Die linkshändige Frau (Textfassung 2)

Typoskript 1,5-zeilig, 28 Blatt, ohne Datum

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Die zweite Textfassung von Die linkshändige Frau ist bereits die Umarbeitung des Filmdrehbuchs in eine Erzählung. Das Typoskript ist eineinhalbzeilig getippt, aber ohne der für erste Fassungen Handkes üblichen seitlichen Datierung. Die Seitenzählung (mit verschiedenen Schreibgeräten) verläuft von 1-29, wobei Blatt zehn (auch inhaltlich) fehlt. Es gibt kein eigenes Titelblatt; der Titel wurde mit schwarzem Filzstift auf die erste Seite geschrieben.

Die Umarbeitungen sind massiv, das zeigt bereits ein Vergleich des Textbeginns beider Fassungen. Im Filmdrehbuch hieß es am Anfang noch: »Winter. [Dunkelgelbes] Spätnachmittagslicht in dem ausgedehnten ebenerdigen Wohnraum einer terrassenförmig angelegten Bungalowsiedlung am südlichen Abhang des Taunus [des Wienerwaldes], gerade oberhalb des Dunstes von Frankfurt [Wien]. ..« (ÖLA SPH/LW/W10/1, Bl. 1). Die Erzählung fängt dagegen an: »Sie war dreißig Jahre alt und lebte in einer terrassenförmig angelegten Bungalowsiedlung am südlichen Abhang eines Mittelgebirges gerade oberhalb des Dunstes einer deutschen [sehr großen] Großs[S]tadt. Sie hatte braune Haare und blaue [graue] Augen, die, auch wenn sie niemanden anschaute, manchmal aufstrahlten, ohne dass ihr Gesicht sich sonst veränderte. An einem Winterspätnachmittag saß sie bei dem gelben Licht, das von außen kam, am Fenster des großen Wohnraums an einer elektrischen Nähmaschine,...« (Bl.1)

Der im Präsens geschriebene Text des Filmdrehbuchs wurde von Handke für die Erzählung in die Mitvergangenheit gesetzt; die Regieanweisungen wurden alle gestrichen – auch die Schreibweise mit Querstrichen zwischen den Dialogen und Anweisungen. Einige der handschriftlichen Korrekturen oder Ergänzungen der ersten Fassung wurden übernommen, manches aber auch wieder weggelassen. Teilweise wurden weitere Notizen aus dem Notizbuch (ÖLA SPH/LW/W9) eingearbeitet.

Im Typoskript dieser zweiten Textfassung finden sich neue handschriftliche Korrekturen und Anmerkungen mit verschiedenen Schreibgeräten. Auch hier verändert Handke noch in den Ort der Erzählung. Zuerst war der Schauplatz noch noch in Deutschland angesiedelt, nache »einer deutschen Großstadt«, doch in einem weiteren Korrekturlauf wurden jegliche Hinweise auf einen konkreten Ort gestrichen – es heißt danach nur noch in der Nähe »einer sehr großen Stadt« (Bl.1). Eine Notiz am ersten Blatt ist eine Anweisung für die Umarbeitung zur dritten Fassung, in der die Dialoge »mit der Absatztechnik!« (Bl. 1) geschrieben werden sollten.

Erwähnenswert ist auch eine Textstelle, die im Kontext der Notizbucheinträge zeigt, wie fließend die Genregrenzen bei Handke sind: In der Szene, wo Marianne von der Strasse aus in den Raum der Frauenversammlung blickt, wird sie auf ein Plakat auf der Wand aufmerksam mit der Aufschrift: »HE DU AN DER STRASSENECKE: DIE GESCHICHTE VON DER EINSAMKEIT DES MODERNEN MENSCHEN KENNEN WIR JA INZWISCHEN – NUN VERSCHWINDE AUCH DU NACHTS VON DEN WINDIGEN STRASSENCKEN.« (Bl. 18; vgl. DF 79 u. W10/1, Bl. 13) Die Stelle wurde von Handke im Typoskript dieser zweiten Fassung gestrichen und ungefähr zeitgleich in das Gedicht Das Ende des Flanierens eingearbeitet, wo es dann in der 10. Strophe heißt: »He du an der Straßenecke: [/] die Geschichte von der Einsamkeit des modernen Menschen [/] kennen wir ja inzwischen [/] Nun verschwinde auch du nachts von den windigen Straßenecken« (DEF 95).

In dieser Fassung hört die Frau auch bereits die Platte »The lefthanded Woman« (Bl. 23). (kp)

Siglenverzeichnis  

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

Die linkshändige Frau

Datum normiert:  ohne Datum

Materialart und Besitz

Besitz:  Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Art, Umfang, Anzahl: 

1 Typoskript 1,5-zeilig, 28 Blatt, pag. 1-29 [S. 10 fehlt]; mit zahlreichen eh. Korrekturen

Format:  A4
Schreibstoff:  Kugelschreiber (schwarz, blau, rot), Filzstift (schwarz, braun)
Weitere Beilagen: 

 

  • 1 Notiz von Hans Widrich mit einem Hinweis auf das fehlende Blatt 10
  • 1 Notiz von Hans Widrich zur Begutachtung: »"Die linkshändige Frau [/] Raimund Fellinger [/] (Salzburg, 25. Juni 1999) [/] Handkes Urschrift«