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ARIADNE-Newsletter 43

Sprache & Literatur

Brucker, Barbara S.: Das Ganze, dessen Teile wir sind : zu Tradition und Erfahrung des inneren Raumes bei Doris Lessing. - Würzburg : Königshausen und Neumann, 1999. - (Epistemata : Reihe Literaturwissenschaft ; 274)
Signatur: 1578998-B.Neu
"Das Irrationale wird bei Doris Lessing gezielt zur Selbstheilung durch Dehypnotisierung eingesetzt. (...) meine Studie (will) die einzelnen psycho-physischen Möglichkeiten, die zur Dehypnotisierung von systemischer Konditionierung genutzt werden, selbst durchleuchten. Dabei folge ich der Entwicklungsstruktur von Lessings Mystikbegriff. Dieser offenbart sich thematisch in den aufeinanderfolgenden Werken und daneben in der inneren Struktur der einzelnen Werke durch sukzessiv aufkommende Entkonditionierungselemente aus dem körperlichen, seelischen und geistig-spirituellen Bereich, die immer zugleich zukunfts- und vergangenheitsgerichtet auf das Unteilbare ihres Gesamtwerkes verweisen." (die Autorin)

Colvin, Sarah: The rhetorical feminine : gender and orient on the German stage, 1647-1742. - Oxford : Clarendon Press, 1999.
Signatur: 1575509-B.Neu
Das frühneuzeitliche Schuldrama im deutschen Sprachraum war dazu bestimmt, jungen Buben Rhetorik zu vermitteln. Diese Tatsache wurde bisher unhinterfragt akzeptiert. Diese Untersuchung beschäftigt sich nun damit, wie diese Rhetorik angewandt wurde, und zwar mit spezieller Blickrichtung auf die weibliche und die islamische Welt. Beide wurden wurden als das für das patriarchal geprägte Christentum potentiell bedrohliche "Andere" angesehen. Das Geschehen auf der Bühne beinhaltet diese Bedrohung und gerät so zu einer kontrollierten Version des frühmodernen "theatrum mundi".

Deutschsprachige Schriftstellerinnen des Fin de Siècle / hrsg. von Karin Tebben. - Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1999.
Signatur: 1585477-B.Neu
Dieser Band präsentiert das Schaffen von 16 Schriftstellerinnen, die heute teilweise fast vergessen, den Stilpluralismus der Kunst um 1900 mitgeprägt haben. Meist steht der Identitätskonflikt der modernen Frau im Mittelpunkt ihrer Romane, sie zeigen den Einfluß von Milieu und Lebensumständen auf die Entwicklung des weiblichen Individuums, widmen sich der sog. "Nervenkunst" und greifen die um 1900 verbreiteten Mentalitäten wie "Dekadenz" und "Lebenspathos" auf.

Gilson, Elke: Wie Literatur hilft, "übers Leben nachzudenken" : das Oeuvre Monika Marons. - Gent, 1999. - (Studia Germanica Gandensia ; 47)
Signatur: 931922-B.Neu-Per.[N.F.]47
Die Anpassung an die Gesellschaft verweigern alle Heldinnen der DDR-Schriftstellerin Monika Maron, denen starke autobiographische Züge nachgewiesen werden können. Zunächst Industriearbeiterin, studierte sie anschließend Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, arbeitete als Regieassistentin beim Fernsehen und als Zeitschriftenreporterin. Ab 1976 lebte sie als freiberufliche Schriftstellerin in Berlin, wechselte aber als dezidierte Kritikerin des DDR-Systems 1988 in den Westen über.

Henschel, Rebecca Anne: The national socialist past in women's novels of the 1970's and 1980's. - Diss., Univ. of North Carolina, 1998.
Signatur: 1580400-B.Neu
Die Dissertation befaßt sich mit Themen und Erzähltechniken von österreichischen und deutschen Schriftstellerinnen, die über die nationalsozialistische Vergangenheit schreiben. Behandelt werden: Erika Mitterer "Alle unsere Spiele", Elisabeth Reichart "Februarschatten", Grete Weil "Meine Schwester Antigone", Anne Duden "Das Judasschaf", Helga Schubert "JUDASFRAUEN" und Marie Therèse Kerschbaumer "Der weibliche Namen des Widerstands".

