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NewsLetter 70: Biographisches & Erlebnisberichte

 
Barnes, Djuna: Im Dunkeln gehn : Briefe an Emily Coleman / ausgewählt und mit einem Vorwort von Mary Lynn Broe. – Berlin : Wagenbach, 2002.
Signatur: 1727350-B.Neu
Zwanzig Jahre nach dem Tod von Djuna Barnes, die 1982 in New York im Alter von neunzig Jahren starb, hat der Wagenbach Verlag eine Sammlung mit vier­zig Briefen der Schriftstellerin an ihre Freundin Emily Coleman (1899-1974) veröffentlicht, die zeigen, wie einsam und deprimiert die berühmte Journalistin, Schriftstellerin und Exzentrikerin gewesen ist. Ver­handelt wird zum einen Schriftstellerisches - Coleman ermutigt Barnes unentwegt, die an ihrem Hauptwerk "Nachtgewächs" sitzt -, zum anderen geht's um al­lerlei Liebesdinge. In fast schmerzhafter Offenheit schreibt Djuna über ihre verzweifelte Lage: Ihre jour­nalistische Arbeit ist nicht mehr gefragt, das Einkom­men bleibt aus; und sie schwankt zwischen den Wohnorten New York, Paris und England; das Ende ihrer großen, alles bestimmenden Liebe zu Thelma Wood hat eine tiefe Wunde hinterlassen; Peter Ne­goe, ihre neue Leidenschaft, ist verheiratet. Und ihr großer Roman Nightwood wird erst nach langen Be­mühungen Emelies von T.S. Eliot bei Faber veröf­fentlicht.

Cesaretti, Paolo: Theodora : Herrscherin von Byzanz. – Düsseldorf [u.a.] : Patmos, 2004.
Signatur: 1738480-B.Neu
Sie galt als die schönste Frau ihrer Zeit, als unend­lich fromm, aber auch unendlich lasterhaft, war sie doch aus dem verachteten Stand der Schauspiele­rinnen zur Kaiserin eines Weltreichs aufgestiegen. Nie verlor sie ihr großes Ziel aus den Augen: das römisch-byzantinische Reich wieder so stark und mächtig zu machen wie in den Tagen einstiger im­perialer Größe. Der Mailänder Byzantinist Paolo Cesaretti hat dieser Frauengestalt ein Portrait gewidmet, das zugleich ein farbenprächtiges Gemälde der dramatischen Epoche an der Zeitenwende von Antike und Mittelalter ist.

Denny, Joanna: Anne Boleyn. – London : Portrait, 2004.
Signatur: 1736113-B.Neu
Keine andere Königin wurde so konsequent verteufelt wie Anne Boleyn. Auch nach ihrer – wegen angebli­chen Ehebruchs erfolgten – Exekution im Mai 1536, hielt sich das Bild, das ihre Feinde von ihr zeichne­ten, bis heute. Die neue Biographie von Joanna Denny präsentiert nun ein radikal anderes Bild: eine hochgebildete Frau, die eine ergebene Anhängerin des protestantischen Glaubens war. Ihre Tragödie war, daß ihr Aussehen und ihr lebhafter Charme den Argwohn eines gewalttätigen und paranoiden Königs hervorrief, und daß sie in die bösartigen Macht­kämpfe des Tudor-Hofes hineingezogen wurde.

Dietsch, Ingrid: Da fühlst Du eimal meine Last : vom Alltag der Caroline Falk in Weimar 1797-1841. – Weimar : Wartburg Verlag, 2003.
Signatur: 1737638-B.Neu
Caroline Falk ist eine der großen, bislang jedoch un­beachteten Frauenggestalten der Goethezeit. Das eigenwillige und humorvolle Mädchen heiratet mit siebzehn Jahren Johannes Falk, der als Dichter des Liedes „O du fröhliche“ bekannt wird. Er erwirbt sich in Weimar als Schriftsteller und als Vermittler zur französischen Besatzungsmacht hohes Ansehen. Caroline verkehrt bei Hofe, bei Goethe, Herder, Wie­land, Johanna Schopenhauer, der Familie Bertuch – hier kennt jeder jeden. 1813 sterben vier ihrer Kinder. Johannes Falk beginnt, Kriegswaisen der napoleoni­schen Kriege und Straßenkinder zu sammeln und auszubilden. Caroline ist Gründungspartnerin und aktive Helferin in seinem Sozialwerk, Begleiterin, Helferin, Trösterin und Geliebte. Sieben ihrer zehn Kinder muss sie begraben und wird zur starken Dul­derin in einem harten Leben. Ingrid Dietsch lässt Caroline Falk in Briefen und anderen Aufzeichnungen selbst zu Wort kommen und zeichnet so ein lebendi­ges Gesellschaftsbild des klassischen Weimar.

