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NewsLetter 81: Biographisches & Erlebnisberichte

 
Fürst, Marion: Maria Theresia Paradis : Mozarts be­rühmte Zeitgenossin. – Köln [u.a.] : Böhlau, 2005. – (Europäische Komponistinnen ; 4)
Signatur: 1777927-B.Mus.4
Von ihren Zeitgenossen wurde Maria Theresia Para­dis (1759-1824) einst als Pianistin, Komponistin und Sängerin gefeiert, heutzutage kennen nur wenige ihren Namen. Sie schuf, ungeachtet ihrer Erblindung, Werke in nahezu allen musikalischen Gattungen. Nachdrücklich setzte sie sich zudem für die Bildung der Frau und der Blinden ein. Als eine herausragende Persönlichkeit der Musik- und Kulturgeschichte tritt sie mit dieser Biographie wieder vor ein Publikum.

Gersdorff, Dagmar von: „Die Erde ist mir Heimat nicht geworden“ : das Leben der Karoline von Günderrode. – Frankfurt am Main [u.a.] : Insel, 2006.
Signatur: 1797632-B.Neu
Obiger Ausspruch charakterisiert das gebrochene Verhältnis der Dichterin Karoline von Günderrode zu ihrer Zeit. Begabte Tochter einer verarmten Adelsfa­milie, untergebracht in einem Frankfurter Damenstift, litt sie unter ihren eingeschränkten Lebensverhältnis­sen. Zwei Liebesbeziehungen scheiterten tragisch. Ihr Werk ist schmal: zu Lebzeiten veröffentlichte sie zwei Bände – Lyrik, Dramen, Prosa. Der letzte ge­plante Gedichtband entstand in der Zeit ihrer Be­kanntschaft mit dem neun Jahre älteren, verheirate­ten Mythenforscher Friedrich Creuzer. Er wurde ihr Mentor und Geliebter, doch die Verbindung zerbrach unter dem Einfluß seiner Freunde. Karoline wählt 26jährig in Winkel am Rhein den Freitod. Den Dolch, Zeichen für Selbstbestimmung und Freiheit, trug sie stets bei sich.

Gibb, Lorna: Lady Hester : „Queen of the East“. – Lon­don : Faber & Faber, 2005.
Signatur: 1790737-B.Neu
Lady Hester Stanhope (1776-1839) war eine der großen englischen reisenden Frauen. Als Tochter des liberalen Politikers und Erfinders Charles Stan­hope geboren, beschloss sie, nach dem Tod ihres Onkels, des Premierministers William Pitt, im Jahre 1806 das Abenteuer einer Reisenden gegen das Da­sein als unverheiratete Frau in der Londoner Gesell­schaft einzutauschen. Sie überlebte sowohl einen katastrophalen Schiffbruch als auch die spitze Zunge von Lord Byron („dieses gefährliche Ding – ein weibli­cher Witz“) und wurde – als Mann verkleidet – zur Königin der Beduinen. Als erste europäische Frau betrat sie die Stadt Palmyra. Nachdem sie eine ent­täuschende Liebesaffäre überstanden hatte, wurde sie zu einer politischen Kraft im Libanon. Auf ihrem befestigten Sitz bei Joun nahe Sidon, dessen Reste noch heute „Deir es Sitt“ (Brunnen der Herrin) ge­nannt werden, intrigierte sie gegen die lokalen „War Lords“. Die englische Gesellschaftspresse verfolgte und druckte ihre Eskapaden. Krank und schwach ge­worden starb sie verarmt und einsam in ihrer Befesti­gungsanlage.

Hoffmann, Yasmin: Elfriede Jelinek : une biographie. – Paris : Èditions Jacqueline Chambon, 2005.
Signatur: 1800844-B.Neu
Das Projekt zu dieser Biographie über Elfriede Jeli­nek reicht lange vor der Verleihung des Nobelpreises an die Autorin zurück. Bereits 1987, als Yasmin Hoffmann (gemeinsam mit Maryvonne Litaize) „Die Klavierspielerin“ ins Französische übersetzt, wird ihr die Besonderheit des Jelinekschen Werkes bewusst. Auf Grund der Übersetzungstätigkeit entwickelt sich eine intellektuelle Beziehung, ja eine Frauenfreund­schaft zwischen Übersetzerin und Autorin. Als ihr El­friede Jelinek eines Tages erklärt, sie werde niemals eine Autobiographie schreiben, schlägt ihr Yasmin Hoffmann vor, eine Biographie zu schreiben. Diese entwickelt sich anhand von vielen Gesprächen, Te­lephonaten, E-Mails, aber auch auf langen Spazier­gängen in Wien. So erfahren wir viel über Jelineks Kindheit und Familie, aber vor allem auch über ihre schriftstellerische Arbeit.

