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ISSN: 1680-8975 PURL: http://purl.org/sichtungen/ |
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Kallías – Integrierter Katalog des Deutschen Literaturarchivs MarbachHeinz Werner Kramski• Abkürzungen
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Einleitung mit Stand vom 11. Februar 1999Das Deutsche Literaturarchiv will mit Kallías, einem integrierten Datenbanksystem zur Erschließung und Verwaltung seiner Bestände, die angestrebte und wohl auch anerkannte Erschließungsqualität ebenfalls unter schwierigeren Rahmenbedingungen erhalten. Die vielschichtigen traditionellen Zettelkataloge aller Abteilungen werden dabei von einem einheitlichen EDV-System abgelöst, das durch gemeinsam genutzte Normdateien insbesondere im Bereich der Personen und Körperschaften den forschenden Gästen eine konsistente Recherche erlaubt und einen einfachen Überblick über die vorhandenen Handschriften, Druckwerke, audiovisuellen Materialien, Bildobjekte usw. gestattet. Regelwerke und Ansetzungen orientieren sich stärker als bisher an bestehenden Konventionen (RAK-WB, RNA) und Auskunftssystemen, was durch die nahtlose Einbindung des SWB und anderer Fremddatenquellen erleichtert wird. Um die nachgewiesenen Sammlungsstücke gruppiert sich eine Fülle von Funktionen, die die Geschäftsgänge z. B. in der Erwerbung, Benutzung oder Restaurierung unterstützen. Kallías wird sich, sobald nennenswerte Datenmengen in diesem System vorliegen, für Benutzer lokal in Marbach wie auch im Internet mit einer einheitlichen, HTML-basierten Rechercheoberfläche präsentieren. (Abb1.) Zusätzlich werden die Monographien im SWB, die Handschriften in der Zentralkartei der Autographen und im Rahmen des EU-Projekts MALVINE nachgewiesen. Schwerpunkt ist dabei vor allem der erleichterte Zugang zu den Nachweisen des vorhandenen Bestandes. Bisher stellten in der Handschriftenabteilung die seriellen Inventarlisten notgedrungen oft die letzte Stufe der Erschließung dar. Durch das Zusammenfallen von Inventarisierung und Katalogisierung in einem Erfassungsschritt und die sofortige Recherchefähigkeit im OPAC wird die Selbstauskunft für Benutzer wieder verstärkt möglich sein. Mitarbeiter werden so von zeitaufwendigen Betreuungsaufgaben entbunden, was wieder der Erschließung neuer Erwerbungen zugute kommt. Ein digitales Angebot der Stücke selber (etwa als grafische Faksimiles) ist aktuell nicht vorgesehen; lediglich im kleineren Rahmen für Unterschriftsvergleiche oder zur ersten Orientierung bei Bildobjekten werden Grafiken in die Datenbank aufgenommen. Wenn Kallías sich im laufenden Geschäft bewährt hat, [2/ S. 170:] wird vor allem die Retrokonversion der konventionellen Nachweise als dringende Aufgabe angegangen, da das Nebeneinander von Zettelkatalog und Datenbank heute noch zu manchen Kompromissen zwingt. |
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ProjektverlaufMit dem Erweiterungsbau des Literaturarchivs von 1994 standen in Marbach Ersteinrichtungsmittel auch für den Aufbau einer EDV-Infrastruktur zur Verfügung. Angesichts der Umbruchsituation im Bereich der Lokal- und Verbundsysteme wurde aber in einer ersten Ausschreibungsstufe nur der universelle Teil (Server, lokales Netz, Windows-PCs, Internetanbindung usw.) beschafft. 1996 begann nach einer europaweiten Ausschreibung das eigentliche Kallías-Projekt, nachdem sich die Berliner Firmenkooperative aStec/BB-Data (heute Sydios) deutlich gegen das Feld der Mitbewerber durchgesetzt hatte. Vereinbart wurde eine projektbezogene, aber allgemein nutzbare Neuentwicklung für Handschriften und Bildobjekte auf der Basis des Standard-Bibliothekssystems aDIS/BMS; etwa zu 50% mußte Kallías somit kundenspezifisch entwickelt werden. Nach drei schrittweise verfeinerten Prototyp-Stufen seit Projektbeginn ist Kallías nach einer umfassenden Schulung im Dezember 1998 produktiv geworden, wenn auch der formale Abnahmetest zur Zeit noch läuft und einige Abschlußarbeiten ausstehen.
