Das Gewicht der Welt. Journal 1975/1976 (Textfassung 1)

Bei diesem einzeilig geschriebenen und mit zahlreichen eigenhändigen Korrekturen versehenen Typoskript zu Das Gewicht der Welt handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die erste vollständige Fassung, die dem Verlag übergeben wurde. Hinweise dafür sind Verlagsanmerkungen auf dem Titelblatt: »Repro: Das Blatt soll abgegriffen aussehen!«, bzw. ein handschriftlicher Archivierungsvermerk des Lektors Jochen Jung. Für die Gestaltung des Titelblatts verwendete Handke ein aus einem Notizbuch gerissenes Blatt (es handelt sich um den Eintrag vom 7. April 1976, in DLA, A: Handke Peter, Notizbuch: 003, S. 135/136), das eine Zeichnung von Haltegriffen (in einem Bus oder einer Straßenbahn) zeigt. Der Titeleintrag »DAS GEWICHT DER WELT« ist mit Schreibmaschine getippt, der Zusatz »Journal 1975/1976« ist handschriftlich in den Farben Schwarz und Rot ergänzt. Ein getippter Titelzusatz »Erlebnisse der Ziellosigkeit« wurde wieder durchgestrichen. Dieser verworfene Titel steht in Zusammenhang mit dem auf den Vorsatzblättern zweier Notizbücher aus der Zeit von Ende 1976 bis Anfang 1977 eingetragenen Projekttitel »Phantasien der Ziellosigkeit«. Er war von Handke noch auf den Druckfahnen zu Das Gewicht der Welt als Untertitel vorgesehen, wurde aber dort endgültig gestrichen.

Das Typoskript besteht aus zwei Teilen, wobei der erste Teil das unpaginierte Titelblatt und Handkes »Vornotiz« sowie Typoskriptblätter mit einer Paginierung von 1-89 enthält. Darin enthalten sind Journaleinträge aus dem Zeitraum von »November« 1975 bis zum »8. Mai« 1976. Auffällig ist eine im Typoskript enthaltene, durchgestrichene Passage mit dem vollständigen Text Die Laternen auf der Place Vendôme (Blatt 13-14), datiert mit »28.Jan.1976«. Dieser Text erschien 1976 in den manuskripten sowie in Text + Kritik (Handke 1976) und wurde 1980 in den Sammelband Das Ende des Flanierens aufgenommen. Seinem Freund Alfred Kolleritsch schickte Handke am 3. Mai 1976 zusätzliche Auszüge aus dem Journal zur Publikation: »Was ich Dir schicke, habe ich einfach aus meinen Notizen abgeschrieben, die ich seit über zwei Monaten täglich und sozusagen gewissenhaft mache. Ich möchte sie gern einmal als Taschenbuch erscheinen lassen, und es werden am Schluss so zweihundert Seiten sein. Titel: Das Gewicht der Welt. [...] Es ist eine Art Notizbuch, aus dem sich jeder seinen eigenen Lebenslauf zusammenstellen kann [...]« (Handke / Kolleritsch 2008, S. 98-99). Auch ein Brief Handkes an Siegfried Unseld vom 30. April 1976 dokumentiert die Arbeit am ersten Teil des Typoskripts: »Ich bin am Abtippen meiner Notizen aus den letzten 2 Monaten; das werden 200 Seiten werden; ich hätte es gern einmal als Taschenbuch publiziert, Titel: "Das Gewicht der Welt"; Untertitel: "Materialien zu nichts Bestimmtem (oder: Besonderem)".« (Handke / Unseld 2012, S. 306-307)

Auf Blatt 62 des ersten Teils findet sich ein handschriftlicher Hinweis von Jochen Jung: »weiter zu Handke, Das Gewicht der Welt [/] (Ms. 62-89 = vorläufiges Ende)«. Dieser Eintrag ist ein Hinweis auf die Entstehung des Typoskripts in zwei Etappen. Der zweite Teil des Typoskripts wurde etwa ein Jahr später fertiggestellt, ist eigenständig paginiert von 1-82 und enthält die Journaleinträge von 20. Mai 1976 bis 29. März 1977. (ck/Silvia Bengesser)

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