Vampir und Engel
Zur Genese und Funktion der Fräulein-Figur im Werk Ödön von Horváths. Hg. von Klaus Kastberger und Nicole Streitler. Wien: Praesens 2006 (= Österreichisches Literaturarchiv, Forschung, Bd. 6). 162 S. Kartoniert.
€ 22
Text der hinteren Umschlagseite:
Ödön von Horváth ist ein moderner Klassiker. Für seine scharfen Gesellschaftsanalysen ist er ebenso bekannt wie für die schlichte Eindringlichkeit seiner Sätze. "Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit", lautet das Motto der "Geschichten aus dem Wiener Wald". Und in einem jener "irren" Sätze, von denen sich Peter Handke begeistert zeigte, heißt es: "Da fliegen überall so schwarze Würmer herum."
Ein Blick in den Nachlaßbestand Horváths am Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (ein Teil davon als Leihgabe der Wiener Stadt- und Landesbibliothek [heute: Wienbibliothek im Rathaus]) läßt am Autor ganz neue Seiten erkennen: Bis heute findet man in den Materialien unveröffentlichte Texte und Notizen, und auch präzise Spracharbeit des Autors hellt sich am Entstehungsprozeß der Werke unmittelbar auf.
Woher, so lautet eine der Fragen, hat Horváth das Material seiner großen Volksstücke genommen? Populäre Stoffe der Weimarer Republik, die eher im Kino oder am Oktoberfest zu Hause waren als in der hohen Literatur, boten dafür in vielen Fällen einen Ansatzpunkt. Darunter die Vorstellung des sogenannten "Mädchenhandels" - ein Thema, das der Autor in veränderter Form und mit überwältigendem Erfolg auf die Bühne brachte.
Mit Beiträgen von Erwin Gartner, Klaus Kastberger, Wolfgang Kralicek, Hans-Thies Lehmann, Monika Meister, Evelyne Polt-Heinzl, Ulrich Schulenburg und Nicole Streitler, einer dramatisierten Version von Ödön von Horváths Roman "Sechsunddreißig Stunden" von Angela Hundsdorfer und Georg Büttel sowie einer aktuellen Horváth-Gesamtbibliographie.