Aus heutiger Sicht bestätigt sich deshalb die ursprüngliche Vergabeentscheidung, nicht, weil sich alle Konkurrenzangebote inzwischen so oder so disqualifiziert haben, sondern weil im gemeinsamen Interesse an einer sachgerechten Lösung eine komplexe, aber wohl beispielhafte Integration aller Arbeitsbereiche mit einer modernen, offenen Systemarchitektur erreicht wurde. |
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SystemgrundsätzeKallías – oder allgemeiner aDIS – bedient sich für die Datenhaltung einer relationalen Standard-Datenbank auf einem zentralen Server (vorzugsweise Oracle unter Unix oder Windows NT), so daß eine hohe Datensicherheit, Performance und Offenheit gegeben ist (schon mehrfach hat es sich als nützlich erwiesen, unabhängig von aDIS mit SQL oder ODBC auf die Daten zugreifen zu können). Ebenfalls zentral läuft die aDIS-Serverkomponente, die einerseits mit Oracle kommuniziert und andererseits den Dialog mit den Windows-Clients der Mitarbeiter abwickelt (die also keine Oracle-Netzwerklizenzen benötigen). aDIS/Client ist OLE-fähig und kann Trefferlisten usw. direkt an Winword übergeben. Der zentrale Teil übernimmt auch die Verbindung mit proprietären Systemen wie der BIS-Datenbank des SWB oder mit Z39.50-Datenbanken; der Kallías-Web-OPAC wird über ein ebenfalls zentrales HTTP-Gateway bedient. Die Netzwerkkommunikation der [2/ S. 172:] beteiligten Komponenten läuft üblicherweise über TCP/IP, so daß der Standort der Clients prinzipiell nicht auf ein LAN beschränkt ist. Das aDIS-Datenformat wird auf einer anwendungsbezogenen Ebene definiert: Es ist ohne weiteres möglich, Felder für Verweisungen usw. als multipel zu definieren; aDIS generiert automatisch die SQL-Statements und Hilfstabellen, die auf der relationalen Ebene notwendig werden. Nahezu alle Objekte, die Kallías als Anwendung konstituieren (Bildschirm-Masken, Hilfetexte, Ausgabeformate, Verarbeitungsfolgen, Picklistenwerte, Zeichentabellen usw.), sind ihrerseits Datensätze in Oracle, die mit der aDIS-Entwicklungsplattform manipuliert werden. Damit wird es möglich, daß kundenspezifische Objekte im sogenannten Differenzbestand gleichnamige Objekte der Standardauslieferung des Herstellers gezielt dort überlagern, wo es notwendig ist. Große Teile der Anwendungslogik können unabhängig davon genutzt werden, ob ein Web-Browser oder ein aDIS-Client den Dialog führen. Auch sind Änderungen und Korrekturen im laufenden Betrieb leicht möglich, ohne daß die gesamte Anwendung neu generiert werden muß. Auf der anderen Seite wird die Versionsverwaltung erschwert, da für bewährte Systeme wie RCS usw. kein Quelltext vorliegt, der verwaltet werden könnte. Die schrittweisen Entwicklungsarbeiten am System waren deshalb nicht immer transparent genug; erst mit der Einführung der sogenannten »Leistungsberichte«, einem eigenen Datenbestand für Fehlermeldungen und -behebungen, hat sich dieser Aspekt deutlich verbessert. Abb. 2. aDIS unterscheidet grundsätzlich zwischen einer maskenbasierten Datenpflege (Abb. 2) und einer lesefreundlichen Darstellung für die Recherche im sogenannten »Zeigemodus«. (Abb. 3) Die freie Eingabe von Kategoriebezeichnungen, wie sie in traditionellen Verbundsystemen üblich ist, wird nicht unterstützt. Es ist häufig möglich, über »Einstellungen« die konkrete Ausgestaltung der aktuellen Erfassungsmaske an den jeweiligen Objekttyp anzupassen, so daß nicht zu viele Felder leer bleiben und Folgemasken aufgerufen werden müssen. Zusammen mit der möglichen Eingabeunterstützung durch Hilfetexte, Picklisten und Register ist dies vielleicht doch die überlegene Eingabephilosophie. Abb. 3. Es ist ein Hauptprinzip von Kallías, daß mehrfach nutzbare Informationen (Personennamen usw.) redundanzfrei durch Datensatzkopplungen realisiert werden; Kopplungsfelder sind an dem Zeichen »<« erkennbar. Auch die komplexen Bestandshierarchien und Querverbindungen