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Frauen in Bewegung
Persönlichkeiten  

Migerka, Franz
1828 - 1915

Franz Migerka
  1. Biographie:

    • Migerka Franz, Gewerbefachmann. *Reintal (NÖ), 20. 9. 1828; + Wien, 21. 2. 1915. Vater der Helene M., Gatte der Sozialarbeiterin und Schriftstellerin Katharina M.; aus einer mittellosen Handwerkerfamilie stammend, brachte er sich zuerst als Erzieher durch und trat 1861 in die Handels- und Gewerbekammer Brünn ein. Von ihm stammte die Anregung zur Gründung des Mähr. Gewerbever. sowie zur Organisation erster Gewerbegerichte, welche ab 1869 in der gesamten Monarchie zum Vorbild für derartige Institutionen wurden. Nach seiner Berufung in das Handelsmin. übernahm M. zahlreiche Funktionen als Vertreter Österr. im Ausland, u.a. 1869 bei der Eröffnung des Suezkanals, 1876 bei der Weltausstellung in Philadelphia, 1890 bei der Arbeiterschutzkonferenz in Berlin. Als Min.Rat machte er sich vor allem durch sein Wirken als Zentralgewerbeinspektor (1883-97) verdient, wobei er in einem sozial gespannten Klima der neugegründeten Gewerbeinspektion allg. Anerkennung zu verschaffen wußte. M., Präs. des Wr. Kaufmänn. Ver. und Gründer des Gewerbehygien. Mus. (1890), beschäftigte sich auch mit Fragen der Volksbildung sowie der Frauenbewegung; seinen Bemühungen war die Errichtung eines eigenen Pavillons für Frauenarbeit auf der Wr. Weltausst. von 1873 zu verdanken.
      (aus: ÖBL)

    • Franz Migerka +.
      Am 21. Februar beschloß Dr. Franz Migerka, k. k. Zentralgewerbeinspektor a. D., 84 Jahre alt, sein arbeits- und erfolgreiches Leben. (...)
      Der Raum, der uns gegeben ist, reicht nicht aus, um die ganze Wirksamkeit des Mannes zu verzeichnen, der alles, was er war - er stammte aus einer unbemittelten Handwerkerfamilie - sich selbst verdankte. Schon als Knabe hatte er für seinen Unterhalt und die Mittel des Unterrichtes selbst zu sorgen und unter großen Mühen erreichte er die erste Stufe, von welcher aus er weiterwirken konnte. Er wurde 1861 Konzipist an der Handels- und Gewerbekammer in Brünn. Nun begann die Zeit, wo er seine Einsicht in die Industrie und den Handel, die Produktionsverhältnisse und die Lage der Arbeiterschaft verwerten konnte. Schon als junger Mann begann er seine organisatorische Tätigkeit zu entfalten. Er gründete den mährischen Gewerbeverein, organisierte bald darauf die ersten Gewerbegerichte in Brünn und schuf eine Pensionskassa für die Arbeiter der Schafwollindustrie. Seine umfassenden Kenntnisse veranlassten es, daß er als Regierungsvertreter bei einer Anzahl internationaler Veranstaltungen fungierte. so bei Eröffnung des Suezkanals 1869, später bei der Arbeiterschutz-Konferenz in Berlin und bei der Weltausstellung in Philadelphia. Sein Hauptlebenswerk war jedoch die Einbürgerung der Eirnichtung der Gewerbeinspektion. Als 1883 die Gewerbeinspektion in Österreich eingeführt wurde, wußte man, daß Franz Migerka der geeignete Mann war, dieser Einrichtung Bahn zu brechen. Er wurde Zentralgewerbeinspektor und ihm gelang es, die Interessen der Arbeitgeber und arbeitnehmer zu versöhnen. Trotz der angestrengten beruflichen Tätigkeit fand Migerka jedoch immer noch Zeit sich auf allen Gebieten sozial zu betätigen. Er war der Gründer des Gwerbehygienischen Museums, er beteiligte sich an der Gründung des Volksbildungsvereines, war im Beamtenverein und in der Wiener Sparkasse ein äußerst tätiges Vorstandsmitglied.
      Zu alledem kam noch die Macht der Persönlichkeit, die überall durchleuchtenden Wesenszüge seines Charakters: Tatkraft, praktischer Sinn, Denkschärfe, vereint mit wahrer Herzensgüte. Vor allem eine fortreißende Überzeugungskraft durch Wort, Schrift und Tat. Allzeit trat der Dahingegangene auch mit aller Überzeugung und Herzenswärme für Frauenfortschritt und Leistung ein; er setzte in der Wiener Weltausstellung 1873 die Errichtung eines eigenen Pavillons für Frauenarbeit durch, gründete später mit seiner ausgezeichneten Gemahlin die Haushaltungsabendkurse für Arbeiterinnen, in welchen er selbst oft lehrend auftrat. Seine werktätige Teilnahme am Hilfsverein für Lehrmädchen, der Vereinigung arbeitender Frauen und andere Zeichen seines Wohlwollens bekundeten sein Interesse für Frauenbestrebungen, für die er, wo immer es ihm möglich war, auch noch im hohen Alter eintrat.

      (Nachruf aus: Der Bund, X. Jg., Heft 3, März 1915, S. 7 - 8)

  2. Werke in der ÖNB (erschienen bis 1929):

    • Weltausstellung 1873 in Wien. Die Verwendung weiblicher Arbeitskräfte in der Fabriks-Industrie. (gemeinsam mit Carl Holdhaus) - Brünn : Breza, Winiker, 1873
      Signatur: 63.386-C

  3. Bildernachweis (Bildarchiv der ÖNB):

    • Bildnis: Pg 2864:I(1), NB 504.222


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Letztes Update: 30. Oktober 2003