Václav Klaus und Heinz Fischer besichtigen böhmische Schätze im Prunksaal
Pressemeldung
Mit rund 300.000 Druck- und genau 231 Handschriften besitzt die Österreichische Nationalbibliothek eine der bedeutendsten Slavicasammlungen Europas. Ein Grund für den Präsidenten der Republik Tschechien, Václav Klaus, bei seinem offiziellen Staatsbesuch in Österreich auch einen Abstecher in die größte Bibliothek des Landes einzuplanen. Am 14. November 2012 besuchten Präsident Klaus und Bundespräsident Heinz Fischer den Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, wo ihnen Generaldirektorin Johanna Rachinger Highlights aus den Beständen des Hauses präsentierte.
Im Mittelpunkt des Kulturprogramms im barocken Ambiente des Prunksaals standen einzigartige Schätze Böhmens aus der Handschriften- und der Musiksammlung sowie aus dem Literaturachiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Höhepunkt war die Prachtausgabe der „Goldenen Bulle“, eine im Jahr 1400 von König Wenzel von Böhmen in Auftrag gegebene, reich verzierte Handschrift. Das in lateinischer Sprache abgefasste Gesetzeswerk gilt als das wichtigste Verfassungsdokument des Heiligen Römischen Reiches und zählt zu den wertvollsten Werken der Bibliothek.
Beeindruckt zeigte sich der passionierte Schachspieler Václav Klaus aber auch von zwei bedeutenden Frühschriften aus der Geschichte dieses Brettspiels: Das mit zahlreichen kolorierten Federzeichnungen ausgestattete Schachbuch Jakob von Cessoles, entstanden um 1465, und das Schachzabelbuch des Konrad von Ammenhausen in einer historischen Abschrift von 1479.
Aus derselben Zeitepoche kam auch der Auftakt zur „musikalischen Begleitung“ des Besuchs der beiden Präsidenten. Die Musiksammlung zeigte eine mit reichhaltiger Buchmalerei ausgestattete Pergamenthandschrift mit dem Kuttenberger Kantonale, entstanden im Jahre 1490 im heutigen Kutná Hora. Ebenfalls zu sehen waren eine böhmische Choralhandschrift aus dem 16. Jahrhundert und ein Widmungsband für Kronprinz Rudolf mit Kompositionen von Antonin Dvorak, Bedrich Smetana, Zdenek Fibich und Josef Bohuslav Foerster.
Den Abschluss des Besuchs bildeten weder musikalische Meisterwerke noch Höhepunkte der Buchkunst, sondern ein bewegendes Gedicht der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. In „Böhmen liegt am Meer“aus den 1960er Jahren, dessen Entwurfsblatt Präsident Klaus präsentiert wurde, beschreibt Bachmann das Land als einen Ort des Friedens und der Freiheit. Eine Utopie, die sich für Tschechien mit der „Samtenen Revolution“ von 1989 tatsächlich erfüllte.
Ein Besuch im Prunksaal ist kultureller Fixpunkt im Kalender von vielen hochrangigen ausländischen Staatsgästen, die nach Wien kommen. Neben Präsident Klaus besuchten zum Beispiel auch Chinas Staatspräsident Hu Jintao und US-Präsident George W. Bush die Österreichische Nationalbibliothek. Zuletzt, im August 2012, war der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck zu Gast.
Pressefotos:
V.l.n.r.: Generaldirektorin Johanna Rachinger, Bundespräsident Heinz Fischer, Präsident Václav Klaus, Direktor Hans Petschar.
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