zwischen den Objekten werden (auch abteilungsübergreifend) als Kopplungen über interne Datensatznummern organisiert. [2/ S. 173:] Am Client der Mitarbeiter können diese Kopplungen mit einer Funktionstaste, im Web mit der üblichen Hyperlink-Methode verfolgt oder expandiert werden, was in der aDIS-Terminologie »Netzwandern« genannt wird. Verknüpfte Normdaten können über die Kopplungsfelder gesucht oder neu angelegt werden. Es ist aber auch möglich, mehrere Kallías-Sitzungen in verschiedenen Fenstern parallel zu führen, um schnelleren Zugriff auf wiederkehrend benötigte Datenbereiche zu haben. |
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Spezielle AnwendungsmerkmaleBibliothekKallías beruht auf aDIS/BMS, dem Bibliotheks-Management-System der Firma aStec, das unter anderem in der Bibliothek des Deutschen Bundestages, im Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins, verschiedenen Bundesministerien, der Bundeswehr sowie dem Germanischen Nationalmuseum eingesetzt wird. Aus dem umfassenden Funktionsumfang für die Bibliothek seien hier nur einige Besonderheiten herausgegriffen: Die umfangreichen Thesaurusstrukturen von aDIS/BMS werden in der Bibliothek nur insoweit genutzt, als dort (an RSWK orientierte und gegebenenfalls aus dem SWB übernommene) Einzelbegriffe abgelegt werden. Diese Einzelbegriffe (Sachschlagwörter) können mit einer Basissystematik, Elementen aus den Personen- oder Körperschaften-Normdateien, Werktiteln sowie einem Form- und Autorenschema zu sogenannten »Systematikketten« verbunden werden, die im OPAC neben der Suche nach Einzelelementen auch die hierarchische, systematische Präsentation des Bestandes ermöglichen. Die feine Struktur des bestehenden Systematischen Katalogs wird damit in Kallías weitergeführt, wenn auch die Arbeiten zur EDV-gerechten Reform der Systematik noch andauern. Ein weiteres Merkmal des alten Systematischen Katalogs, die unmittelbare Nachbarschaft von Rezensionen und dem rezensierten Werk, wird in Kallías durch direkte Datensatz-Kopplungen abgebildet, die für die Suche und die Navigation zur Verfügung stehen. Bild- und Handschriftenabteilung betreiben keine so ausgebaute Sacherschließung wie die Bibliothek, greifen aber natürlich ebenfalls auf den Thesaurusbestand zu. Allgemeine Sacherschließung, NormdateienBei der Sacherschließung steht man grundsätzlich vor dem Problem, Werke als »Objekte der Kunst«[1] unabhängig von konkreten Ausgaben, [2/ S. 174:] Aufführungen usw. korrekt zu bezeichnen (man denke an Kafkas Roman »Amerika« / »Der Verschollene«). In Kallías wurden deshalb sogenannte »Werktitel« definiert, die wegen ihrer Strukturähnlichkeit auch im Datenbestand der Bibliothek geführt werden und sogar rationell aus konkreten Titeln abgeleitet werden können. Die Werktitel stehen allen Abteilungen als generelle »Werkschlagwörter« (nicht nur für literarische Werke) zur Verfügung und bieten gegenüber der reinen Schlagwortlösung den vollen Komfort von Titel-Verweisungen, Normdatenverknüpfungen usw. Auch bei der Sacherschließung in bezug auf Personen oder Körperschaften geht Kallías einen besonderen Weg. Die übergreifende NND etwa wird in allen Abteilungen nicht nur für die Formal-, sondern auch für die Sacherschließung genutzt, da verschiedene Datenpools für diese Zwecke, womöglich nach unterschiedlichen Regelwerken gepflegt, Benutzern nicht einleuchten können. Jeder Name kann prinzipiell in den grundsätzlichen Beziehungen »von« (Verfasserschaft im weitesten Sinn), »an« (Adressat oder Widmungsempfänger), »über« (abgebildete oder behandelte Person im weitesten Sinn) oder »unter« (Bestandsbildner oder Vorbesitzer) mit Objekten verknüpft sein. (Abb. 5) Damit kommt das ausgefeilte Verweisungssystem der NND, das selbst historisch bedingte Unterschiede zwischen den Abteilungen mit der maßgeblichen Form nach RAK-WB / der PND zusammenführt, auch bei der