Hannah Arendt – Uwe Johnson : der Briefwechsel 1967-1975 / hrsg. von Eberhard Fahlke ... – Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2004.
Signatur: 1734108-B.Neu
„Ihre Freundschaft war ehrlich genug für Tapferkeit vor dem Freund«, schreibt Uwe Johnson, eine Zeile von Ingeborg Bachmann aufgreifend, zum Tod von Hannah Arendt im Dezember 1975. Zehn Jahre zuvor waren sie einander zum ersten Mal begegnet. Der Briefwechsel umfaßt insgesamt 60 größtenteils un­veröffentlichte Briefe und dokumentiert das Verhältnis zwischen dem Schriftsteller, der durch Hannah Arendt zum ersten Mal jüdischem Leben und Denken begegnet, und der Philosophin, die das Erzählen des Verfassers der „Jahrestage“ tiefgreifend geprägt hat. Auf Einladung von Günter Grass begleitete Uwe Johnson den Schriftstellerkollegen 1965 auf einer dreiwöchigen Amerikareise. Ein Jahr später, gleich zu Beginn seines zweijährigen New-York-Aufenthalts, suchte Uwe Johnson das Gespräch mit Hannah Arendt. Beide wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft am Riverside Drive. Es entwickelt sich eine Freund­schaft, die auch nach Uwe Johnsons Rückkehr aus Amerika gepflegt wird und bis zum Tod von Hannah Arendt anhält. Man hält sich auf dem laufenden über Berufliches und Privates und die hohe persönliche Wertschätzung öffnet auch die Tür zu Arbeitsfragen: »Ich bekomme Seminare in Philosophiegeschichte, zeitgenössischer Politik, Zeitgeschichte, je nach Wunsch«, so Uwe Johnson.

Hilmes, Oliver: Witwe im Wahn : das Leben der Alma Mahler-Werfel. – München : Siedler –Verlag, 2004.
Signatur: 1739820-B.Neu
Alma Maria, geborene Schindler, verwitwete Mahler, geschiedene Gropius, verwitwete Werfel war von Ju­gend an eine außergewöhnliche Frau und blieb bis heute äußerst umstritten. Für die einen ist sie Muse der vier Künste, für die anderen schlechterdings eine herrsch- und sexsüchtige Circe, die ihre prominenten Ehemänner nur für die eigenen Zwecke benutzte. Was bleibt von Alma Mahler-Werfel? Ist es ihr span­nendes Leben, mit Höhen und Tiefen, Erfolgen und Tragödien, Glanzstunden und Schattenseiten? War Alma eine »Lebens-Künstlerin«, die an ihre eigene Geschichte Hand anlegte und diese zum Kunstwerk erhob? Oder bleibt von ihr nur das »bißchen Unter­leib«, wie Hans Wollschläger einst schmähte? Und warum erscheint – vierzig Jahre nach ihrem Tod – eine weitere, die sechste Biographie? Ist nicht bereits alles über diese Frau gesagt? Die vorliegenden Alma-Biographien sind sehr unterschiedlich und changieren – ähnlich wie die eingangs zitierten Stellungnahmen prominenter Zeitzeugen – zwischen kritischer Distanz und überschwänglicher Lobhudelei. Oliver Hilmes hat versucht eine andere Biographie zu schreiben: Jenseits der Retuschen ihrer Selbststili­sierung und der Mythisierung durch andere. Akribisch wurden tausende Briefe, Postkarten, Fotos und Alma Mahlers unveröffentlichte Tagebücher bis Franz Werfels Tod 1945 durchgearbeitet.

