Ohne Titel

Notizbuch, 68 Seiten, 17.12.1982 bis 10.03.1983

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Beschreibung

Dieses Notizbuch enthält Einträge aus dem Zeitraum zwischen 17. Dezember 1982 und 10. März 1983. Es hat einen Umfang von 68 unlinierten, beschriebenen und paginierten Seiten, zusätzlich wurden die vorderen und hinteren Innenseiten der Buchdeckel verwendet (vorderer und hinterer Vorsatz). Am vorderen Vorsatz sind Handkes Salzburger Wohnadresse und Telefonnummer sowie die Datierung eingetragen, am hinteren Vorsatz finden sich Personennamen, Ortsnamen, Telefonnummern sowie Abfahrtszeiten für Reiseetappen.

Die anhand der Notizen dokumentierten Reisen Handkes wechseln sich mit Etappen, in denen er Der Chinese des Schmerzes überarbeitete, ab. Die erste Textfassung hatte er am 18. Dezember 1982 fertiggestellt, danach folgen Notizen mit Ortsangaben aus der Schweiz, Italien und aus Slowenien vom 26. Dezember 1982 bis 9. Jänner 1983 (»Zurück in S.«). Die Korrektur- und Ergänzungsnotizen zu Der Chinese des Schmerzes während dieser einzigen längeren Reise nahmen signifikant ab. Von 9. bis 28. Jänner 1983 blieb Handke in Salzburg. Am 29. und 30. Jänner 1983 notierte er einen zweitägigen Aufenthalt in Rom. Ab seiner Rückkehr am 30. Jänner – »zurück auf dem Mönchsberg, Nacht« – befand er sich wieder in Salzburg bis zum 16. Februar. Ab 17. Februar 1983 fuhr Handke nach Saalfelden, Thumersbach und Zell am See, um am 21. Februar zu notieren: »wieder in S.«. Bis zum Eintragungsende des Notizbuches am 10. März 1983 sind keine weiteren Ortswechsel erkennbar. Handke widmete sich der Überarbeitung zur Textfassung 2b von Der Chinese des Schmerzes, die er schließlich am 13. März 1983 per Post an den Suhrkamp Verlag schickte.

Zu jedem Tag im Entstehungszeitraum des Notizbuchs sind Einträge vorhanden. Diese überschreiten mehrheitlich die Länge von einer Seite kaum. Einzig der Eintrag vom 5. Jänner 1983 hebt sich mit einer Länge von mehr als 3 Seiten deutlich ab – an diesem Tag kehrte Handke zum »Bahnhof von Dutovlje« und dem darin befindlichen Holztisch zurück, den er einige Jahre zuvor bereits in einem Notizbuch beschrieben und gezeichnet hatte. Von 4.-8. März notierte er täglich nur wenige Zeilen, es waren die letzten Tage, an denen er am Typoskript von Der Chinese des Schmerzes arbeitete. Darüberhinaus sind die Einträge dieses Notizbuchs bereits Vorarbeiten für Die Wiederholung, vor allem aufgrund der winterlichen Reise in den Karst. Die in diesem Zeitraum entstandenen Notizen übernahm Handke in Auswahl auch für sein Journal Am Felsfenster morgens. (ck)

Werkbezüge

Der Chinese des Schmerzes

Das Notizbuch vom 17. Dezember 1982 bis 10. März 1983 begleitet vor allem die Zeit des Durcharbeitens der ersten Textfassung von Der Chinese des Schmerzes, die Peter Handke laut einer Notiz am 18. Dezember 1982 beendet hatte, und des Neuschreibens der zweiten Textfassung. Viele der Notizbucheinträge sind Stichwörter und Skizzen (selten fertig geformte Sätze). Die Aufzeichnungen beziehen sich dabei bereits auf die erste Textversion. Es sind vor allem Einfügungen (gekennzeichnet mit einem eingerahmten »[E]«), darunter auch die eine oder andere vorformulierte und wörtlich übernommene Ergänzung, Anfügungen (als »[A]«) und Korrekturanweisungen (markiert mit einem »[K]«) – zu einzelnen Wörtern, etwa »[K] sag statt "Totschlag" auch "Steinwurf"« (20. Dezember), oder »[K] statt "Almcafé": "Kanalstube"« (21. Dezember), genauso wie zu Strukturen im Großen (etwa die Änderung der Erzählperspektive). Motive, Handlungen, Figuren, Orte, Stimmungen oder Strukturen werden darin immer weiterentwickelt, modifiziert und präzisiert – diese Notizen wurden von Handke durch die Abkürzungen »L’s.Geschichte«, »L.’s G.« oder dem Symbol »« direkt der Erzählung zugeordnet.