sachlichen Suche zum Tragen und garantiert ein einheitliches Antwortverhalten in allen Abteilungen. Abb. 4. Seit Juli 1997 wird die »Signierdatei« der Bibliothek, das Verzeichnis der literarischen Autorinnen und Autoren, produktiv in Kallías geführt und bildet mit ihren rund 42.000 Namen den Grundstock der NND. Es ist klar, daß die volle Breite des Datenformats vor allem für literarische Autoren genutzt wird; eine nicht-individualisierte Minimalangabe ist ebenfalls möglich. NND und KND können interaktiv am SWB (und damit indirekt an PND und GKD) abgeglichen werden; als Merkmal für den erfolgreichen Abgleich wird die Identnummer des Verbunds lokal gespeichert. ErwerbungDie Erwerbungsvorgänge, insbesondere in der Handschriftenabteilung, unterscheiden sich von der exemplarbezogenen Bibliothekserwerbung, so daß hier ein neues übergreifendes Modul, die sogenannte »Bestandserwerbung« (oder »Zentrale Erwerbung«) geschaffen werden mußte (das freilich auch von der Bibliothek benutzt wird, wenn z. B. geschlossene Bibliotheken erworben werden, die auch als solche [2/ S. 175:] zu beschreiben sind). Ausgehend von Erwerbungssätzen können Bestände, einzelne Handschriften oder Bildobjekte angelegt werden, wobei über die hausweit eindeutige Erwerbungsnummer der Zusammenhang erhalten bleibt. (Abb. 4) In der Bibliothek wird dieser Zusammenhang erst später, bei der Akzession der einzelnen Exemplare, hergestellt. Abb. 5. Es ist ein Grundsatz des DLA, Bestände (Nachlässe, Verlagsarchive usw.) systematisch zu ordnen und – wo dies sinnvoll ist – nachträglich anzureichern, so nicht immer eine 1:1-Beziehung zwischen Erwerbungen und Beständen besteht. Kallías stellt auch diese Beziehungen durch Kopplungen dar und vermag (in der Dienstrecherche) so die ursprüngliche Erwerbungsgeschichte eines Bestandes zu rekonstruieren. Bibliotheks- und Bestandserwerbung arbeiten Hand in Hand mit einem Haushaltsmodul, das die verfügbaren Mittel verwaltet und die bisherigen Haushaltsüberwachungslisten ersetzt (mehrjährige Mittelfestlegungen sind allerdings nur in der neu entwickelten Bestandserwerbung möglich). Der ursprünglich vorgesehene Datenaustausch mit der vorhandenen Mittelbewirtschaftungssoftware »Profiskal« wurde durch eine pragmatische Lösung ersetzt, da der zu erwartende Nutzen in keinem Verhältnis zum Entwicklungs- und Buchungsaufwand steht. BeständeDie sogenannte »Bestandsführung« verwaltet und beschreibt Nachlässe, Sammlungen, Archive sowie alle Arten von Unterbeständen auf einem objektübergreifenden Niveau (hier sind z. B. Inhaltsangaben usw. möglich). Die zentralen Kopplungen sind hier die persönlichen oder körperschaftlichen »Bestandsbildner« einerseits, sowie die verknüpften Unterbestände und Handschriften andererseits, die gemeinsam die komplexen Hierarchien in den Magazinen abbilden. Es war eine besondere Schwierigkeit für die Programmentwicklung, die systematische, aber nicht EDV-gerechte Ablagereihenfolge der Handschriften durch eine korrekte Sortierung im System abzubilden, was für Inventarlisten, Mappenbeschriftung, automatische Zugangsnummernvergabe usw. unumgänglich ist. Hier hat das DLA einige Zugeständnisse an die Technik machen müssen, obwohl die physische Ablage von Millionen von Stücken natürlich grundsätzlich die Rahmenbedingungen für Kallías setzt. Während es sich als relativ einfach erwiesen hat, den Datenbestand des neuen »Roten Buches«[2] in Bestandssätze zu importieren und damit in Kallías suchbar zu machen, ist die künftige Form eines textuellen [2/ S. 176:] Bestandsverzeichnisses noch eine offene Frage, da eine Datenbank nur einen eher tabellarischen Report liefern kann. HandschriftenIn der Handschriften-Anwendung, die für literarische Archive wohl von besonderem Interesse ist, sind für die Aufnahme von Datensätzen grundsätzlich vier Arten von Dokumenten vorgesehen: Manuskripte, Dokumente, Briefe und Briefwechsel.