In Albert’s shadow : the life and letters of Mileva Maric / ed. by Milan Popovic. – Baltimore [u.a.] : The Johns Hopkins University Press, 2003.
Signatur: 1732808-B.Neu
Mileva Maric war eine der ersten Frauen, die in Euro­pa Physik studierten und verliebte sich dabei in den jungen Albert Einstein. Sie heirateten und bekamen drei Kinder, was auch das Ende ihrer beruflichen Kar­riere bedeutete. Eheliche Schwierigkeiten lösten bei Mileva eine Depression aus, die auch nach der Tren­nung von Albert Einstein anhielt. Ihr Leben gab für zahlreiche Einstein-Biographen Anlaß zur Spekula­tion und blieb in einem gewissen Halbdunkel. Eine Sammlung von Briefen, die Mileva an Helene Savic, eine Freundin aus Universitätstagen richtete, rückt ihr Leben und ihre Ehe in ein schärferes Licht und läßt zugleich die private Rolle Albert Einsteins weniger glänzend erscheinen.

Kollontai, Alexandra: Mein Leben in der Diplomatie : Aufzeichnungen aus den Jahren 1922 bis 1945. – Berlin : Dietz, 2004.
Signatur: 1738066-B.Neu
Alexandra Kollontai (1872-1952), die aus russisch-finnischem Adel entstammende Revolutionärin, prägt mit ihrer vehementen Forderung nach sexueller Gleichstellung der Frau bis heute die Erinnerung. Sie war eine der wenigen Revolutionärinnen aus der Leninzeit, die bei der systematischen stalinistischen Hinmordung ausgelassen wurden. In ihren „Aufzeich­nungen“, die sie nach 1945 selbst literarisch bear­beitete, läßt sie die ebenso aufregenden wie entner­venden Erlebnisse als Botschafterin Revue passie­ren. Eigenwillig und faszinierend berichtet sie über Partner, Freunde wie Widersacher, darunter viele bis heute bekannte, aber mehr noch – oft zu Unrecht – vergessene Namen. Sie erinnert sich an die Kämpfe um diplomatische Anerkennung, an den Abschluß von Handelsgeschäften und Kreditvereinbarungen und nicht zuletzt an die Vorbereitung der Friedens­verträge mit Finnland. Dabei redet sie nicht nur über ihre Erfolge, sondern läßt auch die Augenblicke tief­ster Depression nicht aus. Ihr Wunsch, das um­fang­reiche Manuskript noch zu ihren Lebzeiten zu publi­zieren, scheiterte an der stalinistischen Bürokra­tie.

Pohlmann, Albrecht: Modell, Künstlerin und „wahre Eva“ : das abenteuerliche Leben der Trude Guermon­prez. – Halle an der Saale : Stekovics, 2004.
Signatur: 1731423-C.Neu
Das Leben der Trude Guermonprez verlief im wahr­sten Sinne des Wortes abenteuerlich. Geboren in Danzig als Tochter eines Dirigenten, durchquerte sie ihr Jahrhundert von der alten in die neue Welt. Zwi­schen „Mythos Mädchenheit“, selbstbewußter Künst­lerin und kalkulierender Geschäftsfrau, als Modell und Muse, Lernende und Lehrende, im Exil, im Un­tergrund verborgen vor den Nazis, in Künstlerkolo­nien, im Reklamebüro, in Werkstätten oder am Web­stuhl repräsentiert das Leben dieser jüdischen Frau eine exemplarische Biographie des 20. Jahrhunderts.

Prose, Francine: Das Leben der Musen : von Lou An­dreas-Salomé bis Yoko Ono. – München [u.a.] Nagel & Kimche, 2004.
Signatur: 1727847-B.Neu
Bei ihrer ersten Begegnung drückte die Fluxus-Künstlerin Yoko Ono dem Ausstellungsbesucher John Lennon eine Karte in die Hand, auf der stand: „Atme“; von diesem Augenblick an war er ihr verfal­len. Keine Anekdote könnte besser die Macht ins Bild setzen, mit der die moderne Muse über ihr männli­ches Genie gebietet: Yoko Ono gilt noch heute als die Frau, die nicht nur Lennon beherrschte, sondern die Beatles zerstörte. Tatsächlich schrieb sie indirekt einen wichtigen Teil moderner Musikgeschichte. Aber auch Lou Andreas-Salomé, Gala Dali oder Lee Miller waren keine Objekte der Anschauung, die den Män­nern zur Initiation ihrer Kunst dienten, sondern selbstbewusste Agentinnen des Erfolgs – nicht zu­letzt ihres eigenen. Francine Prose erzählt in ihrem Buch neun Paarbiographien und benennt nicht zuletzt die häuslichen Bedingungen künstlerischen Erfolgs.

