Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Mitteilungen: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 Der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main [Grundeintrag 1998 / Aktualisierung 1999 / Aktualisierung 2000] (17. 01. 2002). In: Sichtungen online, PURL: http://purl.org/sichtungen/ddbexil-1b.html ([aktuelles Datum]). - Auch in: Sichtungen 2 (1999), S. 339-342 [Grundeintrag 1998]; Sichtungen 3 (2000), S. 250-252 [Aktualisierung 1999].

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 Der Deutschen Bibliothek
Bereiche Archivalien und Ausstellungen
Adickesallee 1, D-60322 Frankfurt am Main
Tel.: +49-69-1525-1902; Fax: +49-69-1525-1959
Email: hahner@dbf.ddb.de; URL: http://www.ddb.de/museum/exil.htm
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00-17.00 (Voranmeldung erwünscht)
Adressinformation zuletzt aktualisiert: 2002

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 Der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main

Bereiche Archivalien und Ausstellungen

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Grundeintrag 1998

[2/ S. 339:] Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 ist eine Spezialsammlung Der Deutschen Bibliothek, der zentralen Archivbibliothek und des nationalbibliographischen Informationszentrums der Bundesrepublik Deutschland. Gesammelt werden die zwischen 1933 und 1945 im Ausland erschienenen Veröffentlichungen deutschsprachiger Emigranten aus den Bereichen Literatur, Politik, Wissenschaft und jüdische Emigration. Hinzu kommen ergänzende Materialien wie Fotografien und Verlagsprospekte sowie ein Zeitungsausschnittsarchiv.

Einen weiteren Sammelschwerpunkt bilden Nachlässe bzw. Teilnachlässe von Emigranten, Archive von Exilorganisationen und geschlossene Sammlungen. Ende 1998 besaß das Deutsche Exilarchiv 140 Nachlässe usw.

Zum ältesten Bestand gehören die Unterlagen von drei großen Exilorganisationen, die Akten der American Guild for German Cultural Freedom (New York), des Emergency Rescue Committee (New York) und des Deutschen P.E.N.-Clubs im Exil (London). Die Bestände persönlicher Provenienz sind Nachlässe bzw. Teilnachlässe von Schriftstellern, Publizisten, Wissenschaftlern, von Theater und Film nahestehenden Emigranten, von Exilforschern wie auch von nichtprominenten Emigranten. Darüber hinaus besteht eine umfangreiche Sammlung von Einzelautographen, Manuskripten und größeren Konvoluten.

Eine Bestandsübersicht zu den Archivalien des Deutschen Exilarchivs kann im Internet eingesehen werden. Der Zugang ist über die Homepage Der Deutschen Bibliothek (http://www.ddb.de/) oder direkt unter der Adresse http://www.ddb.de/standort/exil_bestand.htm möglich. Die Bestandsübersicht liegt auch in gedruckter Form vor und wird auf Bestellung kostenfrei zugeschickt.

Für die Benutzung der Nachlässe und Autographen des Exilarchivs gilt die Benutzungsordnung Der Deutschen Bibliothek zusammen mit den »Zusätzen zur Benutzungsordnung für die Archivalien vom 20. November 1997«.

Die Neuzugänge des Jahres 1998 waren vor allem durch die Fortführung des DFG-Projekts zur Erwerbung von »Nachlässen emigrierter deutschsprachiger Wissenschaftler, Schriftsteller, Publizisten und Künstler in den USA« bestimmt, das auf Initiative von Professor John M. Spalek von der State University of New York at Albany 1996 zustande gekommen war. Insgesamt 35 Nachlässe bzw. Teilnachlässe wurden dem Deutschen Exilarchiv von John M. Spalek bisher vermi- [2/ S. 340:] ttelt, davon acht Nachlässe im Jahr 1998. Herausragende Erwerbungen im Rahmen dieses Projekts sind die Nachlässe von Leo Gross (Rechtswissenschaftler, 1903-1990), Iwan Heilbut (Schriftsteller, Publizist, 1898-1972), Gina Kaus (Schriftstellerin, 1893-1985), Paul Koretz (Fachanwalt für Filmrecht / Copyright, 1885-1980), Henry Marx (Journalist, 1911-1994) mit der Sammlung »Players from Abroad«, Alice Maier und Joseph Maier (Soziologe, geb. 1911) mit dem Archiv der Hermann Weil Memorial Foundation, Ernst Moritz Manasse (Klassischer Philologe, 1908-1997), Soma Morgenstern (Schriftsteller, 1890-1976), Kurt Oppens (Musikwissenschaftler, 1910-1998), Hedwig Rossi (Literaturwissenschaftlerin, 1891-1985) und Clementine Zernik (Juristin, unter anderem Mitbegründerin der Austrian American Federation in New York, 1905-1996).