Huml, Ariane: Silben im Oleander, Wort im Akaziengrün : zum literarischen Italienbild Ingeborg Bachmanns. - Göttingen : Wallstein-Verl., 1999.
Signatur: 1580768-B.Neu
"(Für SchriftstellerInnen und KünstlerInnen) stellt spätestens seit Goethes ‚Italienischer Reise' das Italien-Erlebnis ein Initiationsritual dar, das die künstlerische Selbstentfaltung und Identitätsbildung anhand klassischer Vorbilder aus der Antike geschult wissen will, aber auch einen Schwerpunkt auf die sinnliche Erfahrung vor Ort setzt. (...) Den Umgang mit dieser Tradition anhand ausgewählter Beispiele von Texten unterschiedlicher Gattungen am Werk von Ingeborg Bachmann zu verfolgen und die ästhetischen Mittel und das Wesen von Bachmanns Italien-Ritual, aus dem Facetten ihres Italienbildes reultieren, zu analysieren, ist Ziel dieser Arbeit." (aus der Einleitung)

Joeres, Ruth-Ellen Boetcher: Respectability and deviance : nineteenth-century German women writers and the ambiguity of representation. - Chicago [u.a.] : University of Chicago Press, 1998. - (Women in culture and society)
Signatur: 1585183-B.Neu
Die Autorin richtet die Aufmerksamkeit auf Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts: angefangen von Annette von Droste-Hülshoff, die im Literaturkanon einen festen Platz hat, über die sehr populäre Romanautorin Marlitt, die liberal gesinnten Louise Otto und Fanny Lewald bis hin zur so gut wie unbekannten Romanautorin und Journalistin Claire von Glümer. Joeres Boetcher findet in ihren Texten, die zugleich ambivalent, kompromißbereit, aber auch subversiv sein können, interessante und informative Einblicke in eine historische Übergangsperiode, die unser Zeitalter wesentlich mitgeprägt hat.

Kanneh, Kadiatu: African identities : race, nation and culture in ethnography, Pan-Africanism and black literatures. - London [u.a.] : Routledge, 1998.
Signatur: 1577269-B.Neu
Die Autorin versucht anhand literarischer Texte (u.a. von Toni Morrison, Alice Walker, Gloria Naylor, Ngugi Wa Thiong'o, Chinua Achebe) Autobiographien, ethnographischer und historischer Dokumente den Topos "African identities" näher zubringen. Dadurch werden Diskussionen über den Ursprung der afrikanischen Idee, den kulturellen, politischen (auch problematischen) Zugang für eine Analyse von Moderne, Nationalität und Ethnizität ermöglicht.

Klaus, Annekatrin: "Sie haben ein Gedächtnis wie ein Mann, Mrs. Cresspahl!" : weibliche Hauptfiguren im Werk Uwe Johnsons. - Göttingen : Vandenhoeck und Ruprecht, 1999. - (Johnson-Studien ; 3)
Signatur: 1583732-B.Neu
Welche traditionellen Muster sind in die Gestaltung der Protagonistinnen Uwe Johnsons eingeflossen, und was bedeutet dies für die Interpretation der einzelnen Romane wie des Gesamtwerks? Annekratrin Klaus verfolgt die Darstellung der weiblichen Figuren und zeichnet die Entwicklung des Autors nach. Vom "aufblickenden Erzählen", das in der Frau den besseren, da naturnäheren und gefühlsstärkeren Menschen imaginiert, führt der Weg zu einem eher "freilassenden Erzählen", das der Stimme der weiblichen Hauptfigur einen eigenen Platz einräumt und projektive Verzerrungen vermeidet.

Kuric, Johanna: Was ist das Andere auf das ihr Steine werft? : das Denken der Alterität in der Lyrik von Nelly Sachs. - St. Ottilien : EOS-Verl., 1999.
Signatur: 1588235-B.Neu
Die Studie beschäftigt sich mit den Möglichkeiten einer Lyrik nach Auschwitz und dem Entwurf einer neuen Sprache, die in der lebensfördernden Kraft des poetischen Ausdrucks das Wissen um eine "allgemeine Weltverbundenheit" (Sachs) gegründet weiß. Im Zentrum der Analyse steht der Nachvollzug eines produktiven Umgangs mit Alterität, der, gespeist aus den Traditionen jüdischer und christlicher Mystik, im Erinnern der Opfer Raum schafft für Wahrnehmungsweisen, die sich dem Kreislauf der Gewalt widersetzen. Der theoretische Horizont wird in der Auseinandersetzung mit dem jüdischen Religionsphilosophen Emmanuel Levinas erarbeitet, der den Begriff der Alterität und seine philosophische Relevanz innerhalb des zeitgenössischen Diskurses am nachdrücklichsten reflektiert hat. Die Dichtung von Nelly Sachs, die als "Wegweiser ins Ungesicherte" verstanden werden kann, ist unterwegs zu einer Sprche der Liebe, die neue Lebenswelten erkundet, einen behutsamen Zugang zum unveräußerlichen Eigenen des Anderen eröffnet.

