Es ist eine erfreuliche Publikation anzuzeigen. Erfreulich ist zum einen die Tatsache, daß nun auch das Franz-Michael-Felder-Archiv
der Vorarlberger Landesbibliothek über ein eigenes Publikationsorgan verfügt, wie es eigentlich jedes Archiv besitzen sollte.
Wo sonst können Nachrichten aus der eigenen Arbeit, aber auch wichtige Informationen und Darstellungen von außen, die diese
Arbeit direkt betreffen, sinnvoll und ohne großen Zeitverzug untergebracht werden? Wo sonst fänden die Freundeskreise der
Archive, hier der Franz-Michael-Felder-Verein, einen Ort, an dem sich die Bilanz der jährlichen Arbeit der Öffentlichkeit
angemessen präsentieren ließe? Erfreulich ist gerade dieses Jahrbuch aber auch wegen seiner hübschen Aufmachung und der sauberen,
augenfreundlichen Typographie, und man kann die Zufriedenheit verstehen, mit der Harald Weigel, der Direktor der Landesbibliothek,
den Band im Vorwort vorstellt.
Die Reihe der Beiträge wird eröffnet mit einer Edition von drei unbekannten Briefen Felders, die Jürgen Thaler, Mitarbeiter
des Archivs und Herausgeber des Jahrbuchs, in souveräner Kennerschaft kommentiert. Die beiden anschließenden Beiträge stammen
von zwei Vorarlberger Autorinnen: Susanne Alge erinnert, ausgehend von ihren Tagebucheinträgen über einen Bregenz-Aufenthalt
im Jahr 1905, an die skandalumwitterte Franziska (Fanny) von Reventlow (1871–1918), ihr bewegtes Leben und das zu Unrecht
vergessene Werk. Petra Nachbaur, zugleich feste Mitarbeiterin des Archivs, interpretiert einen Text des in Düsseldorf lebenden
Lyrikers Thomas Kling: »Gemäldegedicht, Schruns«. Auf diese mehr essayistischen Betrachtungen folgt der Jahresbericht des
Felder-Archivs für das Jahr 1999 mit dem Rückblick auf die durchgeführten Veranstaltungen, einer Übersicht über die Aktivitäten
der drei Archivmitarbeiter, sowie der Vorschau auf das Paula-Ludwig-Symposion, das Ulrike Längle im September 2000 mit großem
Erfolg realisiert hat. Den Abschluß bildet der umfassende Rechenschaftsbericht des Vereins für 1999.
Wie man sieht, macht der erste Band des Jahrbuchs Angebote für sehr unterschiedliche Interessen, was angesichts der Tatsache,
daß er zugleich als Jahresgabe für die Vereinsmitglieder dient, noch verständlicher wird. Als außenstehender Leser wünschte
man sich die Gewichte verschoben von den Rechenschaftsberichten und Rückblicken, die jetzt die Hälfte des 84 Seiten starken
Bändchens füllen, hin zu mehr wissenschaftlichen oder literarischen Beiträgen. Trotzdem: Der Anfang ist gut gemacht. Man darf
auf die Fortsetzungen gespannt sein.
Bernd Kortländer
|
|