Aktualisierung 1998
[2/ S. 325:] Ende 1997 erhielt die Österreichische
Exilbibliothek einen Großteil des Nachlasses von Jimmy Berg
(1909-1988) als Schenkung. Die Sammlung umfaßt Noten und
Texte, Schallplatten, Tonkassetten, Fotos, Zeitungsausschnitte,
Programmhefte und einen Bestand zur Wiener Kleinkunst vor und nach
dem Zweiten Weltkrieg aus dem Besitz des österreichischen
Komponisten und Textdichters, der nach einer erfolgreichen Karriere
im Wien der Zwischenkriegszeit 1938 in die USA emigrierte und dort
bis zu seinem Tod als Komponist, Pianist und Verfasser von Songs,
Chansons, Couplets und Parodien lebte. Der Nachlaß, der rund
sieben Kartons, drei großformatige Mappen sowie 43
Schallplatten und elf Tonkassetten umfaßt, ist bereits
vorgeordnet und zum Teil konservatorisch behandelt worden; er ist
nach Voranmeldung für Benützer
zugänglich. Eine genauere Beschreibung dieses Nachlasses
findet sich in der Zeitschrift der Dokumentationsstelle: Zirkular
33 (1998), S. 27f.
In einer Vitrinenausstellung wurde im November 1998 im
Literaturhaus eine Auswahl an Dokumenten gezeigt. In dem von
Orpheus Trust (Wien) zusammengestellten Musikprogramm des
Projekts »Verlorene [2/ S. 326:] Nachbarschaft. Die
Synagoge in der Neudeggergasse Wien 1903-1938« gestaltete
Lena Rothstein am 18. Oktober einen Chansonabend mit Texten und
Kompositionen von Jimmy Berg, unter anderem Materialien der
Exilbibliothek.
Seit Dezember 1997 befindet sich der Nachlaß der
Schriftstellerin, Übersetzerin und Herausgeberin Mimi
Grossberg (1905-1997) in der Exilbibliothek. Der Nachlaß
dieser zentralen Figur der österreichischen
deutschsprachigen Exilszene New Yorks wurde seit Januar 1998 im
Zuge eines vom Jubiläumsfonds der Österreichischen
Nationalbank finanzierten Projekts von Christian Klösch
geordnet und in einer Datenbank erfaßt. Der Nachlaß
umfaßt die Bibliothek Mimi Grossbergs mit ca. 900
Büchern, weiters 103 Boxen mit Handschriften und
Dokumenten, darunter 21 Boxen mit Gedichten,
Übersetzungen, Kurzgeschichten und Vortragsmanuskripten,
25 Boxen mit Dokumenten zu Exilorganisationen und
Exilschriftstellerinnen und -schriftstellern in New York zwischen
1950 und 1997. Er enthält weiters Dokumente aus dem
literarischen Nachlaß des Ehemanns von Mimi Grossberg,
Norbert Grossberg. An Lebensdokumenten sind insgesamt 28
Fotoalben und zehn Boxen mit Fotografien aus dem Zeitraum von
1900 bis 1997 sowie elf Boxen mit amtlichen und
persönlichen Dokumenten (Emigrationspapiere, Zeugnisse)
und Tagebüchern (1920-1943) vorhanden. Weiters befinden
sich 24 Boxen mit literarischer und privater Korrespondenz sowie
Briefwechsel mit Verlagen, Exilorganisationen und
Universitäten (1920-1997) in der Sammlung. Das
Literaturhaus zeigte von 24. Juni bis 10. September 1999 eine
Ausstellung zu Leben und Werk von Mimi Grossberg. Das Begleitbuch
von Christian Klösch erschien als Sondernummer 54 des
»Zirkular«.
