Entstehungskontext
Das 1970 in Paris geschriebene Hörspiel Wind und Meer ist als einziges der vier Hörspiele Peter Handkes bereits vor der ersten Rundfunkproduktion gedruckt erschienen, und zwar in dem November 1970 veröffentlichten Sammelband gleichen Titels im Suhrkamp Verlag. Formal schließt es an das Konzept von Geräusch eines Geräusches an. Ein inhaltlicher Zusammenhang besteht zur Erzählung Wunschloses Unglück, in der Handke eine in Wind und Meer verarbeitete biografische Episode (WMS 9) erneut aufgreift (WU 27; Heintz 1974, S. 49).
Bei der ersten Hörfunk-Umsetzung von Wind und Meer im Westdeutschen Rundfunk (Ursendung 25. Februar 1971) führte Peter Handke selbst Regie (als Sprecher fungierte u.a. Friedhelm Maye, der Handke später auf seinen Reisen durch Alaska begleitete). Die drei bis dahin verfassten Hörspiele waren jeweils von Heinz von Cramer für den Westdeutschen Rundfunk produziert worden.
Seine Grundidee zum Hörspiel erläuterte Handke im Jänner 1971 in einem für den Bayerischen Rundfunk aufgezeichneten Gespräch mit Heinz von Cramer: »Ich bin bei Wind und Meer davon ausgegangen, daß ich ein Hörspiel schreiben wollte, in dem überhaupt nichts geredet wird, in dem nur Geräusche vorkommen, die ich gerne höre. 10 Minuten nur Wind und Meer.« (Cramer 1972, S. 30) Mit seinem in den Hörspielen praktizierten sprachexperimentellen und konstruktivistischen Ansatz steht Handke in der Tradition des »Neuen Hörspiels«, dessen Entstehung »zeitlich [...] mit einer starken Wiederbelebung dieses Genres in neuer Form gegen Ende der sechziger Jahre [zusammenfällt]« (Nägele / Voris 1978, S. 96-97).
Von Cramer realisierte Wind und Meer ein Monat später als Handke selbst für den Bayerischen Rundfunk in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Schulfernsehen (Aufzeichnung 31. Dezember – 10. Jänner 1971, Erstsendung 5. März 1971). Den Produktionsdaten des Bayerischen Rundfunks zufolge wurde eine Filmaufzeichnung der Produktion vom Bayerischen Schulfernsehen ausgestrahlt. (ck)