Rettenmund, Barbara: Emma Herwegh / Jeannette Voirol. – Zürich : Limmat Verlag, 2000.
Signatur: 1739264-B.Neu
Emma Herwegh zog in Männerkleidern in die Revolu­tion von 1848 und sie schickte Revolutionären Feilen ins Gefängnis, sie war das Zigarren rauchende Zen­trum ihrer Salongesellschaften. In zahlreichen farbi­gen Anekdoten tauchte diese Frau bisher am Rande der Biografie ihres Gatten Georg Herwegh auf, dem Dichter des Jungen Deutschland. Wer war diese Frau? Zu ihrer Zeit wurde Emma Herwegh geliebt und gehasst, bewundert und beschimpft. Aus dieser Stimmenvielfalt, vor allem aber aus ihren eigenen Tagebüchern und den unzähligen Briefen in alle Welt gestalteten die Autorinnen ein lebendiges Bild dieser Frau un ihrem Versuch, ihr emanzipiertes Leben und traditonelle Weiblichkeit auf einen Nenner zu bringen.

Schmölzer, Hilde: Rosa Mayreder : ein Leben zwischen Utopie und Wirklichkeit. – Wien : Promedia, 2002. – (Edition Spuren)
Signatur: 1731290-B.Neu
Rosa Mayreder ist die bekannteste Vertreterin der österreichischen historischen Frauenbewegung und eine der bedeutendsten Essayistinnen der Zeiten­wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sie arbeitete nicht nur als führendes Mitglied im „Allgemeinen österreichischen Frauenverein“, sondern schrieb auch Romane, Erzählungen und Gedichte und machte sich als Malerin im In- und Ausland einen Namen. In Mayreders Wirken vermengen sich pro­gressive und konservative Aspekte, wobei die kon­servativen in ihren späteren Lebensjahren unter dem Einfluß des aufkommenden Faschismus ein Überge­wicht gewannen. Sie litt unter diesem Zwiespalt: am teilweisen Festhalten an bürgerlichen Moralvorstel­lungen einerseits und ihren sehr viel weiter reichen­den feministischen Utopien andererseits, die sie in ihrem Leben nicht verwirklichen konnte.

Seward, Desmond: Eugénie : the empress and her empire. – Stroud : Sutton, 2004.
Signatur: 1736133-B.Neu
Von 1853 bis 1970 war Eugénie de Montijo die mächtigste Frau der Welt. Als Kaiserin der Franzosen teilte sie die Herrschaft mit ihrem Ehemann, Napo­leon III, so eindrucksvoll, daß sie der preußische Kanzler Bismarck als „den einzigen Mann in Paris“ bezeichnete. In dieser Biographie läßt Desmond Se­ward die sie umgebende nervenaufreibende Politik und die glitzernde Gesellschaft auferstehen und bie­tet eine oft überraschende Umwertung dieses Frau­enlebens, das in einem Zelt in Granada während eines Erdbebens begann ...

Tilly Edinger : Leben und Werk einer jüdischen Wissen­schaftlerin / Rolf Kohring und Gerald Kreft (Hrsg.). – Stuttgart : E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, 2003. – (Senckenberg-Buch ; 76)
Signatur: 812042-B.Neu.76
Tilly Edinger (1897-1967) entstammte einem weltbür­gerlichen deutsch-jüdischen Elternhaus in Frankfurt am Main, wo sie die Paläoneurologie, die Erfor­schung der Gehirne ausgestorbener Wirbeltiere, be­gründete. Obgleich die nationalsozialistische Macht­ergreifung ihre Aussichten auf eine Universitätskar­riere zerstörte, konnte Tilly Edinger am Senckenber­gischen Naturhistorischen Museum bis zum Novem­berpogrom weiterarbeiten. 1939 emigierte sie nach Großbritannien, 1940 in die USA, wo sie am Museum of Comparative Zoology in Cambridge wissenschaft­lich und menschlich eine zweite Heimat fand.

© Nationalbibliothek, 2001
last update: 09.11.2004


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