Darüber hinaus ist es dem Exilarchiv 1998 gelungen, unter anderen die umfangreichen Nachlässe des Politologen (»Futurologen«) Ossip K. Flechtheim (1909-1998) und des Juristen und Publizisten Ernest Meyer (1908-1994), in dessen Nachlaß sich vielfältige Unterlagen zur Publizistik im Exil und der ersten Nachkriegsjahre befinden, zu erwerben.

Bei den Einzelerwerbungen ragen zwei umfangreiche Briefkonvolute von Kurt Hiller heraus: an Herbert Friedenthal (Freeden) mit 80 Briefen und an Rudolf Führmann mit 102 Briefen. Hinzu kommt ein Briefwechsel zwischen Gabriele Tergit und Will Schaber mit mehr als 250 Briefen und zahlreichen Manuskriptbeilagen. Erwähnenswert ist auch ein ca. 30 Dokumente umfassendes Konvolut aus dem Besitz von Andreas H. H. Eppenstein, das Internierungslager Camp Hay in Australien betreffend, darunter zwei Nummern der seltenen Lagerzeitschrift »The Boomerang«. Darüber hinaus wurden Briefe bzw. Manuskripte unter anderem von Richard A. Bermann, Hermann Broch, Martin Buber, Hans Habe, Mascha Kaleko, Ossip Kalenter, Dosio Koffler, Gustav Regler, Friedrich Torberg, Theodor Wolff, Hermynia ZurMühlen und Arnold Zweig erworben. Zu den Neuzugängen gehört auch ein Brief von Thomas Mann aus dem Jahr 1941 zum Thema Arthur Schopenhauer.

Die Leiterin des Deutschen Exilarchivs hat aus dem Vorlaß von Ernst Loewy die Jugendbriefe aus Palästina an seine noch in Krefeld lebenden Eltern herausgegeben. Die Publikation, »Jugend in Palästina. Briefe an die Eltern 1935 bis 1938«, ist im Dezember 1997 im Berliner Metropol Verlag in der von Wolfgang Benz verantworteten Reihe »Bibliothek der Erinnerung« erschienen und wurde am 19. Februar 1998, in Zusammenarbeit mit dem Fritz-Bauer-Institut, von Ernst Loewy [2/ S. 341:] und der Herausgeberin Brita Eckert vor einem zahlreich erschienenen Publikum vorgestellt.

Die anläßlich des Österreich-Schwerpunkts der Frankfurter Buchmesse 1995 von Brita Eckert und Hans-Harald Müller erarbeitete Ausstellung »Richard A. Bermann alias Arnold Höllriegel. Österreicher - Demokrat - Weltbürger« wurde vom 21. August bis zum 2. Oktober von der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz im Haus Unter den Linden gezeigt. Vom 10. November bis zum 4. Dezember war die Ausstellung im Literaturhaus in Wien zu sehen. Die Eröffnung war mit der Vorstellung der aus dem Nachlaß herausgegebenen Autobiographie Bermanns »Die Fahrt auf dem Katarakt« im Wiener Picus Verlag verbunden.

Für die Präsentation in Berlin und Wien war die Ausstellung durch neu erworbene Fotografien, Briefe, Bücher und Zeitungsartikel Bermanns, die sich im Nachlaß seiner Nichte Clementine Zernik fanden, angereichert worden.

