Naturgeschichte für Kinder
Naturgeschichte für Kinder, von M. Georg Christian Raff, ordentlichen Lehrer der Geschichte und Geographie auf dem Lyceum zu Göttingen. Mit fünfzehn Kupfertafeln, worunter die Abbildung der Giraffe, welche sich in der k. k. Menagerie in Schönbrunn befindet. Dreyzehnte verbesserte und vermehrte Auflage. - Wien : Bey Anton v. Haykul und bey Mich[ael] Lechner, 1829. Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 310.254-B.Alt-Mag Detailinformation Der Geographie- und Geschichtslehrer Georg Christian Raff (1748-1788) gehörte zur „neuen Generation“ von Pädagogen und Jugendschriftstellern in Deutschland, denen eine kindgerechte Gestaltung des Unterrichts bei gleichzeitig hohem Informationsgehalt ein Anliegen war. In seiner Naturgeschichte für Kinder, veröffentlicht 1783 in Göttingen, bemühte er sich dementsprechend um einen Schreibstil, der die kleinen Leser ansprechen sollte, ihm aber auch die Kritik mancher Kollegen einbrachte. So urteilten die Verfasser des (kurz nach Raffs frühem Tod erschienenen) Handbuchs Charakteristik der Erziehungsschriftsteller Deutschlands: „Seine Geographie, Naturgeschichte und Geschichte haben gewiß viel - sehr viel zur Ausbreitung nützlicher Kenntnisse beigetragen, deswegen segnen wir seine Asche. Aber gestehen müssen wir doch auch, daß uns sein Ton gar nicht gefallen hat; er ist bis zum Ekel kindisch … Wie ganz anders ist es, wenn Campe oder Salzmann mit seinen Kindern spricht!“. Im Stilvergleich mit diesen Meistern der Kinderliteratur konnte Raff zwar nicht bestehen, die Beschreibung von Pflanzen, Tieren und Materialien war aber wohl auch ein weniger dankbares Sujet. Der Beliebtheit von Raffs Naturgeschichte tat die harsche Beurteilung jedenfalls keinen Abbruch. Das Werk erlebte, bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, zahlreiche Neuauflagen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Die erste von mehreren Wiener Ausgaben der Naturgeschichte erschien 1791 bei Trattner. Unsere Neuerwerbung („Dreyzehnte verbesserte und vermehrte Auflage“ - !!), gedruckt 1829 im Verlag Anton von Haykul, zeichnet sich durch 15 schöne Kupferstichtafeln aus, deren erste (s. Bild links) dem Buch ein gewissermaßen „wienerisches“ Gepräge gibt: Im Sommer des Vorjahres hatte der Tiergarten Schönbrunn seine erste Giraffe bekommen, ein Geschenk des ägyptischen Vizekönigs an den Kaiser. Das Tier starb bereits im Frühling 1829, hatte es in dieser kurzen Zeit aber zu großer Popularität gebracht und das Wiener Mode- und Kulturgeschehen beeinflusst.*) Dass es sich bei der Giraffe auf diesem Kupferstich tatsächlich um jene aus Schönbrunn handelt, läßt sich an der sehr unnatürlichen Stellung ihrer Hinterbeine erkennen. Für den Transport von seiner Heimat Darfur nach Kairo hatte man den bedauernswerten Jungbullen auf dem Rücken eines Kamels festgebunden; dabei dürfte er die beiden Oberschenkelhalsbrüche erlitten haben, die erst bei der Obduktion des Kadavers erkannt wurden und indirekt zum Tod des Tiers führten. *) Zur Geschichte der ersten Giraffe in Wien vgl. z.B.: (Der Mausklick auf den Bildausschnitt führt zum Vollbild.) |