Nach den Weihnachtsfeiertagen 1982 verreiste Peter Handke vom 26. Dezember bis 8. Jänner: zuerst in die Schweiz, dann nach Italien, an die slowenische Küste und in den Karst – zu Orten der späteren Erzählung Die Wiederholung, für die er auch immer wieder Notizen machte (die Reise lässt sich an den Einträgen im Notizbuch nachvollziehen; sie ist auch im Journal Am Felsfenster morgens dokumentiert; AF, 17-24). Das Typoskript zum Chinesen könnte er auf seine Reise in den Karst und auch noch Ende Jänner nach Rom mitgenommen haben, da er immer wieder Einfügungen und Korrekturen aufzeichnet. Am 1. Jänner 1983 notierte er: »Seltsame Lust, L.’s Geschichte "abzutippen"«, was ein weiterer Hinweis sein könnte, dass er während der Überarbeitung der ersten Textfassung bereits die zweite Textfassung herstellte. »Zurück in S.« (am 9. Jänner 1983) begann er mit der mit der Durcharbeit der ersten Textfassung, wobei undeutlich bleibt, inwieweit diese bereits mit dem Schreiben der zweiten Fassung verbunden ist. Am 11. Jänner 1983 notierte er jedoch: »"Meister der Dämmerung" (müßte man sein, im Anblick der dämmernden Ebene) [Halt dich daran beim Durcharbeiten von L.’s Geschichte]«.

Viele der ab Jänner entstandenen, mit [E], [K] und [A] markierten Notizen sind in den handschriftlichen Korrekturen der ersten Fassung nicht nachzuvollziehen; sie finden sich aber in dem sich an manchen Stellen der Erzählung deutlich unterscheidenden Text der zweiten Fassung bereits berücksichtigt. Das lässt darauf schließen, dass Handke nicht mehr korrigierend in die Urfassung, sondern mit ihr als Vorlage für die zweite Textfassung gearbeitet hat – Korrekturen und Einfügungen wurden von ihm parallel zu diesem Arbeitsschritt in seinem Notizbuch vermerkt. Ab Ende Jänner 1983 wurden die Einträge im Notizbuch stichwortartiger, an den einzelnen Korrektureinträgen zum Chinesen arbeitete Handke bereits direkt im Notizbuch mit zahlreichen Streichungen, Hervorhebungen und Einfügungen (besonders in den Einträgen ab 3. Februar 1983). Intensive Streichungen und Korrekturen im Notizbuch fallen am 15./16. Februar 1983 auf. Im Zuge dieses Korrekturvorgangs ist wohl auch zugleich die zweite Fassung der Erzählung entstanden. (kp)

Die Wiederholung

Vom 26. Dezember 1982 bis 8. Jänner 1983 reiste Peter Handke zuerst in die Schweiz, dann nach Italien, an die slowenische Küste und in den Karst – zu Orten seiner späteren Erzählung Die Wiederholung, zu der er unterwegs auch laufend Notizen eintrug. Die erste Verwendung des Kürzels »DW« in diesem Notizbuch enthält ein Eintrag aus Villa Opicina vom 4. Jänner 1983. Handkes Reise lässt sich anhand der Einträge im Notizbuch gut nachvollziehen. Die nächste Verwendung des Kürzels »DW« scheint erst beim Notizbucheintrag vom 12. Februar 1983 auf und dann erneut am 14. Februar 1983: »Es gibt die Sehnsucht, die Toten zu erwecken (DW!)«. Danach nehmen die Notizen zu DW leicht zu, etwa am 20. Februar 1983: »Der Ort gibt die Erzählung (DW) (nicht umgekehrt) "Ortner" (Name, DW)« und in Einträgen vom 22., 23. und 25. Februar 1983, sowie von 1. bis 3. März und vom 7. bis 10. März 1983. (ck/kp)

Am Felsfenster morgens

Nach den Weihnachtsfeiertagen 1982 verreiste Peter Handke vom 26. Dezember 1982 bis 8. Jänner 1983 zuerst in die Schweiz, dann nach Italien, an die slowenische Küste und in den Karst. Diese Reise läßt sich an den Einträgen im Notizbuch nachvollziehen, von denen eine Auswahl auch ins Journal Am Felsfenster morgens übernommen wurde (AF 16-33). (kp)