Auf Anregung des Thüringer Landesverbandes des Freien Deutschen Autorenverbandes zeigte das Deutsche Exilarchiv vom 5. bis 22. November seine Ausstellung »Deutsche Intellektuelle im Exil. Ihre Akademie und die ›American Guild for German Cultural Freedom‹« im Thüringer Landtag in Erfurt. Für diese Präsentation mußte die Ausstellung stark überarbeitet werden: Die Geschichte der beiden Organisationen wurde - gekürzt - auf 30 neu konzipierten Tafeln vorgestellt. Von den ursprünglich 33 Einzelfällen war eine repräsentative Auswahl von zehn Fällen im Original zu sehen. Als Ersatz für den vergriffenen Katalog wurde ein Überblick über die Geschichte von Akademie und American Guild vervielfältigt. Die Ausstellungseröffnung war gleichzeitig die offizielle Veranstaltung des Landtags zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938.

Mit der Ausstellung »Zuflucht auf Widerruf« (7. August bis 19. September) erinnerte das Deutsche Exilarchiv an Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Italien geflohen waren. Die Ausstellung des Deutschen Exilarchivs basierte auf der 1995 in Mailand und Berlin von der Akademie der Künste in Berlin veranstalteten Ausstellung, in Frankfurt war sie mit Exponaten aus eigenen Beständen zu Rudolf Blum und Walter Meckauer erweitert worden. Die bildende Kunst war hier mit Grafik von Roland Hettner vertreten, die in Deutschland erstmals vorgestellt wurde.

Das Interesse der Medien am Exilarchiv war wieder erfreulich hoch. Nach ihrem politischen Feature »Koffer voller Schicksal«, das 1998 im Deutschlandfunk gesendet worden war, erarbeitete Kristine von So- [2/ S. 342:] den in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv ein 55 Minuten langes Feature über die Schicksale fünf jüdischer Emigrantinnen, deren Nachlässe das Exilarchiv besitzt - Anja Lundholm, Emma Kann, Clementine Zernik, Gertrud Isolani und Brigitte Kralovitz-Meckauer. Mit dem Titel »›Als der Krieg zuende war und der Alltag wieder begann...‹. Lebenserinerungen jüdischer Emigrantinnen nach 1945, aus Nachlässen und Gesprächen zusammengestellt« wurde das Feature, das auch die Erwerbungs- und Erschließungstätigkeit des Exilarchivs vorstellte, erstmals am 25. November im Norddeutschen Rundfunk (NDR) gesendet.


Aktualisierung 1999

[3/ S. 250:] Auf dem Gebiet der Archivalien konnte das Deutsche Exilarchiv im Jahr 1999 zwölf Nachlässe bzw. Teilnachlässe oder Sammlungen erwerben. Der bereits archivierte Nachlaß des Schriftstellers Ulrich Becher wurde durch ein umfangreiches Konvolut von Briefen, Lebensdokumenten und Manuskripten ergänzt. Auch der Nachlaß Carl Wilczynski wurde durch Zukäufe vervollständigt. Zu dem im Berichtsjahr von Herbert Freeden übergebenen Vorlaß konnten antiquarisch rund fünfzig Briefe von Kurt Hiller an Freeden erworben werden. Die Sammlung von Einzelstücken wurde mit 358 Dokumenten erweitert.