Der so bestimmte Dokumenttyp steuert bei der Erfassung die umfangreichen automatischen Vorbelegungen. Die Tiefe der Katalogisierung wird vom System nicht vorgegeben; voreingestellt ist die »Kurzaufnahme«, die für alle Dokumenttypen die wichtigsten Eingabekategorien auf einer Maske konzentriert (Abb. 2 zeigt einen solchen vereinfachten Pflegedialog). Eine verfeinerte Erschließung (mit insgesamt fünf Erfassungsbildschirmen) ist jederzeit möglich; unabhängig von der Eingabemethode werden alle belegten Felder für die Recherche im Zusammenhang präsentiert. (Abb. 3). Es können hierarchische Kopplungen innerhalb des Handschriften-Datenbereichs in beliebiger Tiefe angelegt werden, etwa um die Beziehungen zwischen einer Widmung und einem Manuskript oder Konvolutstrukturen auszudrücken. Zugleich sind Kopplungen zum Datenbestand der Bildabteilung und der Bibliothek möglich, um doppelt katalogisierte Stücke (etwa ein Buch mit umfangreichen handschriftlichen Eintragungen) im OPAC abteilungsübergreifend nachweisen zu können. [2/ S. 177:] BildabteilungDie Bildabteilung nutzt alle beschriebenen Kallías-Strukturen in ähnlicher Weise, wobei das Erfassungsformat und die Gestaltung der Anwendung natürlich auf die Besonderheiten der bildlichen und gegenständlichen Objekte abgestimmt sind. Hervorzuheben ist jedoch, daß zu jedem Katalogisat regelmäßig eine grafische Abbildung[3] mittlerer Qualität gescannt und in Kallías aufgenommen wird, was die bisherigen Kontaktabzüge auf den traditionellen Katalogkarten ersetzt. Restaurierung Kallías verfügt über ein eigenes Modul für die Restaurierwerkstatt des Hauses, in dem Maßnahmen der (Papier-)Restaurierung in Form von eigenen, gekoppelten oder ungekoppelten Datensätzen beschrieben werden können. Diese Restaurierungsberichte können um formularbasierte, grafische Skizzen ergänzt werden, die das Schadensbild (Risse, Flecken usw.) oft ohne viele Worte treffend verdeutlichen. Alle Katalogisierer haben die Möglichkeit, zu jedem Stück, zu jedem Bestand und sogar zu jeder (Bestands-)Erwerbung einen rudimentären Restaurierungssatz anzulegen, der dann als Bedarfsmeldung mit einer bestimmten Priorität zu verstehen ist und in der konkreten Maßnahme zu einem Restaurierungsbericht ausgebaut wird. Benutzung Die Benutzung der Bestände ist in Marbach nur vor Ort möglich, so daß die Ausleihe zunächst ohne echte Verbuchung entworfen wurde. Es werden mit Kallías lediglich Leihscheine in konventionellem Format gedruckt, die angesichts der noch überwiegenden Menge konventionell nachgewiesenen Materials vorläufig in einer gemeinsamen konventionellen Kartei verwaltet werden. Lediglich externe oder dauerhafte Ausleihen[4] (etwa für Ausstellungen) werden mit einer echten Verbuchung durchgeführt, so daß die ausgeliehenen Objekte nicht bestellt werden können. Häufig sind Bestände oder Handschriften bis zu einem bestimmten Datum für die Benutzung gesperrt, Benutzungsbeschränkungen können deshalb auf allen Hierarchie-Ebenen vermerkt werden. Das Ausleihmodul ermittelt beim Bestellversuch eines einzelnen Objektes eine gegebenenfalls vorhandene Beschränkung auf einer höheren Ebene (etwa eines Bestandes), so daß diese Information global gepflegt werden kann und nur im abweichenden Einzelfall beim Stück eingetragen werden muß. [2/ S. 178:] Verbundeinbindung und DatenaustauschBeauftragt wurde für Kallías primär die Einbindung des SWB als Fremddatenquelle und regionale Katalogisierungsdatenbank für Monographien, wobei als Grundlage nur die ANSI-Terminal-Schnittstelle zur Verfügung stand (die Schnittstellenbeschreibung, um Lokalsysteme an das Nachfolgesystem des Verbunds anzubinden, liegt selbst heute noch nicht vor). Es dürfte als EDV-technische Meisterleistung gelten, wenn Kallías in dem Terminal-Datenstrom Verarbeitungssituationen erkennt, die in typische Kallías-Bildschirme umgesetzt werden, ohne die Katalogisierer mit der Oberfläche des Verbundrechners zu konfrontieren.