Grundeintrag 1998
[2/ S. 336:] Das Theatermuseum wurde 1938 als privates Theaterarchiv des »Schauspielhaus Düsseldorf (Dumont-Lindemann)« (1904-1933) gegründet
und ging durch die Stiftung von Gustav Lindemann 1947 in den Besitz der Stadt Düsseldorf über. Das Theatermuseum der Landeshauptstadt
Düsseldorf ist damit die einzige selbständige Institution der Bundesrepublik Deutschland für die Dokumentation der darstellenden
Künste in kommunaler Trägerschaft.
Das Institut besteht aus den Bereichen Archiv, Bibliothek und Museum. Unter dem Titel »SchauPlätze - Theater in der Stadt«
gibt die seit [2/ S. 337:] 1997 neugestaltete Dauerausstellung einen Überblick über deutsche Theatergeschichte am Beispiel Düsseldorfs.
Schwerpunkt für Sammlung, Forschung, Dokumentation und Ausstellungen sind: Höfisches Theater und Kurfürstliche Oper im 16.
und 17. Jahrhundert; Bergisches Deutsches Theater unter Johann Gottfried Wohlbrück 1805-1813; Immermanns »Musterbühne« 1834-1837;
Düsseldorfer Stadttheater im 19. und 20. Jahrhundert, Schauspielhaus Düsseldorf unter Dumont-Lindemann, Düsseldorfer Schauspielhaus
unter Gustaf Gründgens und Karl Heinz Stroux bis zur Gegenwart, Deutsche Oper am Rhein seit der Gründung 1956, Kom(m)ödchen;
Kammerspiele; Boulevardtheater; freie Theatergruppen; Papiertheater; Rheinisches Marionettentheater Zangerle.
In Archiv und Bibliothek werden die theaterhistorischen Materialien gesammelt und der Forschung zugänglich gemacht. Eigene
und fremde Forschungsergebnisse liegen der Öffentlichkeit in Dauer- und Wechselausstellungen und in der hauseigenen Reihe
»Dokumente zur Theatergeschichte« (bisher Bde. 1-10) aufbereitet vor. Das Archiv des Theatermuseums umfaßt die Fotosammlung
mit 250.000 Objekten, 1.200 Theaterplakate, 36.000 Theaterzettel, 19.000 Programmhefte, die audiovisuelle Sammlung mit 500
Bild- und Tonträgern, die Handschriftensammlung mit 160.000 Objekten, die Pressesammlung mit 350.000 Ausschnitten, 120 Bühnenbild-
und Projektionsmodelle, 150 Bühnenkostüme, 2.300 Bühnenbild- und Kostümentwürfe, 30 Marionetten, 40 spielfertige Papiertheater
und 1.200 Papiertheaterbögen. Die Bibliothek des Theatermuseums hat einen Bestand von 25.000 Monographien und Periodika.
Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft konnte 1997 die EDV-gestützte Erfassung des handschriftlichen Nachlasses
»Schauspielhaus Düsseldorf (Dumont-Lindemann) 1904-1933« in TUSTEP (Tübinger System von Textverarbeitungs-Programmen) abgeschlossen
werden. Dieser Bestand umfaßt 64.700 Einzelstücke und ist durch ein Findbuch erschlossen (Das Schauspielhaus Düsseldorf 1904-1933.
Korrespondenzen und Personalakten. Bearb. von Sigrid Arnold und Michael Matzigkeit. Düsseldorf: Theatermuseum 1997). Die Bandbreite
des in seiner Vollständigkeit und kulturhistorischen Ergiebigkeit herausragenden Nachlasses reicht von »Adenauer bis Zuckmayer«.
An österreichischen Autoren sind unter anderem Hermann Bahr und Hugo von Hofmannsthal vertreten, bei den Darstellern und Darstellerinnen
wären unter anderem Leo Askenazy (Leon Askin), Max Pallenberg, Karl Paryla oder Luise Rainer zu nennen.
Ebenfalls abgeschlossen ist die Erfassung des Teilnachlasses Gustaf Gründgens, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr begangen
wird. [2/ S. 338:] Das Findbuch zum Teilnachlaß Gründgens erscheint in Kürze. Vor der Fertigstellung steht auch die Verzeichnung eines weiteren
größeren Bestandes, des künstlerischen Nachlasses von Karl Heinz Stroux, der - unmittelbar nach Gustaf Gründgens - von 1955
bis 1972 als Generalintendant und Regisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus wirkte. Bedeutsam sind nicht nur seine Klassikerinszenierungen;
Stroux ist auch mit Uraufführungen und deutschen Erstaufführungen von Autoren der klassischen Moderne wie Beckett, Ionesco
oder Thornton Wilder hervorgetreten. In sein Ensemble am Düsseldorfer Schauspielhaus wußte er herausragende Darstellerinnen,
Darsteller und Regisseure einzubinden. Hier sollen nur stellvertretend Elisabeth Bergner, Elisabeth Flickenschild, Ernst Deutsch
oder Fritz Kortner genannt werden. An österreichischen Schauspielern und Schauspielerinnen waren unter anderem Paula Wessely
und Adolf Wohlbrück vertreten. Mit Erich Fried verband Stroux eine lebhafte kreative Beziehung, die in den »wilden 60ern«
begann. Von der Düsseldorfer Bühne wirkte Fried mäßigend auf die im Publikum demonstrierenden Studenten ein. Gegenstand der
Korrespondenz sind vor allem die Shakespeare-Übertragungen Frieds, die in dieser Fassung in Düsseldorf zum Teil erstmals aufgeführt
wurden. In den Fried-Unterlagen befinden sich aber auch das dreiseitige Typoskript seiner Bearbeitung von Hauptmanns »Florian
Geyer« und sein Essay »Zugang durch Übersetzung?«. Die Verbindung dauerte bis zum Ende der Ära Stroux 1972.
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