Folgende Nachlässe und Sammlungen konnten erworben werden:

Sammlung Norbert Altwicker (Philosoph; geb. 1923, lebt in Neu Isenburg): Unterlagen zu den »Loeb-Lectures« (Vorlesungen über Geschichte, Philosophie und Religion des Judentums) und den »Freud-Lectures« (Vorlesungen usw. aus Anlaß des 100. Geburtstags von Sigmund Freud) an der Philosophischen Fakultät der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main; Vorlaß Herbert Freeden (Journalist und Schriftsteller; geb. 1909, lebt in Oxford); Nachlaß Walter Maria Guggenheimer (Mitbegründer der »Gruppe 47«, Journalist, u. a. Redakteur der »Frankfurter Hefte«, Lektor, u. a. beim Suhrkamp-Verlag, Theaterkritiker, Übersetzer; 1903-1967); Teilnachlaß Carl Mennicke (Pädagoge, Gründer der »Hochschule für Philosophie« in Amersfoort / Niederlande; 1887-1959); Nachlaß Felix Meyer (Fabrikant, Erfinder; 1875-1950); Sammlung Geneviève Pitot (Autorin; geb. 1930, lebt in Bad Homburg): Unterlagen zu ihrer Veröffentlichung »›The Mauritian Shekel‹. The Story of the Jewish Detainees in Mauritius 1940-1945«; Teilnachlaß Emma Raphael (Gewerkschaftlerin, Korrespondentin, Frau des Kunsthistorikers Max Raphael; 1899-1984); Vorlaß Dora Schindel (Assistentin des Wirtschaftswissenschaftlers und Politikers Hermann M. Görgen; geb. 1915, lebt in Bonn); Nachlaß Siegfried Thalheimer (1. Lieferung) (Publizist; 1899-1981).

Im Rahmen des 1996 auf Initiative von John M. Spalek zustandegekommenen Erwerbungsprojektes »Nachlässe emigrierter deutschsprachiger Wissenschaftler, Schriftsteller, Publizisten und Künstler in den USA« konnten mit Hilfe der restlichen DFG-Mittel noch drei Sammlungen übernommen werden:

Teilvorlaß Francis (Franz) Schiller (Neurologe, Medizinhistoriker; geb. 1909, lebt in San Francisco / CA); Teilnachlaß Ernst Schweitzer (Psy- [3/ S. 251:] choanalytiker, Lyriker; 1888-1981); Nachlaß Friedrich Wassermann (Anatom, Histologe; 1884-1969). Diese Neuerwerbungen sind vor allem für die Erforschung der Wissenschaftsemigration (Medizin) von Interesse.

Bei den Einzelerwerbungen von Manuskripten sind insbesondere vier Manuskripte von Stefan Zweig, darunter zwei Vorträge (»History of to-morrow« und »The Secret of artistic creation«), jeweils in deutscher und englischer Fassung, zu nennen. Außerdem konnten die Druckfahnen von Arnold Zweigs Roman »Erziehung vor Verdun« (mit handschriftlichem Titelblatt und Korrekturen), Max Raphaels Manuskript »Wiedergeburtsmagie in der Altsteinzeit« und Alfons Goldschmidts Manuskript seiner unveröffentlichten Memoiren erworben werden.

Bei den Einzelerwerbungen von Briefen bzw. Briefkonvoluten sind vor allem Autographen von Anna Freud, Alma Mahler-Werfel, Thomas Mann, Bruno Walter, Robert Weltsch und Karl Viëtor erwähnenswert. Auch zwei Widmungsexemplare von Mascha Kaleko gehören zu den Neuzugängen.

Mit diesen Neuzugängen besitzt das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 nun über 150 Nachlässe oder Teilnachlässe von deutschsprachigen Emigranten bzw. Archive von Exilorganisationen sowie ca. 600 Einzelerwerbungen mit 5.910 Einheiten.

Eine Übersicht der Archivalien des Deutschen Exilarchivs mit Kurzbeschreibungen der Bestände ist über die Homepage Der Deutschen Bibliothek im Internet oder direkt unter der Adresse http://www. ddb.de/museum/exil_bestand.htm.

Zur vorläufigen Erschließung der zahlreichen Neuzugänge der letzten Jahre wurde ein »Hilfskatalog« eingeführt. Beim Sichten eines Nachlasses werden die Korrespondenzpartner des Nachlassers in Listenform verzeichnet; diese Briefschreiber-Listen werden sodann mit dem Hinweis auf den entsprechenden Nachlaß versehen in eine Word-Datei eingegeben und sind dort alphabetisch nachgewiesen.

