Lektürenotizen zu Karel Prušnik-Gašper: Gemsen auf der Lawine

Manuskript, 6 Blatt, ohne Datum

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Diese sechs Blätter enthalten Peter Handkes Lektürenotizen zu Karel Prušnik-Gašpers Buch Gemsen auf der Lawine. Der Kärntner Partisanenkampf (Klagenfurt/Celovec: Drava 1974). Handkes Exemplar mit seinen Lesespuren von mehreren Lektüredurchgängen ist dazu ebenfalls erhalten (siehe Genetisches Material). Die Lektürenotizen umfassen sechs Blatt, die mit einer Paginierung von 1-7 versehen sind, da ein Blatt beidseitig beschrieben und auf der Vorder- und Rückseite mit einer Seitenzahl versehen wurde (Bl. 5, 6). Handke hat die Notizen mit verschiedenen Schreibstoffen auf unterschiedliche Blätter geschrieben: auf reguläre DIN A4-Blätter (Bl. 1, 4), auf das etwas kleinere Briefpapier des serbischen Hotels Mećavnik (Bl. 2, 3) und auf unlinierten DIN A4 Blättern, die vermutlich aus einem Heft entnommenen wurden (Bl. 5, 6, 7). Für das erste Blatt verwendete er blauen Kugelschreiber (Bl. 1), auf den folgenden schwarzen Kugelschreiber (Bl. 2-4). Die letzten drei Seiten des Manuskripts wurden mit rotem Faserstift geschrieben (Bl. 5-7). Jede Seite wurde mit »Gašper« bzw. »Prušnik-Gašper« (Bl. 7) betitelt. Die einzelnen Lektürenotizen sind mit eingekreisten Zahlen durchnummeriert, dies ist ein übliches Verfahren Handkes beim Anfertigen von Exzerpten. Alle Blätter sind undatiert.

Ein Vergleich der Lektürenotizen mit dem exzerpierten Buchtext einerseits und dem fertigen Theaterstück Immer noch Sturm andererseits zeigt, dass sich Handkes Interesse beim Notieren auch auf Daten wichtiger Ereignisse des Partisanenkampfes sowie auf die Lebensumstände und die Verfassung der Kämpfer richtet. Der Großteil der Exzerpte befasst sich aber mit sprachlichen Details des Vorlagetextes. Dabei scheint sein Hauptaugenmerk sowohl auf deutschen Wendungen als auch auf den zahlreichen slowenischen Einzelwörtern und Sätzen, die in Gemsen auf der Lawine zu finden sind, zu liegen. Ein Beispiel dafür ist die umfangreiche Notiz mit der Nummer 37. Darin vermerkt Handke die Tarnnamen, die die Partisanen laut Prušnik den Höfen ihrer Verbündeten gaben, teils, wie auch in der Vorlage, mit deutscher Übersetzung: »Pri ščuruh, Bei den Schaben [/] Zaplotnik Hinterm Zaun [/] Pri cevedru, Beim Bohrer [/] Pri golažu [/] Pri gamsih [/] Pri pušpanu [/] Pri citrah [/] Pri strupeni [/] PRI ZAVEDNEM, beim Bewußten« (Bl. 2) Nicht notiert wurden die Übersetzungen »Beim Gulasch«, »Bei den Gemsen«, »Beim Buchsbaum«, »Bei der Zither« und »Bei der Giftigen« (vgl. Gašper 1980, S. 116f.)

Dass der letzte notierte Name als einziger in Blockbuchstaben niedergeschrieben wurde, deutet an, dass er Handkes Aufmerksamkeit besonders erregt hat. In Immer noch Sturm spielt er dann in jener Textstelle, in der auch die anderen notierten Namen verarbeitet werden, eine gewichtige Rolle: »"Wißt ihr, Eltern, daß wir, wenn wir von den Bergen hinab aufs Jaunfeld schauen, jedem der Höfe, wo wir Unsrige wissen, einen geheimen Namen gegeben haben, einen anderen als den grundbüchligen? Das gehört zur – Konspiration, Mutter. ... Zum Beispiel: Beim Hinterzauner, Beim Hintergärtner, Bei den Schaben, Beim Hammer, Beim Glimmerofen, Bei den Gemsen, Beim Buchsbaum, Beim Dreschflegel, Bei den Tollkirschen, Beim Himmelschlüssel, Beim Zitterer –" – Die Mutter: "Das würde zu uns passen –" – Jonatan: "Wir hier heißen anders." Und er fällt in ein gespieltes Flüstern: "Wollt ihr wissen, wie unser Hof bei den Kämpfern im Wald heißt? – Pri Zavednem. Beim –" – Die Mutter flüstert auch: "Beim Bewußten?" – Jonatan: "Ja, Beim Bewußten!"« (IS 107) (Vanessa Hannesschläger)

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Zusätzlich eingetragene Werktitel:  Gašper
Datum normiert:  ohne Datum

Materialart und Besitz

Besitz:  Privatarchiv Hans Widrich
Art, Umfang, Anzahl: 

1 Manuskript, 6 Blatt, pag. 1-7 (5 u. 6 = r/v); 2 Blatt auf Briefpapier des Hotels Mećavnik, Serbien (www.mecavnik.info)

Format:  A4, 14 x 19 cm
Schreibstoff:  Kugelschrieber (blau, schwarz), Faserstift (rot, schwarz), Bleistift