[2/ S. 300:] Unter dem Titel »Menschen in Bibliotheken« fand vom 15. bis 19. September 1998 der 25. Österreichische Bibliothekartag in
St. Pölten statt. Die in Parallelsektionen abgehaltene Tagung, die an der Niederösterreichischen Landesbibliothek ausgerichtet
wurde, beinhaltete auch Programmpunkte, die aus literaturarchivalischer Sicht relevant sind.
So war die Sektion »Aleph - das neue Bibliothekssystem für den österreichischen Bibliothekenverbund« insofern für Literaturarchive
von besonderem Interesse, als ein Teil dieser Einrichtungen eine Integration in den BIBOS-Nachfolgeverbund verfolgt. Eingangs
informierte Wolfgang Hamedinger (Arbeitsgruppe Bibliotheksautomation, Wien) grundlegend über das neue System des österreichischen
Bibliothekenverbunds Aleph 500 der Firma Ex Libris. Dabei wurde sowohl ein Überblick über die geplante Verbundarchitektur
als auch ein Statusbericht über den aktuellen Stand der Migration gegeben. Die grundsätzliche Neuerung besteht in der Erweiterung
der rein bibliographischen Administration auf Entlehnverbuchung, Verwaltung von Zeitschriften und allen weiteren Medien. Zukünftig
soll der Verbund auch für die Nachlaß- und Autographenaufnahme offenstehen.
Nach dem aus der Sicht des Systemproviders aufbereiteten Bericht von Michael Lütgen und Birgit Mahlke (Ex Libris, Hamburg)
über Aleph 500 als österreichische Verbundlösung beschrieb Harald Weigel (Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz) den Systemwechsel
von DOBIS / LIBIS auf Aleph an der Vorarlberger Landesbibliothek. Mit Blick auf den bislang erreichten Stand der Aleph-Installation
gilt es noch, die Praktikabilität weiter zu steigern und bisweilen fehlerhafte Darstellungen abzubauen. Die Vorarlberger Landesbibliothek
war gezwungen, in relativ kurzer Zeit ein neues Bibliotheksinformationssystem auszuwählen und die Migration durchzuführen.
Zwischen der Vertragsunterzeichnung und der Aufnahme des Echtbetriebs Anfang Mai 1998 vergingen nur acht Monate. Weigel betonte,
daß sich die Zusammenarbeit mit Ex Libris besonders in der Vermittlung bibliothekarischer und technologischer Kompetenz bewährt
hat.
In der Sektion »EU-Projekte« stellte Heinrich Badura (Austrian National Focal Point, Wien) die Organisationsform und die Tätigkeit
des National Focal Point vor. In diesem Zusammenhang wurde auf die hohe Erfolgsquote der österreichischen Projektwerber verwiesen
(41 Prozent). Weiters wurde das derzeit laufende fünfte Rahmenprogramm [2/ S. 301:] für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration vorgestellt, für das 3.925 Millionen ECU zu Verfügung stehen.
Zentrales Ziel dieses Programms ist es, die Grundlagen für eine nutzerfreundliche Informationsgesellschaft zu schaffen, was
auch die Einbindung von Archiven und Museen unerläßlich macht.
Anschließend präsentierte Klaus Reinhardt (German National Focal Point, Berlin) »EXPLOIT - Das Projekt zur Verbreitung der
Ergebnisse des EU-Bibliotheksprogramms«. Da ein Defizit von EU-Programmen in der mangelnden Zusammenarbeit von laufenden Projekten
bzw. in der Nachnutzung liegt, versucht EXPLOIT, das vom Deutschen Bibliotheksinstitut koordiniert wird, gesamteuropäisch
Projektergebnisse zu analysieren und die Vorstellung, Zusammenführung und Verwertung der Ergebnisse zu fördern. Zu diesem
Zweck sollen standardisierte Informationen über laufende Projekte und Ergebnisse über eine Datenbank abrufbar gemacht werden.
In seinem Referat »MALVINE - Die Vernetzung von Archiven in Europa« stellte Werner Rotter (ÖLA) das EU-Projekt vor, an dem
auch die ÖNB als Fullpartner beteiligt ist. MALVINE (Manuscripts and Letters Via Integrated Networks in Europe), das unter
der Koordination der Staatsbibliothek zu Berlin steht, soll einen neuen und verbesserten Zugang zu den verstreuten modernen
Autographenbeständen, die in den europäischen Archiven, Bibliotheken, Dokumentationszentren und Museen aufbewahrt werden,
eröffnen.
Schließlich berichteten Kurt Habitzel und Günter Mühlberger (Universität Innsbruck) über das EU-Projekt LAURIN (Libraries
and Archives Collecting Newspaper Clippings Unified for their Integration in Networks), das vom Innsbrucker Zeitungsarchiv
koordiniert wird. Ziel dieses Projekts ist es, Zeitschriftenartikel in einem Clipping-Service sowohl als Image als auch in
einer Volltextversion bereitzustellen. Wichtige Aufgaben entstehen dabei aus der Verwaltung der Rechte und der Entwicklung
eines Thesaurus. Mit Hilfe des Thesaurus soll eine Recherche nach Stichworten in der Originalsprache des Artikels und auf
Englisch möglich sein.
Unmittelbar über die Arbeit der Literaturarchive in Österreich berichteten zwei Vorträge im »Forum Freier Themen«. Eingangs
berichtete Andreas Brandtner (ÖLA) über den aktuellen Stand des Projekts »Vernetzung österreichischer Literaturarchive« (vgl.
den Bericht von Andreas Brandtner im vorliegenden Band). Anschließend skizzierte Volker Kaukoreit (ÖLA) die Einführung und
den Einsatz der »Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen« (RNA) in Österreich. Nach einer Einführung in das
Regelwerk wurde über die bisher gesetzten Schritte (z. B. Brain-Pool-Kurse an der ÖNB) zu des- [2/ S. 302:] sen Verbreitung in österreichischen (Literatur-)Archiven und Bibliotheken informiert.
Die einzelnen Beiträge - bzw. deren Abstracts - werden in absehbarer Zeit in einem Biblos-Sonderheft zugänglich sein. Der
nächste Österreichische Bibliothekartag wird im Jahr 2000 in Wien abghalten werden.
Andreas Brandtner / Werner Rotter
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