Quelle: Wiener Bilder, Nr. 20, 1901
Quelle: Neue Frauen? Neue Männer!
Quelle: Eine sonderbare Hochzeitsreise
aus: Wiener Bilder, Nr. 48, 1911
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- Biographie:
- MEISEL-HESS Grete, XVIII. Cottage, Lazaristengasse 32, geb. Prag, 18. April 1879, studirte nach absolvirter Bürger- und Fortbildungsschule an der Universität; verfasste die Novelle "Das Leid"; "Ein Blick in die Zukunft der Frauenbewegung" (bei der Preisconcurrenz der "Oesterr. Volkszeitung" lobend erwähnt), "Generationen und ihre Bilder", "In der modernen Weltanschauung", ferner Essays, belletristische Feuilletons, Kritiken und actuelle Artikel in: "Neue Freie Presse", "Wiener Tagblatt", "Arbeiterzeitung", "Dokumente der Frauen" etc.
(aus: Kosel)
- Meisel-Hess (Gellert), Grete, dtsch. Schriftst., Vorkämpferin einer neuen Sittlichkeit, *Prag 19.4.1879, +Berlin 18.4.1922. Verh. 1909 mit Architekt Oskar Gellert. Unbedingte Vertreterin der Einehe u. Gegnerin der sogen. doppelten Moral, die sie als Auswirkung sozialer Unfreiheit ansieht. Setzt sich auch mit Weiningers affektgeladener Schrift "Geschlecht u. Charakter" kritisch auseinander.
(aus: Lexikon der Frau)
- Gellert Grete, geb. Meisel-Hess, Ps. Grete M.-H., Dichterin und Schriftstellerin. * Prag, 18. 4. 1879; + Berlin, 18.4.1922. Tochter eines Fabrikanten, wuchs in Wien auf, stud. Phil., Soziologie und Biologie an der Univ. Wien, lebte seit 1908 in Berlin. Trat mit Romanen, Novellen und grundlegenden Schriften für Individualismus, Frauenrecht und Sozial- und Sexualreformen ein.
(aus: ÖBL)
- Meisel-Hess, Grete
verh. Gellert
* 18.4.1879 in Prag
+ 18.4.1922 in Berlin
Romane, Novellen, Essays
Grete Meisel-Hess wuchs in einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus als Tochter des Prager Fabrikanten Leopold Meisel-Hess [sic!] und dessen Frau Julie, geb. Freud, auf. Als sie zehn Jahre alt war, kam sie zur Ausbildung in das Landerziehungsheim in Prachatitz im Böhmerwald, das nur Kinder der gehobenen Gesellschaft besuchten. 1893 siedelte sie mit ihren Eltern nach Wien über und schloß dort nach drei Jahren ihre Schulausbildung an der ersten Mittelschule für Mädchen in Wien ab. Die damalige Mittelschule entsprach dem heutigen Gymnasium. Grete Meisel-Hess hatte somit als Frau für ihre Zeit eine privilegierte Ausbildung genossen. Anschließend war sie fünf Jahre lang Gasthörerin an der Wiener Universität. Sie besuchte Vorlesungen in Philosophie, Soziologie und Biologie. In dieser Zeit entstanden ihre ersten kritischen Schriften zur Frauenfrage. Engagiert setzte sie sich in ihrem Buch "Weiberhaß und Weiberverachtung" (1904) gegen die frauenfeindlichen Thesen von Otto Weininger zur Wehr. 1902 war der Roman "Fanny Roth" erschienen, in dem sie ihre theoretischen Gedanken über die Ehe erzählerisch umgesetzt hatte. Sie trat für die monogame Ehe ein, hielt jedoch die freie Partnerwahl und die Ehe auf Probe für eine notwendige Voraussetzung. Daß damit keine Garantie für eine richtige Lebensentscheidung verbunden ist, zeigte sie an der Geschichte der Violonistin Fanny Roth. Diese gibt ihrem sexuellen Verlangen vor der Eheschließung nach, heiratet ihren Geliebten und muß dann erfahren, daß er zwar ein guter Liebhaber ist, aber den geistigen Ansprüchen einer intelligenten Frau nicht gerecht werden kann. Mit ihrer radikalen Position, die in der vorehelichen Beziehung die Voraussetzung zur Selbstfindung junger Menschen sah, stieß sie auf starke Kritik, da sie die moralischen Werte so offen in Frage stellte. In ihrem Roman "Die Intellektuellen" (1911) thematisierte sie das Spannungsverhältnis zwischen Selbstbefreiung und Selbstversklavung großstädtischer Intellektueller. von 1908 an lebte Grete Meisel-Hess in Berlin. 1909 heiratete sie den Architekten Oskar Gellert. Im gleichen Jahr erschien ihre sozialpsychologische Untersuchung "Die sexuelle Krise", der gründliche Recherchen vorausgegangen waren. Hierin vertiefte sie ihren theoretischen Ansatz, indem sie als notwendige Voraussetzung für die sexuelle Befreiung der Frau eine Veränderung der Wirtschafts- und Sozialform forderte. Grete Meisel-Hess gehörte zu den wenigen Frauen ihrer Zeit, die über die herrschende Sexualmoral und Sexualität schrieben. Zunächst stand sie dem Bund für Mutterschutz in Berlin nahe, der eine Sexualreform anstrebte und sich gegen die Doppelmoral der bürgerlichen Gesellschaft wandte. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte sie sich von dieser Position ab und nahm eine zunehmend konservative Haltung ein, die "rassehygienische" Gedanken implizierte. In den letzten Lebensjahren litt Grete Meisel-Hess an Depressionen, sie starb 1922 in Berlin.