[5] Auf diese Weise wird der SWB als integrierte Erweiterung des lokalen Systems erfahren, die Fremdleistungen nutzbar macht und Verbundkatalogisierung ohne zu großen Mehraufwand ermöglicht. Neben dem proprietären SWB-Protokoll wird ebenfalls Z39.50 unterstützt, so daß auch prinzipiell die Deutsche Bibliothek und andere Datenbanken als Fremddatenquelle ausgewählt werden können. Die Verarbeitungslogik der Verbundeinbindung ist so weit wie möglich allgemein gehalten, so daß Kallías neue Schnittstellen künftig ohne zu großen Anpassungsaufwand bedienen kann. Die Form der Anbindung an die Zentralkartei für Autographen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen, da die Systementscheidung in Berlin noch nicht getroffen ist. Wir sind jedoch zuversichtlich, daß Kallías durch die Orientierung an den RNA und seine offenen Schnittstellen mit diesem und anderen Partnern kooperieren kann. Da aDIS/BMS auch als Z39.50-Target (Server) operieren kann, ist auch eine Teilnahme an einem derartigen europäischen Handschriften-Verbund denkbar, wenn im Rahmen von MALVINE die entsprechenden Formate entwickelt werden." Vorläufiges FazitKallías stellt sich nach einer langen Entwicklung nun den Anforderungen der Praxis. Die Reaktionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht an der Entwicklung der Prototypen beteiligt waren und das unerwartet rasche Anwachsen der verzeichneten Stücke lassen uns hoffen, daß die anspruchsvollen Entwicklungsziele erreicht wurden. Das entscheidende Wort müssen aber die Benutzerinnen und Benutzer des Archivs sprechen, für die letztlich das gesamte Projekt gemacht ist. Wenn der OPAC freigegeben ist und die unvermeidlichen Anlaufschwierigkeiten überwunden sind, kann ein fundierteres Fazit [2/ S. 179:] gezogen werden. Vorläufig sei jeder, dessen Interesse nun geweckt ist, herzlich eingeladen, sich in Marbach ein eigenes Bild zu machen. |
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Anmerkungen1] Richard Wollheim: Objekte der Kunst. Frankfurt / Main: Suhrkamp 1982 (= Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 384). 2] Ingrid Kussmaul: Die Nachlässe und Sammlungen des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar. Ein Verzeichnis. 3., völlig überarb. und erg. Aufl. Marbach: Deutsche Schillergesellschaft 1999 (= Deutsches Literaturarchiv: Verzeichnisse - Berichte - Informationen 23), siehe auch www.dla-marbach.de/kallias/hyperkuss. Diese neue Fassung des "Roten Buches" wurde vor dem Kallías-Projekt begonnen und basiert auf strukturierten Text-Dateien. 3] Der aktuelle 16-Bit aDIS/Client kann (auch mehrseitige) TIFF-Graphiken anzeigen, wenn eine bestimmte Menüfunktion ausgewählt wird. Eine regelmäßige Anzeige aller vorhandenen Graphiken beim Durchblättern von Treffern wäre wohl zu langsam und auch nicht unbedingt sinnvoll. Der angekündigte 32-Bit Client soll flexibler mit binären Daten umgehen können und externe Viewer einbinden. 4] Es gibt ein eigenes Modul für die Verwaltung von Leihverträgen, externen Dienstleistungen, Fotoaufträgen, Kopieraufträgen usw. 5] Die Komplexität der möglichen Verarbeitungssituationen bringt es mit sich, daß die schreibende Verbundanbindung zum Zeitpunkt der Niederschrift noch nicht abgeschlossen, konzeptionell aber bewältigt ist. Es ist nicht sinnvoll, alle denkbaren Fälle programmgesteuert zu behandeln. So muß z. B. bei Dublettenmeldungen des Verbundrechners doch auf die unverhüllte Verbundoberfläche zurückgegriffen werden. |
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