Quelle: portrait.kaar.at
aus: Juchatz, Marie: Sie lebten für eine bessere Welt. 1971
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- Biographie:
- Kautsky, Frau Minna, geb. Jaich, Wien IV, Schönburgstrasse 14, ist im Jahre 1837 in Graz, Steiermark, geboren. Ihr Vater, Anton Jaich, ein gebürtiger Wiener, war Dekorationsmaler am Grazer Landestheater. Im Jahre 1845 übersiedelte er mit seiner Familie nach Prag. Sein Einkommen war mässig, und da sie unter sieben Kindern die älteste war, lag es nahe, dass sie sich ihr Brot selbst verdienen müsse. Damals gab es für ein Mädchen nur die Bühnen- oder die Gouvernantenlaufbahn, aber welcher Vater, der mit dem Theaterleben vertraut ist, würde seine Tochter für die erstere bestimmen wollen? Ihre Ausbildung zur Gouvernante wurde indes auch nicht ernst genommen, denn schon mit 16 Jahren vermählte sie sich mit einem jungen Künstler, dem Landschaftsmaler Kautsky und Kautsky schwärmte für ihre schauspielerische Begabung. Ihr Talent sollte produktiv gemacht werden und unter seinem Schutze sollte sie zum Theater gehen. Er selbst hat die Staffeleimalerei aufgegeben und sich der scenischen Kunst zugewendet. 1863 wurde er Hoftheatermaler in Wien. Sie hatte auch verschiedene Engagements absolviert. Aber die Anstrengungen dieses Berufes und die frühe Mutterschaft hatten ihre Gesundheit erschüttert. Sie erkrankte an einem Lungenleiden, das einen chronischen Charakter annahm. Es war ein Hemmnis in ihrem Leben gewesen, das sich nie mehr ausgleichen konnte. In den Jahren der Vollkraft des Individuums war sie von den Ärzten und ihrer ganzen Umgebung als eine Todeskandidatin betrachtet, stets zur Schonung und Ruhe gemahnt worden. Zur Einsamkeit verurteilt, warf sie sich auf das Studium der Klassiker und Philosophen und die Lehren Darwins und Häckels. Ihre Gesundheit besserte sich und sie konnte die Studien ihrer heranwachsenden Söhne überwachen. Mit ihrem ältesten Sohne Karl, der heute in der sozialwissenschaftlichen Litteratur einen Namen besitzt, verband sie bald die innigste Ideengemeinschaft. Der anregende geistige Verkehr mit diesem Sohne, vor allem aber die hereinbrechenden Ideen einer neuen Zeit, die sie begeisterten und entflammten, haben ihr die Feder in die Hand gedrückt.
(aus: Pataky)
- Kautsky, Minna, Schriftstellerin, geb. zu Graz am 11. Juni 1837, übersiedelte 1845 nach Prag und trat daselbst wiederholt auf dem Liebhabertheater zu St. Niklas, ja sogar am Prager Stadttheater auf, denn sie wollte gegen den Willen ihrer Eltern sich gänzlich der Bühne widmen. Aber erst 1854 (mit dem Maler Johann Kautsky verheiratet) konnte sie sich der Bühnentätigkeit als Beruf zuwenden und trat in den Verband des Olmützer Stadttheaters. 1855 wurde sie Mitglied des Deutschen Theaters in Prag, wirkte später in Sondershausen und Berlin, musste jedoch 1861 in Folge eines Lungenleidens der Bühne gänzlich entsagen. Als Schriftstellerin jedoch trat sie erst 1876 in die Öffentlichkeit. Sie publizierte mehrere Arbeiten in Zeitschriften, sowie die Romane: "Stefan vom Grillenhof" (1881), "Herrschen oder Dienen" (1882), "Die Alten und die Neuen" (1885, sämtlich bei Karl Reissner in Leipzig) und "Die Victoria" (1888, Zürich, Schabelitz). Auf dramatischem Gebiete ist K. Verfasserin des historischen Dramas "Madame Roland" (1878) und der Preislustspiele: "In der Wildnis" (1882) und "Sie schützt sich selbst" (das letztere wurde 1892 anlässlich der vom Deutschen Volkstheater ausgeschriebenen Konkurrenz mit dem zweiten Preise prämiert. IV., Schönburgstrasse 14.
(aus: Eisenberg)
- Kautsky, Minna, österr. Schriftst. u. Dramatikerin, *Graz 11.6.1837, +Berlin 21.12.1912. Verh. mit dem Kunstmaler Joh. K. Von 1854 bis 1862 Schauspielerin, dann Schriftst. Ihr Interesse galt den geistigen u. sozialen Fragen der Zeit.
(aus: Lexikon der Frau)
- KAUTSKY, geb. Jaisch, Min(n)a (Pseud.: Eckert)
geb. 11.6.1837 in Graz
gest. 20.12.1912 in Berlin Friedenau
Vater Theatermaler Anton Jaich in Graz. Geh. 1853 (oder 1854) Landschafts- und Theatermaler in Graz (gest. 1896). Ihr Sohn war der sozialistische Schriftsteller Karl Kautsky (Prag 1854 - Amsterdam 1938). Sie war Schauspielerin von 1854 - 1862.
(aus: Friedrichs)
- Minna Kautsky (geb. Jaich), Pseudonyme: Eckert, Wilhelm Wiener, 1837 in Graz geboren, 1912 in Berlin gestorben, Engagements als Schauspielerin an verschiedenen Bühnen in Böhmen und Mähren, heiratete 1854 den Maler Johann Kautsky, lebte von 1863 bis 1904 in Wien, begann 1870 mit literarischen Skizzen für die Presse, durch ihren Sohn Karl wurde sie mit sozialistischen Ideen bekannt, Freundschaft mit Liebknecht, Adler, Mehring, Luxemburg, lebte seit 1904 bei ihrem Sohn in Berlin; ihre erfolgreichen Erzählungen, welche die Probleme der Arbeiterschaft und der Frauen zum Thema hatten, erschienen fast alle zuerst in Zeitungen und Zeitschriften.
(aus: Gürtler)
- Kautsky, Minna (eigtl. Wilhelmine), geb. Jaich (Ps. Eckert)
Schriftstellerin
11.6.1837 (Graz) - 20.12.1912 (Berlin)
Schon als 14-jährige trat K. an Laienbühnen auf. Ab 1854 spielte sie u.a. an den Theatern von Olmütz und Prag. Wegen eines Lungenleidens musste sie 1862 ihre Schauspielkarriere aufgeben und lebte ab 1863 mit ihrem Mann Johann K., der wie ihr Vater Bühnenmaler war, in Wien. 1870 begann sie, Aufsätze über Literatur in Zeitungen zu veröffentlichen, ab 1876 schrieb sie auch Novellen. Beeinflusst durch ihren Sohn, den späteren sozialistischen Politiker und Theoretiker Karl K., wurde sie zu einer überzeugten Sozialdemokratin und schrieb vor allem für die sozialistischen Zeitungen "Die Neue Welt" und "Die Neue Zeit". Auch ihre Romane, z.B. "Stefan vom Grillenhof" (1881), in dem sie sich mit dem preußisch-österreichischen Krieg von 1866 auseinandersetzte, erschien zunächst in diesen Zeitungen. Als eine der ersten Schriftstellerinnen machte K. die Arbeiterfrage und die sozialistische Weltanschauung ("Herrschen oder Dienen", 1882, "Die Alten und die Neuen", 1885) sowie die Frauenfrage ("Viktoria", 1889) zu Romanthemen. 1904 siedelte sie - ihr Mann war 1896 gestorben - zu ihrem Sohn nach Berlin über.
(aus: Tausend Frauen)
- Autobiographie:
- Autobiographische Skizze. - In: In freien Stunden : eine Wochenschrift ; Romane und Erzählungen für das arbeitende Volk. Jg. 13 (Bd. 2), Berlin, 1909, S. 23 - 24
Signatur: 770978-C.Neu
- Werke in der ÖNB:
- Madame Roland. Historisches Drama in 5 Acten. - Wien : Rosner, 1878
Signatur: 171.544-B
- [Div. Erstdrucke] In: Die Neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. Hrsg. u.red... von Karl Kautsky. etc. - Stuttgart 1891 -
Signatur: 403831-B.Per
- Herrschen oder Dienen? : Ein Roman ; Gratisbeilage zur Magdeburger Volksstimme. - Magdeburg : Verl. der Volksstimme, 1899
Signatur: 1802837-B
- Auswahl aus ihrem Werk. Hrsg. v. Cäcilia Friedrich. -Berlin: Akad. -Verl. 1965. - (Textausgaben zur früheren sozialist. Literatur in Deutschland. 4.)
Signatur: 976978-B.4.Per
- Sekundärliteratur:
- Buchholzer, Miriam: Pazifismus am Beispiel ausgewählter Werke von Bertha von Suttner und Minna Kautsky / vorgelegt von Miriam Buchholzer , 2006. - Graz, Univ., Dipl.-Arb., [2006]
Signatur: 1795976-C
- Ertl, Eva:
Minna Kautsky : von den Anfängen weiblicher Literaturproduktion im Umfeld der sozialdemokratischen Bewegung. -
Salzburg, Univ., Dipl.-Arb., 1989
Signatur: 1309510-C.Neu
- Friedrich, Caecilia: Minna Kautsky. Beitrag zur Entstehungsgeschichte d. sozialistischen dt. Literatur. - Halle 1963. - Halle-Wittenberg, Univ., phil. Diss.
Signatur: 1303412-C
- Gürtler, Christa:
Eigensinn und Widerstand : Schriftstellerinnen der Habsburgermonarchie /
Christa Gürtler; Sigrid Schmid-Bortenschlager. -
Wien, 1998
Signatur: 1539407-B.Neu
- Gürtler, Christa:
Kampf gegen Ausbeutung : Stand und Widerstand in der
Literatur von Frauen I. -
In: Geschlecht und Arbeitswelten : Beiträge der 4. Frauen-
Ringvorlesung an der Universität Salzburg. - Wien : Bundesministerium f. Arbeit, Gesundheit und Soziales, 1998, S. 75 - 88
Signatur: 1317973-C.Neu-Per.26
- Juchacz, Marie: Sie lebten für eine bessere Welt. (Lebensbilder führender Frauen des 19. u. 20. Jh. [u.a. von Minna Kautsky] ) [Mit Portr.] - Hannover: Dietz (1971)
Signatur: 1108684-B
- Krisis und Zukunft der Frau. Psychotherapie, Religion, Gesellschaft. Ein Tagungsbericht. (Vorträge, geh. auf den beiden Tagungen d. Stuttgarter Gemeinschaft "Arzt u. Seelsorger" im Herbst 1961 u. im Frühjahr 1962.) Hrsg. v. Wilhelm Bitter. - Stuttgart: Klett (1962)
Signatur: 963639-B
- Michler, Werner:
Zwischen Minna Kautsky und Hermann Bahr : literarische
Intelligenz und österreichische Arbeiterbewegung vor Hainfeld (1889) /
Werner Michler. -
In: Literarisches Leben in Österreich 1848 - 1890 / Hrsg.: Amann,
Klaus. - Wien : Böhlau, 2000, S. 94 - 137
Signatur: 1561009-B.Neu-Per
- Minna Kautsky : Beiträge zum literarischen Werk / Hrsg.:
Riesenfellner, Stefan. - Wien : Verlag für Gesellschaftskritik, 1996, S. 1 - 27
Signatur: 1433046-B.Neu-Per.8
- Müller, Heidy Margrit:
Sozialkritik und Zukunftshoffnung : Minna
Kautsky. - Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1999, S. 197 - 215
Signatur: 1585477-B.Neu
- Münchow, Ursula: Arbeiterbewegung und Literatur 1860-1914. - Berlin [u.a.] : Aufbau, 1981, S. 304 - 322
- Münchow, Ursula: Neue Wirklichkeitssicht und politische Praxis : sozialistische Literatur und Arbeiterinnenbewegung. In : 19. und 20. Jahrhundert. München, 1988
Signatur: 1282297-B.2
- Pimingstorfer, Christa:
Zwischen Beruf und Liebe : Minna Kautsky und Lou
Andreas-Salomé im Vergleich. -
In: Schwierige Verhältnisse : Liebe und Sexualität in der
Frauenliteratur um 1900 / Hrsg.: Klugsberger, Theresia. - Stuttgart : Heinz, 1992, S. 43 - 56
Signatur: 1137447-B.Neu-Per.262
- Schwartz, Agatha: Shifting voices : feminist thought and women's writing in "Fin-de-siècle" Austria and Hungary. - Montreal & Kingston [u.a.] : McGill-Queen's Univ. Press, 2008
Signatur: 1872087-B.Neu
- Sunk, Christine:
Minna Kautsky : Möglichkeiten einer sozialistischen Tendenzliteratur am Beispiel "Die Alten und die Neuen" von Minna Kautsky. -
Salzburg, Univ., Dipl.-Arb., 1990
Signatur: 1334431-C.Neu
- Weber, Lilo: "Fliegen und Zittern" : Hysterie in Texten von Theodor Fontane, Hedwig Dohm, Gabriele Reuter und Minna Kautsky. - Bielefeld : Aisthesis-Verl., 1996
Signatur: 1470112-B.Neu
- Nachlässe und Autographen:
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