(aus: Budke/Schulze)
- "Zu den trefflichsten geistigen Vorkämpferinnen der modernen Frauenbewegung gehört die Schriftstellerin Frau Grete Meisel-Heß, welche seit einiger Zeit mit literarischen Arbeiten und Vorträgen in den Vordergrund des Interesses getreten ist.
Im Wissenschaftlichen Club sprach vor Kurzem Frau Grete Meisel-Heß über 'Die moderne Weltanschauung' vor einer Zuhörerschaft, die fast doppelt so groß war, als der Fassungsraum des Vortragssaales zulassen sollte. Die Rednerin führte in geistvoller Weise ihr Thema aus; Sache der modernen Weltanschauung, einer Weltanschauung, die wir voll und ganz zu der unseren machen sollten, müsse es sein, diese Grundbegriffe zur Geltung zu bringen und sie vor dem bisherigen Mißverstandenwerden zu schützen. 'Geist und Körper harmonisch auszuleben, ist das Ziel der modernen Menschen.' Auch die Frauenemancipation ist nur der Widerstand einer bisher unterdrückten Classe von Wesen, für die noch heute die Existenzbedingungen von Tag zu Tag schwerere werden. Das Alles muß anders werden. Es wird auch anders werden, und hoffentlich in einer nahen Zukunft, wenn alle diese Grundbegriffe recht verstanden und demgemäß Staat und Gesellschaft auf neuer, gesünderer Grundlage aufgebaut werden. Den interessanten Ausführungen der Vortragenden folgte reicher, langandauernder Beifall."
(aus: Wiener Bilder, Nr. 20, 1901, S. 8)
- An der ÖNB vorhandene Werke (bis 1929):
- Eine sonderbare Hochzeitsreise. Neue Novellen. - Wien : Spelinski, o.J.
Signatur: 440.457-A
Online bei ALO
- Suchende Seelen. Drei Novellen. - Leipzig : Seemann, 1903
Signatur: 1,709.637-A
Online bei ALO
- Weiberhass und Weiberverachtung. Eine Erwiderung auf die in Dr. Otto Weiningers Buche Geschlecht und Charakter geäußerten Anschauungen über Die Frau und ihre Frage. - Wien : Perles, 1904
Signatur: 435.064-B
Online bei ALO
- Die sexuelle Krise : eine sozialpsychologische Untersuchung. - 1.-5. Tsd. . - Jena : Diederichs, 1909
Signatur: 1680817-B
Online bei ALO
- Fanny Roth : eine Jung-Frauengeschichte. - Berlin und Leipzig : Hermann Seemann Nachfolger, 1910
Signatur: 1738992-B.Neu.5
Online bei ALO
- Die Intellektuellen : Roman. - Berlin : Oesterheld & Co, 1911
Signatur: 1,704.295-B
- Betrachtungen zur Frauenfrage. - Berlin : Prometheus Verlagsges., 1914
Signatur: 780.121-B
Online bei ALO
- Krieg und Ehe. - Berlin : Oesterheld, um 1916). -
Aus: Kriegshefte des Bundes für Mutterschutz
Signatur: 742.309-B
Online bei ALO
- Das Wesen der Geschlechtlichkeit. Die sexuelle Krise in ihren Beziehungen zur sozialen Frage, zum Krieg (etc.) - Jena : Diederichs, 1916,
Bd.1.2.
