aus: Popp, Adelheid: Der Weg zur Höhe. 1929
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- Biographie:
- Renner-Institut
- Ich war damals in Österreich die einzige Agitatorin. Im Jahre 1889 wurde der Parteitag nach Hainfeld einberufen und auch die Polzentaler Genossen wurden davon in Kenntnis gesetzt, mit der Aufforderung, zu delegieren. Ich wurde als Delegierte gewählt und erstattete nach Wien die Meldung. Die Wiener Genossen schrieben damals, daß sie einen männlichen Delegierten wünschen, die Frauen wären noch nicht so weit.*) Ich ließ es sein und dachte, "wir geigen wieder". Das geschah bald. Ein Jahr verflog schnell und im Juni 1890, ich war von einer Versammlung aus Reichenberg heimgekehrt, erhielt ich eine Einladung von Wien, ich solle am 29. Juni bei der konstituierenden Versammlung des Arbeiterinnenvereines sprechen. Ich sagte zu. (...) Die Versammlung war sehr gut besucht, es war auch eine ganze Menge Doktoren und Berichterstatter der verschiedenen Wiener Blätter anwesend, welche mich neugierig beguckten. Auch Genosse Dr. Adler sprach in der Versammlung. Nach mehrtägigem Aufenthalt, welchen mir die Genossen so angenehm wie möglich gemacht hatten, kehrte ich in mein Polzental zurück; das erste Samenkorn für eine zukünftige Arbeiterinnenbewegung war gelegt und auch im Polzental wurde es lebhafter. (...) In Bensen wurde es nun auch unter den Arbeiterinnen lebendig; im Jahre 1893 berief ich denn eine öffentliche Frauenversammlung ein, bei welcher Genossin Dworschak, heute Genossin Popp, referierte. Die Versammlung war sehr stark besucht. Männer durften ihr nicht beiwohnen, das war von der k. k. Bezirkshauptmannschaft verboten. Es war dies die erste Frauenversammlung, welche hier tagte. Später kamen noch andere Genossinnen, 1895 Genosin Anna Boschek. Mein sehnlichster Wunsch war erfüllt, ich stand nicht mehr allein da. Im Jahre 1894 fand ich beim Parteitag in Wien schon ein Häuflein wackerer Kampfgenossinnen. (...) 21 Jahre sind ins Land gegangen seit dem Moment, wo in der Metropole Österreichs der erste Grundstein zum Bau einer Arbeiterinnenbewegung gelegt wurde; wo die Arbeiterinnen Wiens unter der leitung wackerer Pioniere der Arbeiterschaft einen Arbeiterinnenverein gründeten, als ein Zufluchtsort, an dem die enterbten Proletarierinnen Wiens sich ihrer Klassenlage bewußt werden sollten. 20 Jahre sind es her, daß die "Arbeiterinnen-Zeitung" als junge Kämpferin auf den Plan getreten ist, um die Interessen des weiblichen Proletariats zu verfechten, um allerorts Bildung zu säen, Wissen zu pflanzen und das Klassenbewußtsein in die weitesten Kreise zu tragen. Langsam und sicher, aber mit zäher Ausdauer wurde gearbeitet, bis der Bann gebrochen war. Seit einigen Jahren sind in ganz Österreich Frauenorganisationen emporgewachsen, die Arbeiterinnenpresse hat sich zu nie geahnter Hohe emporgeschwungen, so daß sie sich ihres Daseins nicht zu schämen braucht. Das Frauenreichskomitee schafft rastlos, die Mitglieder der Landesagitationskomitees schmieden Glied an Glied an die Kette der Arbeiterinnenbewegung und all denen zum Trotz, die die Frau in der alten Botmäßigkeit erhalten wollen, sei es gesagt, daß ich als Mitglied des Landesagitationskomitees von Böhmen eine große Zahl Frauenorganisationen geschaffen habe und noch weitere zustande bringen werde. Und mögen auch noch Jahre vergehen, auch für uns wird der Tag kommen, wo wir als dem Manne gleichberechtigt, als vollwertige Staatsbürgerinnen Österreichs mit dem Stimmzettel in der Hand zur Wahlurne gehen werden."
(aus: Anna Altmann: Blätter und Blüten. - In: Gedenkbuch zwanzig Jahre Arbeiterinnenbewegung. 1912, S. 23 - 34)
*) Ihr Platz blieb dennoch unbesetzt: "Der Mann, der an ihrer Stelle delegiert wurde, wagte nicht, das Mandat anzunehmen, aus Angst vor den Folgen, vor Maßregelung, behördlichen Schikanen, vor Verhaftung und Ausweisung." (aus: Popp, Adelheid: Der Weg zur Höhe. Wien, 1929, S. 14)
- Autobiographie:
- Aus dem Leben eines Proletarierkindes. - In: Buch der Jugend : für die Kinder des Proletariats / hrsg. von Emma Adler. - Berlin, 1895, S. 186 - 191
Signatur: kein Bestand an der ÖNB
- Werke in der ÖNB:
- Blätter und Blüten. - In: Gedenkbuch : 20 Jahre Österreichische Arbeiterinnenbewegung / im Auftrag des Frauenreichskomitees herausgegeben von Adelheid Popp. - Wien, 1912, S. 23 - 34
Signatur: 231744-B
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- Quellen und Sekundärliteratur:
- Kleinberg, Alfred: Das Denkmal der unbekannten Proletarierin : die sudentendeutsche Arbeiterinnenbewegung bis zum Weltkrieg / in Verbindung mit Fanni Blatny. - Karlsbad : Graphia, 1937, S. 103 - 105
Signatur: 1818191-B.Neu
- Nachlässe:
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