"... und will schön sein"

Schmuck und Kosmetik im spätantiken Ägypten
Österreichische Nationalbibliothek
scroll
scroll

Über die Ausstellung

Das Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek zeigt vom 24. März bis 30. Juli 2004 eine Sonderausstellung zum Thema Schönheitspflege in der Antike.

Schon der Titel "... und will schön sein" verrät das Leitbild dieser Ausstellung, das vom römischen Elegiker Albius Tibullus (55 v. Chr. – 19 v. Chr.) so treffend formuliert wird, wenn er in einem Gedicht klagt, dass ihn sein Knabe Marathus verlassen hat und nun einem leichtfertigen Mädchen nacheilt, das "schön erscheinen will". Der Terminus dafür ist das Wort bellus, das der wenig geachteten Volkssprache angehört und im Gegensatz zum Wort der gehobenen Sprache (pulcher) eine aufdringliche Schönheit bezeichnet. Und diese sehr prägnante Kritik Tibulls erscheint gleichsam als Beschreibung für den Inhalt der Ausstellung, die mit etwa 120 Objekten aus der Papyrussammlung Einblicke in die antike Schönheitspflege gewährt. Die Papyri, Papiere und Realien zeigen, welche Maßnahmen im Dienste der Schönheit stehen können und dass nicht jedem Bemühen der Erfolg sicher ist.

Da man der Bandbreite des Themas in umfassender Weise nicht gerecht werden kann, soll es unter spezifischen Aspekten dargestellt werden:
Wie aus dem Untertitel hervorgeht, steht bei der Ausstellung die Schönheitspflege der Ägypter und Ägypterinnen in der Spätantike im Mittelpunkt. Unzählige Toilettegeräte und Schmuckstücke aus der Zeit vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 7. Jh. n. Chr. geben ebenso wie die schriftlichen Quellen auf Papyrus und Papier Aufschluß darüber, wie ein ideales Aussehen erreicht werden sollte und womit die Schminkköfferchen und Schmuckschatullen der Menschen gefüllt waren.

Damals wie heute war ein schönes Aussehen untrennbar mit der gepflegten Erscheinung des Gesichtes und der Haare verbunden. Eye-Liner aus Elfenbein mit schwarzen Schminkresten zeigen ebenso wie Darstellungen auf antiken Textilien, dass das umrandende Schwarz der dadurch größer scheinenden Augen als Ausdruck besonderer Schönheit galt. Das Auftragen von Rouge und Cremen aus kleinen runden Dosen mit Watte-Pads ist ebenso bezeugt wie die Verwendung von rotem Lippenstift. Kämme und Haarnadeln garantierten den nötigen Halt für die komplizierten Hochsteckfrisuren, die dem Trend der Zeit entsprechen mußten. Auf Papyrus haben sich zahlreiche Rezepte von Haarpflegemitteln erhalten, von denen die meisten entweder den Haarwuchs fördern oder den Haarausfall stoppen sollten. Vor allem in die Kopfhaut einmassierte Fichtennadelextrakte sollten für dickes und strapazierfähiges Haar sorgen, das nicht nur auf den römischen Mumienbildnissen, sondern in der ägyptischen Kunst generell meistens schwarz ist, da schwarzes Haar als schön empfunden wurde.
Zur Kontrolle der Gesichts- und Haarpflege war ein Blick in den Spiegel für die tägliche Morgentoilette unerlässlich, denn Augenschminke, Make-up und Frisur wollen schließlich auch überprüft sein.

Gleichzeitig konnte auch mit einem Griff in die Schmuckschatulle die richtige Auswahl an Ohrringen und Halsreifen getroffen werden, denn Schönheitspflege beinhaltet neben Schminken und Frisieren auch das Tragen von Schmuck, der nicht nur dem natürlichen Aussehen der Menschen zusätzlichen Glanz verleihen soll, sondern auch als wichtiges Statussymbol in jeder Gesellschaft gilt. Zum einen wird luxuriöser Gold- und Silberschmuck getragen, der sich im spätantiken Ägypten hauptsächlich an den byzantinischen Formen orientiert, und zum anderen soll der billigere Schmuck, der sehr einfach gearbeitet ist und teure Edelsteine mit Glas, Eisen oder Messing nachahmt, für ein schöneres Erscheinungsbild sorgen.

Zur Ausstellung ist ein Begleitbuch erschienen, in dem nicht nur der Katalog, sondern auch fünf Essays das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Erhältlich ist das Buch im Papyrusmuseum zum Preis von € 19,90.