Signatur: 520.117-B
Online bei ALO
- Die Bedeutung der Monogamie. - Jena : Diederichs, 1917
Signatur: 525.273-B
Online bei ALO
- Die Ehe als Erlebnis. - Halle (Saale) : Diekmann, 1919. - (Diekmanns Denkwürdigkeiten- und Erinnerungen-Bücherei ; 2)
Signatur: 1738810-B.2
Online bei ALO
- Die Stimme : Roman in Blättern. - Hamburg [u.a.] : Enoch, 1919
Signatur: 1,703.926-B
Online bei ALO
- Sekundärliteratur:
- Anderson, Harriet:
Psychoanalysis and feminism : an ambivalent alliance ;
Viennese feminist responses to Freud, 1900 - 1930. -
In: Psychoanalysis in its cultural context. 1992 ; S. 71 - 80
Signatur: 1328318-C.Per.3
- Budke, Petra:
Schriftstellerinnen in Berlin 1871 - 1945 : ein Lexikon zu Leben und Werk. -
Berlin, 1995
Signatur: 1440243-C.Neu-Kat
- Jusek, Karin J.:
Entmystifizierung des Körpers? : Feministinnen im
sexuellen Diskurs der Moderne. -
In: Die Frauen der Wiener Moderne / Hrsg.: Fischer, Lisa. 1997 ; S. 110 - 123
Signatur: 1488280-B.Neu
- Dehning, Sonja: "Tausend Möglichkeiten der (...) Seele" : künstlerisches Schaffen und erotische Sehnsucht in Grete Meisel-Hess' "Fanny Roth" (1902). - In: Dehning, Sonja: Tanz der Feder : künstlerische Produktivität in Romanen von Autorinnen um 1900. 2000 ; S. 101 - 106
Signatur: 1626326-B.Neu
- Fleming, Jens: Erotische Kultur : Debatten über Liebe, Sexualität und Geschlechterverhältnisse. - In: Das erste Jahrzehnt / Faulstich, Werner (Hg.). - München : Fink, 2006, S. 163 - 174
Signatur: 1824274-B.Neu
- Fraisl, Bettina: Der weibliche Körper als Ort von Identitätskonstruktionen in der Moderne / Zettelbauer, Heidrun; Rabelhofer, Bettina. - In: Kultur - Identität - Differenz / Moritz Csáky (Hrsg.). - Innsbruck [u.a.] : Studien-Verlag, 2004, S. 255 - 290
Signatur: 1671045-B.Neu-Per.4
- Hofmann-Weinberger, Helga: Erotik - theoretischer Diskurs und literarische Chiffren in der Frauenliteratur des Fin-de-siècle / Christa Bittermann-Wille. - In: Der verbotene Blick : Erotisches aus zwei Jahrtausenden. - Klagenfurt : Ritter, 2002, S. 146 - 180
Signatur: 1652936-C.Neu
- Jusek, Karin J.: Entmystifizierung des Körpers? : Feministinnen im sexuellen Diskurs der Moderne. - In: Die Frauen der Wiener Moderne / Lisa Fischer (Hrsg.). - München : Verlag für Geschichte und Politik, 1997, S. 110 - 123
Signatur: 1488280-B.Neu
- Melander, Ellinor: Sexuella krisen och den nya moralen : förhållandet mellan könen i Grete Meisel-Hess' författarskap. - Stockholm 1990.
Signatur: 1804122-C.Neu
- Morrien, Rita: Können Frauen sublimieren? : zur Verflechtung von sexueller und künstlerischer Entfaltung in Clara Viebigs "Es lebe die Kunst!" und Grete Meisel-Hess' "Fanny Roth. Eine Jung-Frauengeschichte". - In: Frauen - Körper - Kunst / Tebben, Karin (Hrsg.). - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2000; S. 136 - 154
Signatur: 1640647-B.Neu
- Omran, Susanne: Weib und Geist um 1900 : Intellekt, Rasse und Instinkt in
den Schriften von Grete Meisel-Hess. -
In: Die Philosophin : Forum für feministische Theorie und Philosophie
10 (1999) 19 : Intellektualität und Weiblichkeit, S. 11 - 35
Signatur: 1383024-B.Per
- Roebling, Irmgard:
Grete Meisel-Hess : Sexualreform zwischen Nietzschekult,
Freudrezeption und Rassenhygiene. -
In: Literarische Entwürfe weiblicher Sexualität / Hrsg.:
Cremerius, Johannes. 1993 ; S. 205 - 230
Signatur: 1295000-B.Per.12
Ariadne-Sonderaufstellung: FIB 43
- Schwartz, Agatha: Shifting voices : feminist thought and women's writing in "Fin-de-siècle" Austria and Hungary. - Montreal & Kingston [u.a.] : McGill-Queen's Univ. Press, 2008
Signatur: 1872087-B.Neu
- Spreitzer, Brigitte:
"Eine 'Stimme' habe ich gehört, die mir zu opfern
befahl." : Selbstschöpfung zwischen De- und Remythisierung bei Grete
Meisel-Hess. -
In: Texturen : die österreichische Moderne der Frauen / Spreitzer,
Brigitte. 1999 ; S. 78 - 84
Signatur: 1477776-B.Neu-Per.8
- Thorson, Helga: Confronting anti-semitism and antifeminism in turn of the
century Vienna : Grete Meisel-Hess and the modernist discourses on hysteria. - In: Jüdische Identitäten : Einblicke in die
Bewußtseinslandschaft des österreichischen Judentums / Hrsg.:
Hödl, Klaus. 2000 ; S.71 - 94
Signatur: 1623774-B.Neu-Per.1
Ariadne-Sonderaufstellung: FIB 33
- Bildernachweis (Bildarchiv der ÖNB):
- Bildnis: Pf 23.524:C(1), NB 533.210
- Nachlässe und Autographen:
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