In den Frankfurter Ausstellungsräumen wurden im Berichtsjahr, einschließlich einer Ausstellung der Stiftung Buchkunst, sechs Ausstellungen gezeigt. Seit Beginn des Jahres bemüht sich das Deutsche Exilarchiv, das auch für die Organisation von Ausstellungen zu anderen Themen zuständig ist, im Rahmen der vorhandenen Personalkapazität Führungen und Begleitveranstaltungen, wie Vorträge und Lesungen, zu organisieren.

Hier seien nur die beiden dem Thema Exil gewidmeten Ausstellungen erwähnt. Unter dem zusammenfassenden Titel »Kinder- und Jugendbücher im Exil« wurden in der Zeit vom 18. Juni bis 14. August 1999 zwei Ausstellungen präsentiert: »Kleine verbündete / Little Allies. Ver- [3/ S. 252:] triebene österreichische Kinder- und Jugendliteratur«, eine Ausstellung der österreichischen Exilbibliothek im Literaturhaus Wien, in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten in Wien, sowie »Kinder- und Jugendliteratur im Exil 1933-1950«, eine Ausstellung der Sammlung Exilliteratur der Deutschen Bücherei Leipzig.

Den Goethe-Bildern der deutschsprachigen Emigration 1933-1945 - einem bisher wenig bekannten Kapitel der Goethe-Rezeptionsgeschichte - war die Ausstellung des Deutschen Exilarchivs zum Goethe-Jahr 1999 gewidmet. Der Haupttitel der Ausstellung »... er teilte mit uns allen das Exil« - ein Zitat Heinrich Manns aus einem am 10. Dezember 1936 in der Exilzeitschrift »Die neue Weltbühne« erschienenen Aufsatz - umschreibt das Goethe-Verständnis der meisten exilierten deutschsprachigen Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler: Goethe, als einer der herausragenden Vertreter eines anderen, besseren Deutschland, werde nur noch im Exil richtig verstanden und tradiert, ja: lebte Goethe heute, wäre er ebenfalls ausgebürgert und ins Exil getrieben worden. Auf zahlreichen Gebieten haben sich deutschsprachige Emigranten mit Goethe beschäftigt. Sie bestimmen die Schwerpunkte der Ausstellung, die in neun Abschnitte gegliedert wurde: 1. Publizistik; 2. Veranstaltungen, Vorträge; 3. Mit Goethe im Exil (d. h. Goethe im täglichen Leben der Emigranten); 4. Literatur und Literaturtheorie; 5. Theater; 6. Film; 7. Goethe-Ausgaben; Illustrationen; Goethe in Anthologien; 8. Wissenschaft; 9. Das Goethe-Jahr 1949.

Am 4. November wurde die Ausstellung mit einem Vortrag des Doyens der Goethe-Rezeptionsforschung, Karl Robert Mandelkow, Emeritus der Universität Hamburg, eröffnet; sie wurde bis zum 26. Februar 2000 gezeigt.

In der Reihe der »Gesellschaft für das Buch e. V.« erschien ein etwa 300 Seiten umfassendes Begleitbuch, das von der Leiterin des Deutschen Exilarchivs und ihrem Vorgänger, Werner Berthold, als Hand- und Lesebuch konzipiert wurde.


Aktualisierung 2000 Preprint

Im Jahr 2000 konnte das Deutsche Exilarchiv vier Nachlässe erwerben; ein weiterer Nachlaß wurde dem Archiv als Depositum übergeben. Darüber hinaus wurden vorhandene Nachlässe mit wichtigen Unterlagen erweitert: Der seit 1986 im Exilarchiv befindliche Bestand von Hubertus Prinz zu Löwenstein konnte durch einen umfangreichen Briefwechsel zwischen Prinz Löwenstein und Larry S. Davidow aus den Jahren 1936 bis 1949 ergänzt werden, der die politischen Theorien und Ziele des Prinzen belegt. Dem Nachlaß von Gina Kaus wurde ihr Briefwechsel mit Werner J. Schweiger aus Wien (1971–1976) hinzugefügt; für den Nachlaß Soma Morgenstern konnte das Typoskript des Romans »Die Blutsäule« aus dem Besitz von Joseph Gottfarstein erworben werden.

