[3/ S. 170:] In Briefen, Dokumenten und Tagebuchauszügen wird das Verhältnis zwischen Heimito von Doderer und seiner langjährigen Geliebten
Dorothea Zeemann dargestellt. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf literarischen und literaturtheoretischen Themen, also auf
der zwischen Doderer und Zeemann gegebenen Lehrer-Schüler-Beziehung. In der Auseinandersetzung mit den Schriften Zeemanns
(darunter dem 1959 veröffentlichten Roman »Das Rapportbuch«) hat Doderer seine Romantheorie, die er in späteren Essays ausgeführt
hat, sukzessive entwickelt und präzisiert. Zeemann hat aus den Anregungen und der Kritik Doderers für ihre literarische Arbeit
wertvolle kompositorische und stilistische Impulse bezogen.
Die zur Edition vorgesehenen Materialien entstammen dem Zeitrum von 1956 bis 1966 und umfassen eine Auswahl aus den mehr als
80 erhaltenen Briefen Doderers an Zeemann (aus den Beständen der Wiener Stadt- und Landesbibliothek), Tagebuchauszüge beider
Autoren (aus der Handschriften-, Autographen- und Nachlaß-Sammlung der ÖNB und dem ÖLA) sowie eine letzte und bislang kaum
beachtete Rede Doderers zu seinem »Roman Nr. 7«.
Die literaturwissenschaftliche Relevanz der Dokumente erweist sich hinsichtlich zweier Punkte: Einerseits eröffnet sich in
ihnen ein neuer Zugang zur späten Lebensphase Doderers, andererseits wird die Arbeitsweise eines der bedeutendsten österreichischen
Romanciers sowie deren direkter Einfluß auf die Schülerin sichtbar. Innerhalb der angestrebten Edition wird dieser Ansatz
durch die Beigabe eines ausführlichen Sachkommentars und eines essayistischen Begleittestes akzentuiert.
Das seit 1. April 1997 laufende Projekt wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr und vom Heimito-von-Doderer-Institut
unterstützt. Es steht unter der Leitung von Dr. Klaus Kastberger und wird von dem Projektleiter gemeinsam mit Mag. Thomas
Eder durchgeführt.
Thomas Eder / Klaus Kastberger
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