Eine türkische Gesandtschaft in Wien

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Gli Ablegati Della Porta Ottomana Licenziati, E Rispediti Da Vienna Per Ordine Di Sva Maesta Cesarea, o Sia Racconto Pvro Di quanto (durante l'absenza della Cesarea Corte in Augusta) è successo quì nell'affare della Pace, continuato trà li Ministri di Sua Maestà Imperiale ; E gli Ambasciatori rappresentanti delle Potenze Aleare, con li mentouati Ablegati, sino al giorno della loro dimissione, e partenza, seguita alli 24. Genaro 1690. - In Vienna, & in Milano : nella R. D. C., per Marc'Antonio Pandolfo Malatesta Stampator Reg. Cam. Malatesta, 1690.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 307.784-B.Alt-Mag

Detailinformation

Nach einem sehr turbulenten ersten Regierungsjahr mit schweren Unruhen in Istanbul war Sultan Süleyman II. daran gelegen, den Krieg in Ungarn zu beenden und möglichst viel von den osmanischen Gebieten zu retten. Im Juni 1688 erteilte er Zülfikar Efendi, dem Sekretär des Janitscharenkorps, und dem Hofdolmetscher Alexandros Mavrokordatos den Befehl, nach Wien zu reisen und Friedensverhandlungen einzuleiten.

Dieses Unternehmen stand allerdings unter keinem guten Stern: Schon bevor die Gesandten Wien erreichten, hatten die Osmanen auf dem Balkan weitere wichtige Festungen verloren und Belgrad aufgeben müssen. Obwohl der Kaiser mit einem Zweifrontenkrieg konfrontiert war - kurz nach der Einnahme von Belgrad waren die Franzosen in die Pfalz eingefallen -, war die Gesandtschaft nun in einer schwachen Verhandlungsposition. Sie musste monatelang in Pottendorf warten, bis sie endlich im Februar 1689 von Kaiser Leopold empfangen wurde, konnte keine ihrer Forderungen durchsetzen und wurde in Wien bis Anfang 1690 festgehalten. Der vorliegende Druck bietet einen interessanten Einblick in die Situation Zülfikars und Mavrokordatos' in den letzten Monaten ihres Aufenthalts:

Der Kaiser hat die Hauptstadt verlassen und die weiteren Verhandlungen seinem Freund, dem Grafen Quentin Jörger, überantwortet. Der Bericht lässt durchblicken, wie die Botschafter von oben herab behandelt werden; die Starrköpfigkeit (ostinazione) Zülfikars wird hervorgehoben, seine Derbheit (rustichezza), der nicht einmal der Dolmetscher mit seiner, so wird ironisch bemerkt, "griechischen Philosophie" beikommen könne: "... che ne anco [sic] tutta la Filosofia Greca di Maurocordato sarebbe stata bastante a temperarla". Man erkennt aber auch deutlich, wie die Gesandten selbst schwanken zwischen dem Unbehagen, ohne Ergebnisse zurückzukehren, und der Erleichterung, Wien endlich verlassen zu können. Ihre Abreise erfolgte schließlich am 24. Jänner 1690 "con sodisfazione del Popolo", "zur Genugtuung der Bevölkerung".


last update 02.06.2013