Profile einer Dichterin : Beiträge des 2. internationalen Christine-Lavant-Symposions Wolfsberg 1998 / Arno Rußegger, Johann Strutz (Hg.). - Salzburg [u.a.] : Müller, 1999.
Signatur: 1582168-B.Lit
Anläßlich ihres 25. Todestages fand 1998 in Wolfsberg das II. Internationale Symposion zu Christine Lavant statt. Im Zentrum stand die in Arbeit befindliche Gesamtausgabe der Werke. Namhafte WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland trugen ihre religionsphilosophisch, volkskundlich, didaktisch, feministisch oder biographisch ausgerichteten Interpretationen zu Lavants Werk vor.

Rigberg, Lynn R.: Jane Austen's discourse with new rhetoric. - New York [u.a.] : P.Lang, 1999. - (Studies in nineteenth-century British literature ; 14)
Signatur: 1580370-B.Neu
Durch das ganze Werk Jane Austens können Parallelen zur weitverbreiteten schottischen "neuen Rhetorik" des 18. Jahrhunderts gefunden werden. Sie benutzt fiktive Beispiele der Rhetorik (und das bei beiden Geschlechtern) um lehrreich moralische Themen unterhaltsam anzubringen. Vorbilder dabei waren: Hugh Blair und George Campbell, die mit ihrem Rationalismus im Gegensatz zu David Humes Skeptizismus standen. Im Ausschöpfen dieser rhetorischen Prämissen verschafft sie ihren Heldinnen, einen, weit über die Grenzen der damaligen Möglichkeiten für Frauen hinausgehenden, Freiraum.

Schmid, Heike: "Gefallene Engel" : deutschsprachige Dramatikerinnen im ausgehenden 19. Jahrhundert. - St. Ingbert : Röhrig, 2000. - (Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft ; 67)
Signatur: 1182183-B.Neu.67
Der fast gänzliche Ausschluß von Schriftstellerinnen aus der Literaturgeschichtsschreibung ist, was explizit Dramatikerinnen betrifft, frappant - um so mehr als Bühnenstücke weiblicher Autoren in grosser Anzahl existieren. Diesen Autorinnen (u.a. Elsa Bernstein-Porges, Juliane Dery, Margarethe Langkammer, Anna Croissant-Rust, Clara Viebig), die mit Mut und Entschlossenheit auch eigene dramatische Konflikte gestalteten und dramatische Charaktere auf die Bühne entliessen, um 'ihre' Wirklichkeit sichtbar zu machen, gebührt heute noch Anerkennung und Respekt. Im Anhang umfangreiches Werkverzeichnis und Porträts der Dramatikerinnen mit zeitgenössischen Beschreibungen der Persönlichkeiten.

Süllwold, Erika: Das gezeichnete und das ausgezeichnete Subjekt : Kritik der Moderne bei Emmy Hennings und Hugo Ball. - Stuttgart [u.a.] : Metzler, 1999. - (M-&-P-Schriftenreihe für Wissenschaft und Forschung)
Signatur: 1580974-B.Neu
Das Werk von Emmy Hennings und Hugo Ball im Vergleich zu behandeln, dafür spricht mehr als die persönliche Verbindung zwischen beiden. Die unkonventionlle Ausprägung dieser Paarbeziehung ist eingebunden in die epochale Geschichte und Politik am Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihr Schreiben ist bezogen auf die Auseinandersetzung mit einer gesellschaftlichen Ordnung, die den Weltkrieg beförderte. Emmy Hennings und Hugo Ball suchen auszubrechen aus den Traditionen, aus denen eine zerstörerische Moderne erwuchs. Ein Verlangen nach wahrer Präsenz, nach einer authentischen Existenz ist für das so deutlich durch Avantgarde und Konversion zum Katholizismus geschiedene Werk und Leben des Paares im Ganzen ausschlaggebend.

