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- Biographie:
- Österreichisches Biographisches Lexikon
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Hofrat Marie Mück
Die Schulwelt Wiens hat durch den am 6. März erfolgten Tod dieser hochbegabten Frau, die ganz in ihrem Berufe aufging, einen empfindlichen Verlust erlitten, die österreichischen Frauen verlieren in ihr eine Bahnbrecherin und Kämpferin für die Rechte der Frau.
Marie Mück wurde am 28. Juli 1870 in Wien als Tochter eines Postbeamten geboren; sie absolvierte 1885-89 die staatliche Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien und legte alle Prüfungen mit Auszeichnung ab. 1895 wurde sie als Supplentin an die Übungsschule der Staats-Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien (Hegelgasse) berufen, wo sie bis zu ihrem Tode, also durch mehr als 35 Jahre, ohne Unterbrechung wirkte. Ihr Streben nach Erweiterung und Vertiefung ihres Wissens ließ sie nicht rasten; sie besuchte neben ihrer anstrengenden Tätigkeit als Übungsschullehrerin die Universität, studierte Erdkunde und Geschichte und legte 1905 die Prüfung für das Lehramt in Mädchen-Lyzeen ab. Im Jahre 1907 wurde sie zur Hauptlehrerin an der Lehrerinnenbildungsanstalt ernannt und unterrichtete hier die Fächer Pädagogik, Deutsch, Geographie und Geschichte in den Jahrgängen der Lehrerinnenbildungsanstalt und auch in den Kursen zur Heranbildung von Kindergärtnerinnen und Handarbeitslehrerinnen.
Marie Mück besaß scharfen Verstand, verfügte über umfassende Kenntnisse auf allen Wissensgebieten und meisterte ihre Muttersprache ausgezeichnet in Wort und Schrift. Sie schrieb auch Artikel in Fachzeitschriften und stellte ein gern benütztes Lesebuch für Bürgerschulen zusammen. Ihre Schülerinnen hingen mit großer Begeisterung an ihrer vergötterten Lehrerin, die ihnen nicht nur Beraterin und Führerin während der Schulzeit war, sondern ihnen auch mit Rat und Tat weit über ihre Ausbildung hinaus zur Seite stand.
Als sie 1920 zur Direktorin der Lehrerinnenbildungsanstalt ernannt wurde, war dies ein Sieg der Frauen. War sie doch die erste Frau, die diesen bedeutungsvollen Posten an einer Lehranstalt bekleidete. Dank ihrem tiefgründigen Wissen und ihrem Organisationstalente hat sie auch die in sie gesetzten Hoffnungen glänzend gerechtfertigt. Ihre Leistungen wurden von der Behörde durch Verleihung des Titels Regierungsrat (1921) anerkannt, 1930 wurde sie zum Hofrat ernannt. Sie war die erste Frau Österreichs, die diese Auszeichnungen im akativen Schuldienste erhielt und demnach auch in dieser Beziehung Bahnbrecherin.
Mit ihrer Stellung waren auch vielerlei Ämter verbunden, die sie gewissenhaft und mit Eifer und Interesse neben ihren Amtsgeschäften versah. Sie war seit 1920 Direktor-Stellvertreterin der Prüfungskommission für Volks- und Bürgerschulen und Mitglied der Prüfungskommission für Fremdsprachen. Sie hatte Sitz und Stimme im Stadtschulrat Wien und in der Disziplinarkommission.
Daß sie als jugne, freisinnige Lehrerin bereits dem "Verein der Lehrerinnen und Erzieherinnen Österreichs" angehörte und der von ihr bewunderten unerschrockenen Führerin Marie Schwarz treue Gefolgschaft leistete, ist selbstverständlich; als Ausschußmitglied dieses Vereines arbeitete sie viele Jahre bei allen wichtigen Unternehmungen mit, die dieser Verein im Interesse des Aufstieges und der Gleichberechtigung der Lehrerinnen unternahm. (...)
Margarete Hanke.
(Nachruf aus: Die Österreicherin, 4. Jg., Nr. 4, 1. April 1931, S. 6)
- Werke an der ÖNB:
- Kretschmeyer, Franz Joseph: Deutsches Lesebuch für Mädchenbürgerschulen. Bearb. von Marie Mück, k.k. Hauptlehrerin. - Wien : Tempsky, 1917. T.1.
Signatur: 526635-B und 481582-B
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