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Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften online

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29. Juni 1913

Karte der umkämpften Gebiete. Ausschnitt aus der Neuen Freien Presse vom 2. Juli 1913, S.3. ANNO/ONB

Während die Friedens- und Territorialverhandlungen nach dem 1. Balkankrieg ins Stocken geraten, kommt es am 29. Juni 1913 wieder zu Kampfhandlungen zwischen bulgarischen, griechischen und serbischen Truppen. Wie sich später herausstellte, war die Offensive von Bulgarien ausgegangen, das, ohne offiziell den Krieg erklärt zu haben, gleichzeitig Griechenland und Serbien angegriffen hatte.
In den Zeitungsmeldungen herrscht noch einige Tage Unklarheit, was am Balkan wirklich im Gange ist und welche Folgen die erneuten Gefechte haben werden. Die nachfolgenden Ausschnitte aus Meldungen der Neuen Freien Presse von Ende Juni bis Anfang Juli 1913 dokumentieren die Verunsicherung durch unbestätigte, teils widersprüchliche Meldungen, aber auch die Hoffnung auf eine friedliche Lösung, die erst zuletzt aufgegeben wird.

Neue Freie Presse, 30. Juni 1913
Nachrichten über ernste Gefechte zwischen den Armeen des Balkanbundes sind eingetroffen. Der Eindruck dieser Meldungen ist, daß die Zusammenstöße diesmal doch einen anderen Charakter haben als die früheren, die noch immer als Zufälligkeiten gedeutet werden konnten und als Reibungen, wie sie leicht entstehen, wenn die Vorposten von zwei durch nationale Stimmungen aufgeregten Armeen sich auf Schußweite nähern.
[…]
Beinahe ist es schon zweifelhaft geworden, ob das, was heute gemeldet wurde, nicht schon die Einleitung zum Kriege ist.

Neue Freie Presse 1. Juli 1913
Telegramm aus Sofia, 30. Juni:
„Widerstreitende Gerüchte jagen einander, welche wohl zumeist der ungeheuren Erregung entspringen. So heißt es eben, der serbische Gesandte in Sofia, Spalaikovic, sei, von Belgrad kommend, in Zaribrod aufgehalten worden. Ferner soll die Regierung ein Telegramm des bulgarischen Konsuls aus Odessa erhalten haben, die russische Flotte stehe unter Dampf zur Abfahrt bereit nach Konstanza oder Varna.“

Noch ist die Möglichkeit, daß der serbisch-bulgarische Konflikt friedlich ausgeht, nicht gänzlich ausgeschlossen. Allein mit jeder Stunde sozusagen vermindert sich die Friedenshoffnung.

Neue Freie Presse 2. Juli 1913
Der Tatsächliche Ausbruch des Krieges.
In Belgrad werden die Gefechte, die ununterbrochen fortdauern, als der tatsächliche Beginn des Krieges aufgefaßt. Die Frage des Schiedsgerichts ist vollständig in den Hintergrund getreten, und der Minister des Innern Protic hat in der Skupschtina erklärt, Bulgarien habe bereits den Krieg begonnen. […] Der griechische Minister des Aeußern Koromilas hat unserem Korrespondenten gegenüber heute früh erklärt, daß die griechische Regierung den Krieg als ausgebrochen betrachtet.

Am 8. Juli erklärten schließlich Griechenland und Serbien Bulgarien den Krieg, Rumänien und das Osmanische Reich folgten in den nächsten Tagen, wodurch Bulgarien von allen Seiten angegriffen wurde. So musste es sich in diesem Zweiten Balkankrieg binnen weniger Wochen geschlagen geben und in Folge fast alle im Ersten Balkankrieg eroberten Gebiete wieder abtreten.

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