Kaiser, Gloria: Saudade : the life and death of Queen Maria Glória of Lusitania. – Riverside, Calif. : Ariadne Press, 2005.
Signatur: 1796605-B.Neu
Im Jahr 1831 wird eine junge Prinzessin gezwungen ihr Zuhause in Brasilien zu verlassen und ihrem Vater ins Exil zu folgen. Nach dem Sturz ihres tyrannischen Onkels wird sie zur Königin von Portugal gekrönt. In diesem biografischen Werk vermittelt uns Gloria Kai­ser verschiedene Stationen im Leben dieser pflicht­bewussten Königin, wie die Kindheit in Rio de Janei­ro, ihre Reise nach Europa, ihr Leben in Lissabon und Porto und weitere Reisen nach Brest, London und Paris. Auch über den Besuch von Franz Liszt in Lissabon wird ausführlich berichtet. Gloria Kaiser er­zählt über die immer wieder eintretenden schmerz­haften Erfahrungen der Königin, über ihre spirituelle Einsamkeit, über Revolten und Opposition gegenüber ihrer Herrschaft, den frühen Tod ihres „Prince Char­ming“, die Entdeckung der Untreue ihres zweiten Mannes sowie den frühen Tod einiger ihrer Kinder.

Panzer, Marita A.: Die Große Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt (1721-1774). – Regensburg : Pustet, 2005.
Signatur: 1800379-B.Neu
Caroline von Hessen-Darmstadt (1721-1774), von Goethe bereits die „Große Landgräfin“ genannt, war eine geborene Pfalzgräfin von Zweibrücken und stammte aus dem Hause Wittelsbach. Sie galt als eine der geistreichsten Frauen des Rokokos und der Aufklärung. Als Gemahlin Ludwig II. von Hessen-Darmstadt hielt sie in Darmstadt Hof und schuf dort eine schöpferische Atmosphäre, in welcher der be­rühmte literarische Kreis der „Empfindsamen“ gedei­hen konnte. Marita Panzer portraitiert sie vor dem Hintergrund einer Epoche des Lesens und des Schreibens.

Richter, Friederika: Berta Camilla Sara von Hartlieb : eine aussergewöhnliche Wiener Jüdin und Wladimir von Hartlieb. Hrsg. Erhard Roy Wiehn. – Konstanz : Hartung-Gotte, 2006.
Signatur: 1806110-B.Neu
Die Kindheit dieser außergewöhnlichen Frau aus Rechnitz (Burgenland), die in einem Roman des Schriftstellers Wladimir Hartlieb von Wallthor geschil­dert wird, bringt auch ein Kinderspiel mit Glaskugeln in Erinnerung, das um die Jahrhundertwende sehr beliebt war. Für Berta Camilla, später nur „Milla“ ge­nannt, war es der Ausgangspunkt für weitere „Spie­lereien“ – ihre erste Liebe zu einem ungarischen Offi­zier und später Glückspiele in Velden und Monte Carlo – die ihr Leben beeinflußten. Ihre Liebe zu dem deutschnationalen Schriftsteller und die nachfolgende Ehe wurde durch dessen Spielleidenschaft und die Ereignisse der Zeit um 1938 dramatisch gestört. Eine ungeschickte Äußerung von „Milla“ zum Polenkrieg verursachte eine Haftstrafe und später die Ver­schickung nach Theresienstadt, wo sie 1942 starb. Der Dichter, der anfangs mit dem Nationalsozialis­mus sympatisierte, führte ab 1941 regelmäßig Tage­buch, wo er sich allmählich vom Regime distanzierte. Es grenzt an ein Wunder, daß diese Tagebücher während der Zeit des National­sozialismus nicht auf­gefunden wurden. Es hätte für den Dichter und seine spätere vierte Frau unvorstellbare Konsequenzen ge­habt. In einer unveröffentlichten Ballade und in Brie­fen hat der Schriftsteller die ganze Dramatik von „Milla’s“ Leben und Sterben und die seines Lebens festgehalten und so die Erinnerung an sie wach­gehalten. Er konnte seinen Wunsch, die Aufzeich­nungen zu veröffent­lichen, nicht mehr verwirklichen. Dies gelang erst der Autorin Friederika Richter durch fünfjährige Recherchen in der Handschriftensamm­lung der ÖNB. (Artur Hartlieb-Wallthor)