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Zusätzlich eingetragene Werktitel:  [...] f. den Chinesen d. Schmerzes [...] [S. 8]; L.’s Geschichte [S. 7, S. 13]
Entstehungsdatum (laut Vorlage):  17. Dez. 1982 – 10. März 1983
Datum normiert:  17.12.1982 bis 10.03.1983
Entstehungsorte (laut Vorsatzblatt): 

Salzburg [Vorsatzblatt vorne];  Koper; Chur; Zürich; St. Moritz Chur Tirano; Triest Ljubljana; Koper Maribor; Portorož Triest [Vorsatzblatt hinten]

Zusätzlich eingetragene Entstehungsorte: 

»Abschied von S., tatsächlich; St. Moritz« (26.12.1982); Zuoz (27.12.1982), Zernez (27.12.1982); Berninapaß (28.12.1982); Men{????} (28.12.1982); Poschiavo (28.12.1982); St. Moritz See (29.12.1982); Pontresina (30.12.1982); Lej da Staz, St. Moritz (30.12.1982); Scuol »A. nach Salzburg, im Auto« (31.12.1982); Scuol St. Moritz (31.12.1982); S. Zeno (1.1.1983); Chiavenna (2.1.1983); Lecco (2.1.1983); Bergamo (2.1.1983); Brescia (2.1.1983); »Verona, krank« (2.1.1983); Mestre (3.1.1983); Cervignano (3.1.1983); Triest (3.1.1983, notiert am 4.1.1983); Villa Opicina (4.1.1983); Krajna Vas (4.1.1983); Dutovlje (4.1.1983); Dut. Krajna Vas (5.1.1983); Sežana (5.1.1983); Koper, Portorož, Hrastovlje (5.1.1983); Piran (5.1.1983); Izola (6.1.1983); Piran (6.1.1983); Triest (7.1.1983); Gorizia (7.1.1983); Udine (7.1.1983); Carnia (8.1.1983); Salzburg (8.1.1983); »Zurück in S.« [9.1.1983); Rom, Via Ludovisi, Via Sistina (29.1.1983); Rom, San Pietro (30.1.1983); Italien, München – S., »zurück auf dem Mönchsberg, Nacht« (31.1.1983); »Der Mittagskogel (Villach)« (16.2.1983); Saalach (17.2.1983], Gerlingerwirt (18.2.1983), Thumersbach, Zeller See (19.2.1983); Gerling (20.2.1983]; »wieder in S.« (21.2.1983); St. Griffen (9.3.1983)

Materialart und Besitz

Besitz 1:  Deutsches Literaturarchiv Marbach
Art, Umfang, Anzahl: 

1 dunkelgrünes Notizbuch, 68 Seiten, I, pag. 1-68, I*; von Handke auf Buchrücken geklebter Papierstreifen mit hs. Datierung »Dez 82 - März 83«

Format:  10,4 x 15,1 cm
Schreibstoff:  Kugelschreiber (blau), Fineliner (schwarz), Bleistift

Nachweisbare Lektüren

  • Theokrit: Syrinx-Gedicht; Epigramme (17.12.1982)
  • Vergil: Georgica (17.12.1982)
  • Simenon: Le fou de Bergerac (23.12.1982)
  • Hölderlin: Mnemosyne (24.12.1982)
  • C. F. Ramuz (29.12.1982)
  • »Notorious mit Ingrid Bergman (1946)« (30.12.1982)
  • Spinoza (8.1.1983)
  • Emmanuel Bove: Journal écrit en hiver (11.1.1983)
  • Spinoza, Novalis, Nietzsche (12.1.1983)
  • Spinoza: De Deo (13.1.1983)
  • Emmanuel Bove: Visite d’un soir (10.2.1983)
  • Karl Marx; Lacan (21.2.1983)
  • Edmond Jabes (26.2.1983)

Ergänzende Bemerkungen

Illustrationen: 

 

  • Schematische Kleinstzeichnung einer Panflöte bzw. der Zeilenform des Syrinx-Gedichts von Theokrit (17.12.1982)
  • Grundriss (?) eines Gebäudes mit Beschriftung »Capella« (3.1.1983)