Die Unvernünftigen sterben aus

Notizbuch, 256 Seiten, ohne Datum [??.??.1972 bis ??.??.1973]

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Beschreibung

In einem für seine frühen Texte üblichen Arbeitsverfahren sammelte Peter Handke in einem Taschenbuchblindband Sätze zum Theaterstück Die Unvernünftigen sterben aus – den Titel seines Schreibprojekts notierte er auch am Umschlag seines Notizbuchs. Das Notizbuch befindet sich in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Einträge sind mit schwarzem und blauem Kugelschreiber, blauem Filzstift und grünem Buntstift geschrieben. Manche Stellen sind seitlich mit Kreuzen versehen, andere mit (zum Teil mehreren) Haken, mit Wellenlinien oder mit seitlichen Strichen markiert oder auch durchgestrichen. Das Notizbuch umfasst 256 Seiten, wobei nur 157 Seiten (die Hälfte) beschrieben sind, die restlichen Seiten sind leer. Auf der Innenseite des Umschlags ist Handkes damalige Wohnadresse mit Telefonnummer in Kronberg am Taunus vermerkt. Im hinteren Vorsatz notierte er weitere Telefonnummern. Die Paginierung wurde von Handke pro Doppelseite vorgenommen und verläuft von 1-78, das heißt auf der linken (sonst leeren) Seite steht die Seitenzahl, auf der rechten Seite der Text. Nach der Seite 78 kommen noch zwei unpaginierte Seiten mit Notizen.

Ein Entstehungszeitraum der Aufzeichnungen lässt sich nur ungefähr angeben. Das Notizbuch ist undatiert, muss aber im Winter 1972/1973 (vor oder während seiner Arbeit am Theaterstück Die Unvernüftigen sterben aus), zumindest aber ab Jänner 1973 entstanden sein. Den einzigen konkreten Anhaltspunkt für die Datierung gibt ein von Handke auf Seite 29 im Notizbuch eingetragenes Zitat aus dem Artikel Amerikas Wirtschaft braucht keinen Krieg von Hans Peter Jürgensen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 25. Jänner 1973, das er in seinen für die Neue Freie Presse (Wien) im Frühjahr 1973 geschriebenen Artikel Was soll ich dazu sagen? übernommen hat. (Der Artikel wurde auch im Sammelband Als das Wünschen noch geholfen hat von 1974, S. 25-29 abgedruckt.) Die Notizbucheinträge ab Seite 29 müssen folglich nach diesem Datum entstanden sein. Die Aufzeichnungen in diesem Notizbuch sind die früheste und in dieser Form einzige in öffentlichen Archiven vorhandene Quelle in den bisher bekannten Arbeitsmaterialien von Peter Handke, die sein ausschließlich an Schreibprojekten orientiertes Notieren dokumentiert – erst 1975/76 ändert sich sein Notieren zu einem täglichen »zweckfreien« Aufzeichnen von Beobachtungen und Erfahrungen. (kp)

Werkbezüge

Die Unvernünftigen sterben aus

Ungefähr Ende 1972/Anfang 1973 sammelte Peter Handke in einem Taschenbuchblindband Sätze und Notate zu seinem Theaterstück die Unvernünftigen sterben aus. Die Einträge darin lassen sich allerdings nur deshalb eindeutig dem Stück zuordnen, weil Handke das Notizbuch am Buchumschlag so betitelte – ohne dieser Information wäre diese Verbindung wohl nicht so einfach zu ziehen. Die Notizen dokumentieren dabei die für Handke damals typische Arbeitsweise: eines Sammelns von Sätzen (auch aus der Literatur, aus Zeitungen, dem Fernsehen), die er entweder direkt in das System des Projekts übersetzte oder dann bei der anschließenden Montage in die Dialoge. Nach ihrer Verwendung wurden die Einträge von ihm markiert – mit Kreuzen oder Haken, wieder andere Teile sind durchgestrichen, unterstrichen oder mit seitlichen Linien versehen. (kp)

Als das Wünschen noch geholfen hat

Eine Textstelle, die Handke in seinem Essay Was soll ich dazu sagen? verarbeitete, ist im Notizbuch »Die Unvernünftigen sterben aus« (ÖLA SPH/LW/W44/1, Bl. 29) zu finden: Es handelt sich um ein Zitat aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 25. Jänner 1973, aus dem Artikel Amerikas Wirtschaft braucht keinen Krieg von Hans Peter Jürgensen. Mit kleineren Auslassungen und Kürzungen übertrug Handke den Ausschnitt zuerst in sein Notizbuch und danach ohne weitere Änderungen in den Essay (das Typoskript der Erstfassung ist datiert mit »5.2.1973«), mit dem Wortlaut: »"Die Rüstungsindustrie sieht dem Ende des Krieges in Vietnam gelassen entgegen. Sie rechnet damit, daß jetzt nicht weniger, sondern mehr Geld für neue Waffensysteme zur Verfügung stehen wird, weil weniger für Bomben, Munition, Stahlhelme und Ersatzteillieferungen draufgehen wird. Das Ende des Krieges wird mehr Geld für B-1-Bomber bedeuten. B-1-Bomber sind als Ersatz für die VERALTETEN B-52 vorgesehen".« (ÖLA SPH/LW/W188, Bl. 1-2) Der Essay Was soll ich dazu sagen? wurde zuerst veröffentlicht in der von Günther Nenning herausgegebenen Zeitschrift Neue Freie Presse 1/1973, S. 12-15 und erschien in Buchform 1974 in Als das Wünschen noch geholfen hat. (ck)

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorsatzblatt): 

"Die Unvernünftigen sterben aus"

Entstehungsdatum (laut Vorlage):  ohne Datum
Datum normiert:  ohne Datum [??.??.1972 bis ??.??.1973]
Entstehungsorte (laut Vorsatzblatt): 

Kronberg/Ts.

Materialart und Besitz

Besitz 1:  Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Art, Umfang, Anzahl: 

1 Notizbuch, 256 Seiten, I-III, pag. 1-78 (= 155 Seiten, von denen die jeweils rechten Seiten beschrieben sind; die Paginierungen sind mit Ausnahme der S. 1 links), 2 unpaginierte beschriebene Seiten, 99 unpaginierte leere Seiten, I*-III*

Format:  11,9 x 18,7 cm
Schreibstoff:  Kugelschreiber (schwarz, blau), Filzstift (blau), Farbstift (grün)

Ergänzende Bemerkungen

Bemerkungen: 

In mehrere Teile zerfallenes Notizbuch, stark restaurierungsbedürftig.
Motto auf Vorsatzblatt: "Das Schlimmste ist überstanden – die letzte Hoffnung";
Kopie (Besitz 2) enthält nur die beschriebenen Seiten des Originals, die Vorsatzblätter des Originals fehlen