Grundeintrag 1999
[3/ S. 260:] Das Centre national de littérature / Lëtzebuerger Literaturarchiv wurde 1995 als staatliches Kulturinstitut gegründet und
löste damit das an den Archives Nationales bestehende Centre d’études de la littérature luxembourgeoise ab. Es hat seinen
Sitz in Mersch (15 km [3/ S. 261:] nördlich von Luxemburg) im restaurierten Geburtshaus des Luxemburger Staatsmannes Emmanuel Servais, das durch Schenkung von
Jeanne Servais in den Besitz des Staates übergegangen ist.
Das Centre national de littérature umfaßt die Bereiche Bibliothek, Archiv und Dokumentationsstelle über luxemburgische Literatur.
Es verfügt über Ausstellungs- und Konferenzräume sowie über eine Kleinkunstbühne im Kellergewölbe. Es ist der Sitz des Institut
grand ducal - Section des Arts et Lettres, des Conseil permanent de la langue luxembourgeoise und der von Alain Bosquet begründeten
Académie européene de poésie.
Schwerpunkte für Sammlung, Forschung, Dokumentation und Ausstellungen sind die Werke luxemburgischer Autoren in den drei landesüblichen
Sprachen, das literarische Leben in Luxemburg im
19. und 20. Jahrhundert, die Luxemburger Schriftsteller und ihr Wirken im In- und Ausland und der Colpacher Kreis. Demnächst
wird der Conseil permanent de la langue luxembourgeoise seine Arbeit an den neuen Luxemburger Wörterbüchern aufnehmen.
Die Bibliothek des Centre national de littérature umfaßt zur Zeit etwa 20.000 Bände und ist auf knapp 140 Zeitungen und Zeitschriften
abonniert. Hinzu kommen umfangreiche Buchbestände aus Schriftstellernachlässen, z. B. von Anise Koltz, Aline Mayrisch de St.
Hubert und Nicolas Ries. Seit August 1997 werden alle Neuzugänge im Verbundkatalog der luxemburgischen Bibliotheken mit dem
Programm ALEPH 500 erfaßt.
Das Archiv des Centre national de littérature umfaßt ca. 200 Sammlungen und Nachlässe. Die wichtigsten sind die von Nikolaus
Welter, Felix Mersch, Anise Koltz, Batty Weber, Robert Bruch, Paul Brück, Norbert Jacques und Jos Noerden. Etwa die Hälfte
der Nachlässe sind durch Findbücher erschlossen. Eine Plakatsammlung, eine Fotosammlung, eine audiovisuelle Sammlung von Bild-
und Tonträgern sowie ein Zeitungsausschnittarchiv sind im Aufbau begriffen.
Durch Wechselausstellungen stellt das Centre national de littérature sowohl eigene als auch fremde Forschungsergebnisse vor.
So war eine erste von den Mitarbeitern des Hauses ausgerichtete Ausstellung den »Hôtes de Colpach / Colpacher Gäste« gewidmet.
Eine zweite Ausstellung befaßte sich unter dem Titel »Kontakte Kontexte. Deutsch-luxemburgische Literaturbegegnungen« mit
der Erforschung exemplarischer grenzüberschreitender Begegnungen zwischen deutsch-luxemburgischen Partnern auf dem Gebiet
der Literatur. Bis zum 31. März 2001 zeigen wir die Ausstellung »Lëtzebuergesch ›eng Ried, déi vun allen am meeschten ëm ons
kléngt‹ (Antoine Meyer)«. Zu den drei Ausstellungen ist ein umfangreicher illustrierter Katalog erschienen.
[3/ S. 262:] In der Reihe »Lëtzebuerger Bibliothéik« geht es darum, vergriffene Texte luxemburgischer Autoren in Studienausgaben wieder
zugänglich zu machen. Neben einer Einführung in Leben und Werk des Autors wird auf den zum Verständnis des Textes notwendigen
historischen Kontext sowie auf die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte eingegangen. Acht Bände liegen bislang vor: »D’Léierchen«
von Michel Rodange, »Mumm Séis / Mutter Suse« von Dicks, alias Edmond de la Fontaine, »7 Erzielongen« von Isy Comes, »Lene
Frank. Ein Lehrerinnendrama« von Nik Welter, »Der Verräter« von Nikolaus Hein, »Fetzen. Aus der abenteuerlichen Chronika eines
Überflüssigen« von Alexander Weicker, »Marc Bruno« von Felix Thyes und »Choix de poèmes« von Paul Palgen.
In Zusammenarbeit mit dem Verlag PHI aus Echternach erscheint die literaturwissenschaftliche Reihe »Essais«. Vier Bände sind
zur Zeit erhältlich: »The Nationhood of Luxembourg« von James Newcomer, »Alexander Weicker und Marieluise Fleisser« von Gast
Mannes, »Die Geschichte der Mondorfer Dichtertage« von Alain Weins und »Un miroir aux alouettes. Petit dictionnaire de la
pensée nomade« von Corina Mersch.
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