Nigg Marianne geb. am 5. Juni 1843 als Tochter eines Beamten der Klosterneuburger Stiftsherrschaft Jedlersdorf, der nach Aufhebung der Patrimonialherrschaften in den Staatsdienst übertrat und in Wien domicilierte. Ihre erste Schulbildung genoss sie in der Dorfschule ihres Geburtsortes, dann aber in Wien, in der k. k. Mädchenschule in der oberen Bäckerstraße, welche Schule im Jahre 1870 als Übungsschule der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt systemisiert wurde. Aus eigenem Antriebe verfolgte sie die Gymnasialstudien ihres um ein Jahr jüngeren Bruders, der das Schottengymnasium absolvierte, und eignete sich so autodidaktisch ein gewisses Maß von Wissen an, welches ihr oft genug im Leben zu statten kam.
Nach den Grundsätzen ihrer Eltern, die ihren Kindern in dem Erlernten das Capital auf den Lebensweg mitgeben wollten, und die keine Kosten scheuten, um denselben im Lernen keinen Abbruch zu thun, lernte sie französisch, italienisch und englisch und absolvierte die Lehrerinnenbildungsanstalt zu St. Ursula, weil für Lehrerinnen noch keine Staatsanstalt bestand, und erhielt ein Zeugnis für Lehrerinnen an Mädchenhauptschulen und prakticierte an der k. k. Mädchenschule in der oberen Bäckerstraße unter Anleitung ihrer ehemaligen Lehrerin Marie Schaller, einer hochgebildeten Dame, welche allen Ansprüchen, welche die Neuzeit stellt, schon damals entsprach. Außerdem besuchte sie die Gesangs- und Opernschule des Vereins "Polyhymnia" in Wien, übte sich in Musik, Gesang und Declamation, und wirkte an derselben Anstalt nach Abgang des durch seine Grammatik bekannten Professors Carlo Gardini als Professorin der italienischen Sprache drei volle Jahre, bis 1866 die erste Mädchenschule in Österreich, welche mit Lehrerinnen besetzt wurde, die Mädchenschule in Korneuburg, eröffnet wurde, woselbst sie auch dann verblieb, als 1870 in Wien die Lehrerinnen in Wirksamkeit traten, und sie von maßgebenden Persönlichkeiten aufgefordert wurde, eine Stelle dort anzunehmen, und hat jetzt schon die Freude, als Schülerinnen Töchter ihrer ersten Schülerinnen zu unterrichten. Oft hatte sie während ihrer Wirksamkeit Gelegenheit, den Gemeinsinn zu Pflegen, und es gelang ihr im Jahre 1879 zur Feier der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares, die Lehrerinnen Cisleithaniens zu vereinen, und Sr. Majestät dem Kaiser als Führerin der Deputation persönlich mit einer Ansprache eine prachtvolle Adresse mit 900 Unterschriften zu überreichen, desgleichen gelang es ihr durch Mitwirkung ihrer Colleginnen in den Kronländern der österreichischen Reichshälfte, zur Feier der Vermählung des Kronprinzenpaares eine ebenfalls prächtig ausgestattete Adresse mit 1200 Unterschriften zu realisieren, und beim Regierungsjubiläum Sr. Majestät des Kaisers, durch gemeinsames Wirken der Colleginnen Cisleithaniens, durch die Kaiserjubiläums-Stiftung ein Stipendium zu gründen, welches in den einzelnen Kronländern abwechselnd einer Tochter eines Lehrers oder einer Lehrerin, welche sich dem Lehrfache widmen, zugute kommt. Außerdem gab sie noch den Jubiläums-Almanach heraus. In dem Orte ihrer Wirksamkeit gelang es ihr mehrmals, die Frauen und Mädchen zu edlem Streben zu vereinen, und zwar zur Feier des 25jährigen Bestandes des Gesangvereines gelang es, durch ein von ihr gebetenes Comité dem jubilierenden Verein ein prachtvolles Fahnenband, überdies eine Festgabe an Geld zu spenden, und dem bald darauf jubilierenden Feuerwehrvereine auch durch Sammlung eines von ihr gebentenen Comités, auf eben dieselbe Weise die Erzherzogin Marie Valeri-Stiftung für würdige Feuerwehrleute zu gründen. Im Jahre 1877, wo es ihr durch ein Reisestipendium des n.-ö. Landes-Ausschusses ermöglicht war, die Schulen Deutschlands und der Schweiz in Bezug auf den Handarbeitsunterricht, als Massenunterricht, zu bereisen, und einen Bericht hierüber herauszugeben, verewigte sie auch ihre Reiseerinnerungen in der "I. Österreichischen Zeitschrift für Lehrerinnen", deren langjährige Mitarbeiterin sie war. Als Mitbegründerin und Schriftleiterin der Zeitschrift "Lehrerinnenwart", welche sich in die Zeitschrift "Neuzeit" umgestaltete, der sie noch vorsteht, und welche die Tendenz hat, die Fraueninteressen wirksam zu vertreten, und alle Fortschritte auf dem Frauengebiete zu unterstützen und zu verzeichnen, vertrat sie nebst dem pädagogischen Gebiete schon mehrmals auch die Frauensache und in Vorträgen die Hygiene, was sie auch auf dem IV. internationalen Congress in London 1891 durch einen in der V I. Section gehaltenen Vortrag bewies.
Die Idee des Frauencomités, alle Gebiete des weiblichen Wirkens in den einzelnen Staaten als vollständiges Ganzes hinzustellen, veranlasste sie auch, jene Zeitgenossinnen, welche bestrebt sind, durch die Erzeugnisse ihrer Feder die Cultur in Österreich zu fördern, in diesem Werke zu vereinen, und sie mit einem Überblicke ihrer sämmtlichen Werke zu bringen. Außerdem ist sie die Schöpferin mehrerer Lehrmittel, einiger Jugendspiele, und wirkt auch als Vorstandsmitglied des n.-ö. Thierschutzvereines, Section Korneuburg.
Letztes Update: 13. November 2006