Im März 1998 wurde der literarische Nachlaß der
Übersetzerin und Schriftstellerin Gitta Deutsch
(1924-1998) von der Exilbibliothek übernommen. Die zwei
Kisten enthalten Bücher, Typoskripte (unter anderem
Übersetzungen zu Gerhard Fritsch und Unterlagen zum Wystan
Hugh Auden-Übersetzerpreis, den Gitta Deutsch 1985 als
erste Preisträgerin erhielt), Vortragsmanuskripte (unter
anderem zu Engelbert Broda, Erich Fried), Korrespondenzen,
Zeitungsausschnitte, mehrere Jahrgänge der Zeitschrift
»Austria Today« (1975ff.), Lebensdokumente und
zahlreiche Tonbandkassetten (unter anderem zu Axel Corti, Erich
Fried). Die Sammlung umfaßt im wesentlichen Dokumente aus
der Zeit nach der Rückkehr von Gitta Deutsch aus
Großbritannien im Jahr 1969.
Der Erzähler, Lyriker, Übersetzer und Herausgeber
Alfred Marnau (1918 -1999) hat der Exilbibliothek seit 1997
kontinuierlich Teile seiner Bibliothek und seines literarischen
Vorlasses übergeben. Die [2/ S. 327:] Sammlung
umfaßt derzeit neben mehreren hundert Büchern
verschiedene Ausgaben der Werke und Übersetzungen Marnaus
seit 1944 einschließlich der Zeitschrift »New
Road«, Typoskripte in englisch und deutsch,
Zeitungsausschnitte, gedrucktes Kleinmaterial wie
Verlagsprospekte, über 200 Fotografien und andere
Lebensdokumente sowie eine Teilsammlung zu Jesse Thoor
(Typoskripte, Bücher), dessen Gedichte Marnau 1956 ediert
hat. Die Sammlung ist vorgeordnet, ausgewählte Dokumente
wurden im Herbst 1988 in einer Vitrinenausstellung im
Literaturhaus präsentiert.
Ein wichtiger Schritt wurde in der Bearbeitung des Teilnachlasses
von Martina Wied geleistet. Dieser Nachlaß in der
Handschriftensammlung der Dokumentationsstelle umfaßt acht
Kartons vor allem Dokumente zum Werk und Korrespondenzen; er war
bisher nur grob vorgeordnet. Beatrix Stuber, die ihr
Germanistik-Studium mit einer Lizentiatsarbeit über
Martina Wied abgeschlossen hat, hat im Rahmen eines Praktikums
die Briefe von 62 Briefpartnern an Martina Wied nach den
Richtlinien der Dokumentationsstelle erschlossen und
katalogisiert. Des weiteren wurden von ihr zwei Kartons mit
Manuskripten und Dokumenten ungeklärter
Zugehörigkeit oder Herkunft bearbeitet. Mit Jahresende
1988 wurden auch die Briefe sowie die Lebensdokumente von Martina
Wied katalogisiert, womit ihre gesamte Korrespondenz auf EDV
zugänglich ist.
Heinrich Wittman überließ der Dokumentationsstelle
eine umfangreiche Sammlung der seit 1924 bestehenden
Kulturgemeinschaft »Der Kreis«. Sie enthält
38 Bände mit Unterlagen zur Tätigkeit des Vereins
und neun Korrespondenz- und Sammelordner. Bei den 38
Bänden handelt es sich um Dokumente, die
größtenteils auf Einzelblätter geklebt und
dann jahrgangsweise gebunden wurden. Programme, Einladungen,
Veranstaltungslisten, die gedruckten »Mitteilungen«
des Vereins, Typoskripte, Rezensionen, Einladungen zu
Theaterabenden, ab den 50er Jahren auch Plakate und Fotos
usw. bieten dabei einen genauen Einblick in die
Vereinsaktivitäten. Drei Korrespondenzordner betreffen die
Kultur- und Literaturtage in Klosterneuburg, die die
Kulturgemeinschaft »Der Kreis« gemeinsam mit dem
Verein »Heimatland« zwischen 1971 und 1977
veranstaltete.
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