Zur Sammlung von Einzelstücken kamen 206 Dokumente hinzu.

Bei den neu erworbenen bzw. als Depositum überlassenen Beständen handelt es sich um den Nachlaß Kurt Karl Doberer (Journalist, Schriftsteller, Philatelist; 1904–1993), einen Splitternachlaß Joseph B. Fabry (Psychotherapeut, Schriftsteller; 1909–1999), einen Teilvorlaß Hanns W. Lange (Kürschner; geb. 1915, lebt in Purley, Surrey / GB), einen Splitternachlaß Robert Steinitz (Physiker; 1909–1992) mit einem Nachlaß Martha Steinitz (Pädagogin; 1889–1966) sowie um den Nachlaß (Depositum) Adolf Moritz Steinschneider (Rechtsanwalt; 1894–1944). – Die Übernahme der Splitternachlässe Fabry und Steinitz geht auf das Erwerbungsprojekt »Nachlässe emigrierter deutschsprachiger Wissenschaftler, Schriftsteller, Publizisten und Künstler in den USA« mit John M. Spalek, Albany, zurück.

Bei den Einzelerwerbungen sind Briefe von Schalom Ben-Chorin, Bernard von Brentano, Ludwig Hardt, Wieland Herzfelde, Kurt Kersten, Alfred Neumann und Stefan Zweig zu nennen. Von Joseph Roths Erzählung »Die Legende vom Heiligen Trinker« konnte das Typoskript der unveröffentlichten Übersetzung ins Französische von Blanche Gidon erworben werden.

Mit diesen Neuzugängen besitzt das Exilarchiv 157 Nachlässe bzw. Teilnachlässe von deutschsprachigen Emigranten und Akten von Exilorganisationen sowie ca. 610 Archivalien-Sammlungen mit ca. 6.100 Einheiten.

Die Bestandsübersicht der Archivalien des Deutschen Exilarchivs ist mit Kurzbeschreibungen der Nachlässe, Akten und Sammlungen über die Homepage Der Deutschen Bibliothek oder direkt unter der Adresse http://www.ddb.de/museum/exil_bestand.htm abrufbar. Die aktualisierte gedruckte Bestandsübersicht erschien wiederum im Frühjahr 2000, nun auch mit einem Personenregister, als Veröffentlichung Der Deutschen Bibliothek.

Das Exilarchiv ist für alle Ausstellungen Der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main verantwortlich. In den Frankfurter Ausstellungsräumen wurden, wie auch 1999, sechs Ausstellungen gezeigt, von denen zwei von der Stiftung Buchkunst erarbeitet worden waren (»Phantastische Welten der Eva Johanna Rubin«; »Albrecht von Bodecker. Seiten – Wege zum Buch«).

Bis zum 26. Februar 2000 war die am 4. November 1999 eröffnete Ausstellung zum Goethejahr »›... er teilte mit uns allen das Exil‹. Goethebilder der deutschsprachigen Emigration 1933–1945« zu sehen.

Am 8. Juni 2000 wurde mit einem Vortrag des Mainzer Buchwissenschaftlers Stephan Füssel die Ausstellung »Der Verlag Walter de Gruyter 1749–1999« eröffnet (bis 29. Juli), die anläßlich des 250. Verlagsjubiläums erstmals in der Staatsbibliothek zu Berlin gezeigt worden war. Diese Ausstellung gab einen Überblick über die Geschichte eines der größten wissenschaftlichen Verlage Deutschlands und der fünf Verlage, aus denen er durch den Zusammenschluß am 1. Januar 1919 entstanden ist. Es sind dies die Verlage Georg Reimer, der Göschen-Verlag, der Verlag Veit und Comp., die Verlagsbuchhandlung Guttentag und der Verlag Karl J. Trübner. Die Exponate waren überwiegend Leihgaben der Staatsbibliothek zu Berlin, der anläßlich des Jubiläums das Verlagsarchiv übergeben worden war.