Tammerl, Alfred: Hrotsvith von Gandersheim : eine Entmystifizierung. - Gräfling : Mantis-Verlag, 1999. - (Fiktion dunkles Mittelalter ; 2)
Signatur: 1579105-B.Neu
"Hrotsvith von Gandersheim lebte von ca. 935 bis nach 973. Sie gehört neben Hildegard von Bingen und Herrad von Landsberg zu den gelehrtesten Frauen des Mittelalters. Wir sehen in ihr nicht nur die erste namentlich bekannte deutsche Dichterin, sondern auch das Genie, das aus sich selbst befähigt war, Dramen zu schaffen, obwohl sie dafür keine erprobten Vorbilder hatte und obwohl es in ihrer Zeit kein Theater gab. Begeisterte Verehrer stellen die Werke der Hrotsvith in die unmittelbare Nachbarschaft des modernen Theaters, die Frauenforschung entdeckt in ihren Werken immer mehr emanzipatorische Züge." (der Autor)

Thaddeus, Janice Farrar: Frances Burney : a literary life. - Houndsmill [u.a.] : Macmillan Press, 2000. - (Literary lives)
Signatur: 1581917-B.Neu
Die englische Schriftstellerin Frances Burney (1752-1840), Tochter eines bekannten Musikkritikers, kam früh in Kontakt mit bekannten Figuren der kulturellen Szene des zeitgenössischen London; sie gehörte zum Bluestocking Circle um Elizabeth Montagu und Elizabeth Vesey, zeitweise arbeitete sie als Hofdame für Queen Charlotte. Im für zeitgenössische Verhältnisse fortgeschrittenen Alter von 41 Jahren heiratete sie den französischen Katholiken F. d'Arblay, mit dem sie längere Zeit in Frankreich lebte. Sie konfrontierte in mutiger Weise ihren LeserInnenkreis mit Themen, die in der damaligen Gesellschaft nur widerstrebend akzeptiert wurden: Ihre vier Romane und acht Theaterstücke kreisen u.a. um Themen wie häusliche Gewalt und die frustrierenden, wenn nicht qualvollen Erfahrungen von alleinstehenden Frauen aus der Mittelschicht. In ihrem Tagebuch beschreibt sie neben Persönlichem auch die wechselvollen politischen Zeitumstände.

Thiériot, Gérard: Marieluise Fleisser (1901 - 1974) et le théâtre populaire critique en Allemagne. - Bern [u.a.] : Lang, 1999. - (Contacts : Sér. 1, Theatrica ; 19)
Signatur: 1577118-B.Neu
Die bayrische Dramatikerin und Novellistin Marieluise Fleißer hat jene Generation von Schriftstellern beeinflußt, u.a. Fassbinder, Kroetz, Sperr, die sich in den sechziger und siebziger Jahren als Ziel setzten, das Volkstheater zu erneuern. Im Berlin der zwanziger Jahre war sie mit den bedeutendsten Dramatikern, u.a. Brecht, in Berührung gekommen. Das Buch befaßt sich vorwiegend mit den "Ingolstädter Stücken", stellt sie den jeweiligen Strömungen der Zeit gegenüber und versucht so, diese wichtige Etappe in der Geschichte des Volksstücks tiefer zu verstehen.

"Über die Zeit schreiben 2" : literatur- und kulturwissenschaftliche Essays zum Werk Ingeborg Bachmanns / Monika Albrecht u. Dirk Göttsche (Hrsg.). - Würzburg : Königshausen und Neumann, 2000.
Signatur: 1587620-B.Han.2
Ingeborg Bachmanns Problemstellungen - wie ihre Auseinandersetzung mit der sozialen Gewalt in der modernen Gesellschaft oder mit dem verborgenen Zusammenhang zwischen patriarchalischem Geschlechterverhältnis, katastrophischer Geschichte (Nationalsozialismus) und Unterwerfung bzw. Ausgrenzung des anderen - sowie die Reflektiertheit ihrer literarischen Darstellung sichern ihrem Werk seine fortdauernde Relevanz. Die zunehmende Distanz zu seiner Entstehungszeit begründet jedoch eine historische Blickverschiebung, die zusammen mit der kulturwissenschaftlichen Erweiterung der Literaturwissenschaft zu veränderten Verständnisperspektiven führt.

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