Über die Ausstellung
Unter den Exponaten überwiegen Lehrbücher, Anleitungen und Unterrichts-behelfe aus den verschiedenen Wissensgebieten – (meist in bulgarischer Sprache gehaltene) Grammatiken sowie Lehrwerke der Geschichte, Geografie, Mathematik, Anatomie, Logik u. a. Die religiöse Literatur wird hauptsächlich mittels Ausgaben gezeigt, die für Erziehung und Unterricht im orthodoxen Glauben bestimmt waren (Katechismen und Bibeln) und solchen, die der geschichtlichen Entwicklung und inneren Ordnung der orthodoxen Kirche gewidmet sind. Einen – zahlenmäßig kleineren Schwerpunkt – stellen Bücher populärwissenschaftlichen Charakters und schöngeistige Literatur.
Den Höhepunkt der Ausstellung bildet das von der Sofioter Nationalbibliothek überlassene und mit ungewöhnlich vielen Randbemerkungen versehene Exemplar des Buches „Kyriakodromion oder Nedelnik“ von Sofronij von Vraca, das 1806 in Rimnik erschienen ist. Dieses Buch steht am Anfang des neubulgarischen Buchdruckes.
Der überwiegende Teil der Exponate, entstammt den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Sie gelangten im Rahmen der „Pflichtablieferung“ – basierend auf diversen kaiserlichen Verfügungen aus dem 17. Jahrhundert – als Pflichtexemplare der Wiener Mechitharisten-Congregation sowie der Druckereien Leopold Sommer, Janko Kovačev und Adolph Holzhausen an die Wiener Hofbibliothek. Dieser ganz spezielle bulgarische Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek aus dem 19. Jahrhundert dokumentiert anschaulich, welch großen Anteil der Wiener Buchdruck am Aufbau des bulgarischen Bildungswesens hatte.
Die vor 1878 erschienenen Wiener Bulgarica vermitteln in ihrer Vielfalt ein facettenreiches Bild der volksbildnerischen, kultur- und religionspolitischen Bestrebungen der Bulgaren, sich schrittweise vom Osmanischen Reich zu emanzipieren und ihre eigene nationale Identität zu schaffen. Bis heute harren die Wiener Bulgarica ihrer Erforschung im gesamteuropäischen kulturellen Kontext; im Rahmen dieser Ausstellung werden sie nun erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Sofioter Nationalbibliothek „St. St. Kyrill und Method“ zeigt zehn Bücher aus ihrer Sammlung „Alte bulgarische Bücher und Periodika aus den Jahren 1806 – 1878“. 1878, im Jahr der Befreiung des Landes gegründet, stellt die Sofioter Nationalbibliothek die älteste Kulturinstitution Bulgariens dar. Die ersten frühen Drucke und Raritäten erwarb sie schon unmittelbar nach ihrer Gründung; sie bilden den Grundstock dieser Spezialsammlung. In den Jahren 1879 bis 1883 schenkte der in Wien tätige bulgarische Händler Nikola Kovačev, der Bruder des Verlegers Janko Kovačev, der Bibliothek Gesamtausgaben von Zeitungen aus der Epoche der Bulgarischen Wiedergeburt: Turcija („Türkei“), Narodnost („Nationalität“), Makedonija („Mazedonien“), Svoboda („Freiheit“), Nezavisimost („Unabhängigkeit“), Zname („Banner“) u. a. Die Sammlung „Alte bulgarische Bücher und Periodika aus den Jahren 1806 – 1878“ der Sofioter Nationalbibliothek ist mit rund 1.180 Titeln die größte Kollektion von Werken der Bulgarischen Wiedergeburt, und das macht sie repräsentativ für die in dieser Zeitspanne herausgegebene bulgarische Literatur.
Prunksaal der Österreichischen
Nationalbibliothek
Josefsplatz 1, 1010 Wien
Dauer
9. – 25. Februar 2007
Eröffnung
Donnerstag, 8. Februar 2007,
19 Uhr
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
Donnerstag 10 bis 21 Uhr
Eintritt
€ 5,– / ermäßigt € 3,–
Führungen
Zum Preis von € 2,50
nach Vereinbarung unter
Tel.: (+43 1) 534 10-464, -261 oder: oeffentlichkeitsarbeit@onb.ac.at