Sassenberg, Marina: Selma Stern ( 1890-1981 ) : das Eigene in der Geschichte ; Selbstentwürfe und Ge­schichtsentwürfe einer Historikerin. Tübingen : Mohr Siebeck, 2004. – (Schriftenreihe wissenschaftlicher Ab­handlungen des Leo Baeck Instituts ; 69)
Signatur: 921575-B.Neu-Per.69
Selma Stern gehört zu den ersten Akademikerinnen Deutschlands und schrieb historische Standardwerke wie „Jud Süß“, „Der Hofjude im Zeitalter des Absolu­tismus“ sowie „Der preußische Staat und die Juden“. In autobiographischen Werken reflektierte sie vor dem Hintergrund fast eines Jahrhunderts deutscher Zeit­geschichte ihr Selbstverständnis als Frau, als In­tellektuelle und deutsche Jüdin. Marina Sassenberg untersucht den Zusammenhang von biographischer Erfahrung und Geschichtsverständnis Selma Sterns, ihrer Selbstentwürfe und ihren Geschichtsentwürfe. Es ist die erste umfassende Studie über Leben und Werk dieser beeindruckenden Historikerin.

Sigmund Freud – Minna Bernays : Briefwechsel 1882 – 1938 / hrsg. von Albrecht Hirschmüller. – Tübingen : Edition Diskord, 2005. – (Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Psychoanalyse ; 3)
Signatur: 1804334-B.Neu
Mehr als fünfzig Jahre lang haben Freud und seine Schwägerin Briefe gewechselt. In den ersten Jahren stehen die Beziehungen der beiden Paare sowie das Verhältnis zur Mutter im Vordergrund, später nehmen Freuds Arbeit und seine Patienten größeren Raum ein. Nach 1896, als Minna in den Freudschen Haus­halt übersiedelt war, schrieb man sich Briefe nur noch in den Ferien. Ein Konvolut aus dem Jahre 1938 wirft ein Licht auf Freuds letzte Wochen in Wien vor der Emigration. Der Briefwechsel macht deutlich, dass Minna Bernays in Freuds frühen Jahren neben Wil­helm Fließ seine wichtigste Gesprächspartnerin war. Sie tritt als kluge, humorvolle und energische Frau hervor, die für Schwester und Schwager und später für die Kindeer eine große Rolle spielte.

Strohmeyr, Armin: Die Frauen der Brentanos : Porträts aus drei Jahrhunderten. – Berlin : Claassen, 2006.
Signatur: 1802272-B.Neu
Sie standen im Mittelpunkt des schöngeistigen Le­bens, oft auch im Zentrum politischer Umwälzungen. Sie waren Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, politisch und sozial engagiert. Ob exaltiert, melancholisch oder introvertiert, ob betörende Schönheit, tragisch Lie­bende oder emanzipierte, kämpferische Frau – sie alle tragen den Namen Brentano oder stammen aus jener berühmten Familie, die wohl wie kaum eine an­dere die deutsche Kultur- und Geistesgeschichte der letzten Jahrhunderte mitgeprägt hat. Der Autor hat sich auf biographische Sprensuche begeben und in lebendigen Einzelporträts nicht nur Bettine von Arnim oder Sophie von La Roche vorgestellt, sondern er würdigt auch zu Unrecht vergessene Frauen wie An­tonia Brentano, Gisela Grimm und die Schriftstellerin­nen Irene Forbes-Mosse und Elisabeth von Heyking.

© Nationalbibliothek, 2001
last update: 14.09.2006


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