Grundeintrag 1999
[3/ S. 254:] Das Museum für Literatur am Oberrhein mit dem Scheffel-Archiv und der oberrheinischen Bibliothek ist eine Dokumentationsstätte
zur Literatur des Oberrheingebietes vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Träger des Museums für Literatur am Oberrhein ist
die 1924 gegründete Literarische Gesellschaft / Scheffelbund e. V., mit über 5.000 Mitgliedern der größte literarische Verein
der Bundesrepublik Deutschland. Das Museum für Literatur am Oberrhein geht auf das seit 1917 von der Stadt geführte Scheffel-Museum
und Scheffel-Archiv zurück, das sich die Sammlung und Pflege des Nachlasses von Joseph Victor von Scheffel zur Aufgabe gemacht
hatte. Unter den heute im Scheffel-Archiv aufbewahrten zwanzig Nachlässen oberrheinischer Autorinnen und Autoren - darunter
die von Max Barth, Gerhard Heller und Konrad Winkler - bildet der umfangreiche Nachlaß Scheffels auch heute noch das Kernstück.
Eine umfangreiche Sammlung einzelner Hand- [3/ S. 255:] schriften enthält auch Autographen von Johann Peter Hebel, Marie Luise Kaschnitz und Peter Weiss. Das Bildarchiv beherbergt
neben dem umfangreichen zeichnerischen Nachlaß Scheffels und einigen Gemälden oberrheinischer Maler vor allem eine beträchtliche
Anzahl von Illustrationen, Studien und Bildern Anton von Werners. Darüber hinaus umfaßt das Scheffel-Archiv eine Zeitungsausschnitt-Sammlung
zur Karlsruher Literaturszene.
Die Bibliothek des Museums für Literatur am Oberrhein umfaßt eine in die neue ständige Ausstellung integrierte Präsenzbibliothek
von ca. 8.000 Bänden Literatur, Sekundärliteratur und Zeitschriften. Auch hier bildet die Abteilung »Oberrhein« den wichtigsten
Schwerpunkt. Zur Oberrheinischen Bibliothek gehört ein Tonstudio mit Aufnahmen von Max Frisch, Uwe Johnson, Walter Helmut
Fritz und Marlene Streeruwitz. Die Bestände sind zum größten Teil EDV-erfaßt und über den Karlsruher Gesamtkatalog online
abrufbar.
Die Literarische Gesellschaft veranstaltet regelmäßig Lesungen mit Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland. Einen besonderen
Schwerpunkt bildet dabei die Förderung der jüngeren badischen Literatur. Zudem finden im Museum für Literatur am Oberrhein
(neben der ständigen Ausstellung) regelmäßig Kabinettausstellungen statt - im Jahr 1999 zu Otto Flake und über Leben und Werk
von Walter Helmut Fritz. Über die laufenden Tätigkeiten der Literarischen Gesellschaft / Scheffelbund informieren die jährlich
erscheinenden »Mitteilungen«; weitere regelmäßige Veröffentlichungen betreffen vor allem die jeweils laufenden Ausstellungen
und die Jahresgaben für die Mitglieder. Die aktuellen Publikationen 1999/2000 sind: »Walter Helmut Fritz: Augenblicke der
Wahrnehmung. Ausgewählte Essays, Werkverzeichnis, Forschungsliteratur, Würdigungen«, »Johann Peter Hebel in Karlsruhe« und
»Dichter lesen. Aus dem Tonkabinett der Literarischen Gesellschaft«. Außerdem vergibt der Scheffelbund seit 1928 für besondere
Leistungen im Fach Deutsch an Abiturientinnen und Abiturienten den Scheffelpreis - ein Buchpräsent und eine fünfjährige kostenlose
Mitgliedschaft in der Literarischen Gesellschaft. Inzwischen beteiligen sich annähernd 600 Gymnasien in Baden-Württemberg,
Rheinland-Pfalz und dem Saarland an der Ausschreibung des Scheffelpreises. Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft
und Kunst Baden-Württemberg wird in nächster Zeit ein Datenbank-Nachschlagewerk entstehen: »Autoren in Baden-Württemberg online«.
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