Ein früher Kremser Druck: Cremsij 1687

Pia Desideria Erga Intemeratam, Immaculatam, semperque Virginem Dei genitricem Mariam Avgvstissimæ Domvs Avstriæ. Protectricem Ex ipsius Almâ sacrâque Litania Lauretana, In felicioribus Austriæ, & Hungariæ victorijs, orbisque Christiani triumphis. Chronosticè, & Anagrammaticè VotIVa In festo AssuVMptIonIs saCræ VIrgInIs qVa gaVdent angeLI. - Cremsij : pro ter qVInta DIe aVgVstI typIs eDIDIt ChrIstIanVs WaLter, 1687.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 310.292-B.Alt-Mag

Detailinformation

Christian Walter stammte aus Halle an der Saale und hatte das Druckergewerbe in Leipzig und Passau gelernt. Als er sich 1677 als erster Drucker in Krems etablieren wollte, wurde ihm das keineswegs leicht gemacht. Die Aufsicht über das Buchwesen in Niederösterreich (und  Oberösterreich) oblag zu dieser Zeit der Wiener Universität, und diese wollte Walter das Druckprivileg nur für eine Tätigkeit in Wien erteilen. Erst mithilfe einer Bittschrift an den Kaiser erlangte er nach langem Hin und Her und unter verschiedenen Auflagen die Erlaubnis, sich in Krems niederlassen zu dürfen.

Das Programm der ersten Kremser Offizin wirkt unspektakulär, bietet aber auch einen Einblick in den (Lese)Alltag der Barockzeit: Kalender, kleinere religiöse Werke, Kochbücher, Schuldramen. Auch die vorliegende Neuerwerbung der Österreichischen Nationalbibliothek, eine kleine Sammlung von Chronogramm- und Anagrammgedichten, ist ein typisches Kind des barocken Österreich mit den zentralen Themen Marienverehrung und Sieg über die Türken. Unser Bildbeispiel zeigt die letzte Seite dieses Drucks, auf der uns als „Conclusio“ des Türkenthemas ein trauernder Sultan präsentiert wird („SVLtanVs fLeVIt“);  im „Appendix“ wird der (momentane) politische und militärische Absturz des ungarischen Magnaten Emmerich Tököly mit dem tiefen Fall des Ikarus verglichen. 

Der Kremser Erstdrucker Walter starb 1707, seine Witwe Maria Anna führte die Offizin zusammen mit ihrem zweiten Ehemann Johann Jakob Kopitz weiter.