Im Rahmen der Veranstaltungen zum Jubiläum der Entdeckung Brasiliens stand die Ausstellung »500 Jahre Brasilien – Aspekte einer Kultur«, die in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat von Brasilien in Frankfurt am Main vom 23. August bis zum 30. September 2000 gezeigt wurde. Die Deutsche Bibliothek vermittelte aufgrund eigener Bestände einen repräsentativen Überblick über die deutsche Buchproduktion zum Thema Brasilien seit 1945; darüber hinaus wurden deutsche Übersetzungen der wichtigsten Werke der brasilianischen Belletristik vorgestellt. Das brasilianische Generalkonsulat stellte drei Abteilungen mit Druckgraphik bereit: Porträts der kaiserlichen Familie in Graphiken des 19. Jahrhunderts, die Graphikfolge »Canudos« des amerikanischen Künstlers Grover Chapman über den 1897 niedergeschlagenen Aufstand gegen die republikanische Regierung Brasiliens in Canudos (Provinz Bahia) sowie Radierungen der brasilianischen Op-art-Künstlerin Betty Bettiol.

»Polnische Literatur in Übersetzungen von Karl Dedecius« lautete der Titel der Ausstellung, die zum Messeschwerpunkt Polen der Frankfurter Buchmesse erarbeitet und vom 12. Oktober bis zum 22. Dezember 2000 gezeigt wurde. Biographie und Lebenswerk des produktivsten und erfolgreichsten Kenners und Vermittlers polnischer Literatur in der Bundesrepublik Deutschland wurden, basierend auf den Beständen Der Deutschen Bibliothek und dem Archiv von Karl Dedecius, vorgestellt. Dabei entstand gleichzeitig ein Überblick über die polnische Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart, wobei den Schwerpunkt diejenigen Autoren bildeten, mit denen Karl Dedecius in persönlicher Beziehung stand, vor allem Zbigniew Herbert, Stanisław Jerzy Lec, Czesław Miłosz, Tadeusz Rózewicz und Wisława Szymborska. Zur Ausstellung erschien eine begleitende Publikation mit dem einführenden Vortrag von Günther Pflug, einer Auswahl von an Karl Dedecius gerichteten Briefen – darunter Schreiben von Lilja Brik, Albrecht Goes, Zbigniew Herbert, Karl Krolow, Czesław Miłosz, Boris Pasternak und Marcel Reich-Ranicki – sowie einer ausführlichen Bibliographie von Karl Dedecius.

Die Tafelausstellung des Deutschen Exilarchivs »Die jüdische Emigration aus Deutschland 1933–1941« war vom 24. bis 29. Januar 2000 im Krefelder Gymnasium Horkesgath zu sehen. – Die mit Originalen angereicherte Tafelausstellung »Deutsche Intellektuelle im Exil. Ihre Akademie und die ›American Guild for German Cultural Freedom‹«, die auf der Grundlage der umfangreichen Ausstellung des Exilarchivs mit dem gleichen Titel im Herbst 1998 für eine Präsentation im Thüringer Landtag erarbeitet worden war, wurde vom 11. Mai bis zum 5. Juni in der Bibliothek der Fernuniversität Hagen und vom 20. Oktober bis 25. November 2000 im Universitätsmuseum Halle gezeigt. Zur Wanderausstellung wurde im Frühjahr 2000 eine 52seitige Broschüre erarbeitet, die anstelle des vergriffenen Katalogs angeboten wird. – Das Goethe-Museum Düsseldorf zeigte vom 24. September bis zum 12. November die Goetheausstellung »›... er teilte mit uns allen das Exil‹« in leicht gekürzter Fassung.




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Grundeintrag 1998: Sichtungen 2 (1999), S. 339-342
Aktualisierung 1999: Sichtungen 3 (2000), S. 250-252
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