritten Zitat ist mit etwas Abstand der Begriff »Die Leere« notiert.
Folgende beiden Titel für Werkprojekte sind auf dem vorderen Vorsatz untereinander eingetragen: »Phantasien der Wiederholung [/] (ab 13.10.82.) Losers Geschichte ⊗ (Der Chinese des Schmerzes) [/] Die Schwellen (Versuch über die Schwellen)«.
Am hinteren Vorsatz verwendet Handke eine Seite (Bl. I*) noch für zwei letzte datierte Notizbucheinträge. Auf Blatt II* oben endet der letzte datierte Eintrag vom 16. Dezember 1982, unter dem Handke einen Buchtitel vermerkt: »Willem Frederik Hermans: Nie mehr schlafen" R. Wunderlich Verlag«. Darunter ist elf Mal untereinander die Phrase »Es ist so tragisch« eingetragen, daneben stehen Notizen mit Telefonnummern und die durchgestrichene Notiz einer Berechnung zur geplanten Anzahl an Arbeitstagen bis zur Fertigstellung des Textes (vermutlich von Der Chinese des Schmerzes).
Die letzten Seiten des Notizbuchs sind von 13. bis 16. Dezember datiert und weisen zahlreiche Streichungen und Überschreibungen auf. Die Korrekturnotizen zu Der Chinese des Schmerzes, die bis in den hinteren Vorsatz reichen, sind überschrieben mit notierten Adressen und Telefonnummern – oder umgekehrt: zuvor gemachte Notizen wurden mit den Korrekturen zu Der Chinese des Schmerzes überschrieben.
Wie in den meisten Notizbüchern Handkes sind am hinteren Vorsatz Telefonnummern, Bahnverbindungen und Ortsnamen zu finden, zudem ein Zitat aus Ponges Malherbe, das Handke am vorderen Vorsatz mit der Frage »oder Malherbe als Motto?« bereits andeutet: »Et si l’enfer est fable au centre de la terre / Il es vrai dans mon sein (Malherbe)«.
Auch in diesem Notizbuch verwendet Handke die Abkürzung »(O.)« (Orakel?) für bestimmte Notizen, z.B. am 23. August 1982: »Lebensart ist Pflichtbewußtsein (O.)«, am 19. September 1982: »Die Wendung ist es (O.)«, »L.s Schlafzimmer ist mehr eine „Kammer“ (→ O.)«, am 19. Oktober 1982: »Wir werden nicht alt (O.)«, am 24. Oktober 1982: »Wenn ich betrachte, ist alles in Ordnung (O.)«, am 27. Oktober 1982: »Ich bilde mich aus im Zeithaben (O.)«, am 28. Oktober 1982: »Ruhig absetzen (O.)«.
Auffällig sind auch vereinzelte Verweise und Erinnerungen an Beobachtungen und Empfindungen (z.B. zum Stichwort »Einsamkeit«), die zeitlich zurückliegen, z.B. ein Aufenthalt in New York 1978, und am 18. November 1982 auch ein Rückbezug auf 1971: »Schöner Tag heute, dank wem? vgl. 18. November 1971«. (ck)
Phantasien der Wiederholung; (ab 12.10.82) Losers Geschichte ⊗ (Der Chinese des Schmerzes); Die Schwellen (Versuch über die Schwellen)
Salzburg
Salzburg (18.8.1982), Fuschler Ache (19.8.1982), Anif (24.8.1982), Liefering (25.8.1982), → Paris (27.8.1982); → Chartres (27.8.1982), Étampes → Ormoy-la-Rivière (Valée de la Juine) (28.8.1982), Boissy-la-Rivière (28.8.1982), → Chantilly (Musée Condé) (29.8.1982), St. Julien-le-Pauvre (Paris) (30.8.1982), St. Vincent de Paul (Paris) (31.8.1982), Gare du Nord (Abfahrt nach Laon) (31.8.1982), Villers-Cotterêts (31.8.1982), Laon (Kathedrale) (31.8.1982), Fontaine Sainte-Marie (Clamart oder Rouen?) (1.9.1982), Étretat (3.9.1982), Charles de Gaulle Airport (5.9.1982), Venedig (6.9.1982), San Giorgio (6.9.1982), Giudecca (7.9.1982), Biennale di V[enezia] (7.9.1982), → Treviso (7.9.1982), Venedig (10.9.1982), Padua (10.9.1982), Mestre (10.9.1982), Bahnhof Warmbad Villach (11.9.1982), »(back home)« (Kärnten? 12.9.1982); Tainach (13.9.1982), Tscherberg (13.9.1982), Rinkolach → Edling (13.9.1982), Humtschach (14.9.1982), Hemmaberg (14.9.1982), Stift Griffen (15.9.1982), Mölltal (15.9.1982), Schwarzach-St. Veit (15.9.1982), Spittal a.d. Drau (15.9.1982, notiert am 16.9.1982), »wieder in S.[alzburg]« (17.9.1982); → Anif (23.9.1982, notiert am 24.9.1982), → Gois (24.9.1982); Siezenheim (25.9.1982), Wals (25.9.1982), Viehausen (28.9.1982, notiert am 29.9.1982); Biel (5.10.1982, »als Heimbegleiter für E.H.«), Wien-Schwechat, Wien, Kärntner-Str. (5.10.1982); (Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste, 6.10.1982); Grinzing, Grinzinger Steig (6.10.1982); → Weidling (6.10.1982); Klosterneuburg (6.10.1982); Innenstadt, Akademiestraße (6.10.1982); Wien-Mauer, Rodaun (7.10.1982); Linz "Zur Lokomotive" (7.10.1982); Flughafen, Walserfeld (8.10.1982); → Walserfeld (9.10.1982); M[önchs]b[er]g., Nacht (9.10.1982); Loig (10.10.1982); Gois (11.10.1982); Maria Plain (13.10.1982); M[önchs]b[er]g. (14.10.1982); → Wals (16.10.1982); S[alzburg], Walserfeld, Aiglhof (16.10.1982); M[önchs]b[er]g. 17c (19.10.1982); Hallein (1.11.1982); Tamsweg (3.12.1982)
1 schwarzbraunes Notizbuch, gebunden, unliniert, 160 Seiten, I-III, pag. 1-160, I*-III*
getrocknete Pflanzen zw. S. 34/35 und S. 80/81 (im DLA aus konservatorischen Gründen gesondert abgelegt)
An Hinweisen zu Handkes Lektüre während des Eintragungszeitraums des Notizbuches können durch einzelne oder mehrmalige Lektürenotizen ermittelt werden: