Fanta, Berta (geb. Sohr)
1866 - 1918
- Biographie:
- Fanta, Berta, geb. 19. Mai 1866 Prag, gest. 28. Dezember 1918 Prag. Bahnbrecherin der Frauenbewegung, Philosophiestudium an der DUP, enge Verbindung zu theosophischen Kreisen mit Rudolf Steiner und Hugo Bergmann, ihrem Schwiegersohn.
(aus: Wlaschek)
- Berta Fanta (am 19. Mai 1866 geboren als Berta Sohr), die sich für alles Geistige leidenschaftlich interessierte und als Bahnbrecherin der Frauenemanzipation gelten kann, stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Sie und ihre Schwester Ida Freund zählten zu den ersten Frauen, die an einer deutschen Universität ihr Studium absolvierten. Allerdings hat Fanta, wie ihre Tochter Else Bergmann in ihrer "Familiengeschichte" (unveröffentlicht) berichtet, noch als "Externistin" studiert. Ihre tiefe Verehrung war zunähst Wagner und Nietzsche gewidmet. Bald hat aber die Beschäftigung mit den Nietzscheanischen Schriften ihr Interesse in eine philosophische Richtung gelenkt. Und so finden wir sie, zusammen mit ihrer besten Freundin, ihrer Schwester Ida Freund, in den Hörsälen der Prager Deutschen Universität. An dieser Universität lehrte damals Professor Marty, ein Schüler und Anhänger Franz Brentanos und seiner "Schule". Berta Fanta legte bei ihm "alle Prüfungen ab und eroberte sich zugleich die Fraundschaft dieses edlen Mannes". In den ersten Jahren unseres Jahrhunderts wurde sie dann zum Zentrum des Intellektuellenkreises, der sich mit der Brentanophilosophie, deren Einstellung zu anderen philosophischen Systemen und zur Wissenschaft beschäftigte: "Im Prager Café Louvre, das in der fashionablen Ferdinandstraße lag (...), versammelte sich in einem dem Hof zugekehrten, stillen Extrazimmer alle 14 Tage einmal in den Abendstunden ein Philosophenzirkel; eigentlich eine Dependance der Deutschen Universität, an der die Lehre Franz Brentanos beinahe unumschränkt herrschte." So beschreibt der bekannte Schriftsteller Max Brod in seiner Autobiographie "Streitbares Leben" (München 1960) den Louvrezirkel, zu dem unter anderem Professor von Ehrenfels, die Dozenten Utitz und Kastil sowie Franz Kafka und später auch Albert Einstein zählten. (...) Als Rudolf Steiner seinen ersten Vortrag in Prag am 23. Februar 1907 hielt (...) war einer der Säle des Café Louvre als Ort dafür ausgewählt. Wahrscheinlich war dies die erste Gelegenheit, daß die allen geistigen Erfahrungen gegenüber offene Berta Fanta Rudolf Steiner begegnete.
Parallel zu den streng brentanistisch gehaltenen Zusammenkünften im Café Louvre versammelte Berta Fanta im "saalartigen Salon" ihres Hauses ("Zum Einhorn" am Altstädter Ring) einen inoffiziellen Kreis; den "Fantakreis" hat man ihn genannt. Jeden Dienstagabend trafen hier Persönlichkeiten wie der Mathematiker Professor Kowalewski (...), der Physiker Professor Philipp Frank, Max Brod, Albert Einstein und Franz Kafka zusammen. (...)
Die so hoch geschätzte Gastgeberin Fanta hielt selber Vorträge verschiedener Art, deren Schwerpunkt zuerst bei Goethe lag. Ihre philosophischen Kurse sowie ein Kurs über Goethes Weltanschauung brachten sie "mit immer mehr Menschen in Berührung, die geistig strebten und nach Erkenntnis dürsteten", erzählt Else Bergmann. (...) Nun begegneten die Schwestern aber Rudolf Steiner, der Fanta - einer philosophisch geschulten Seele - als erster zur Klärung mancher Widersprüche zwischen geistigen Erlebnissen und der Philosophie verhelfen konnte. (...)"
(aus: Reuveni, Amnon: Berta Fanta zu ihrem 75. Todestag. - In: Das Goetheanum : Wochenschrift für Anthroposophie Nr. 50, 12. Dezember 1993. S. 515 - 517)
- Werke in der ÖNB (erschienen bis 1929):
- Sekundärliteratur:
- Berta Fanta : Amnon Reuveni zu ihrem 75. Todestag. - In: Das Goetheanum : Wochenschrift für Anthroposophie Nr. 50, 12. Dezember 1993. S. 515 - 517
Signatur: 601587-C.Neu-Per
- Iggers, Wilma A.: Jüdinnen in Böhmen und Mähren um 1900. - In: Von einer Welt in die andere : Jüdinnen im 19. und 20. Jahrhundert / Hrsg.: Dick, Jutta. - Wien : Brandstätter, 1993, S. 157 - 166
Signatur: 1387875-B.Neu und 1387876-B.Neu
- Iggers, Wilma: Frauenleben in Prag : ethnische Vielfalt und kultureller Wandel seit dem 18. Jahrhundert . - Wien [u.a.] : Böhlau , 2000
Signatur: 1603898-B.Neu und 1603899-B.Neu
- Gimpl, Georg: Weil der Boden selbst hier brennt ... : aus dem Prager Salon der Berta Fanta (1865 - 1918). - Furth im Wald ; Praha : Vitalis, 2001
Signatur: 1641796-B.Neu
- Nachlässe und Autographen:
Letztes Update: 14. Februar 2006