16.000 Neuigkeiten aus dem 16. Jahrhundert

Pressemeldung

Österreichische Nationalbibliothek digitalisiert weltweit bekannte Zeitungssammlung der Familie Fugger

„Aus Franckhreich vernimbt man, es habe sich zu Langres inn Franckhreich ein drago erzaigt, der fresse und verschlinge die mennschen…“ Taucht heute regelmäßig das Ungeheuer von Loch Ness aus dem medialen Sommerloch auf, waren es vor 400 Jahren Drachen, die in der nachrichtenarmen Zeit für Sensationsmeldungen sorgen sollten. Die zum Untier mutierte Zeitungsente ist nur eine von tausenden Meldungen aus dem 16. Jahrhundert, die seit Kurzem im virtuellen Zeitungslesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek online nachgelesen werden können.

Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger: „Im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojektes digitalisieren und erschließen wir derzeit mehr als 16.000 Zeitungen aus den Jahren 1568 bis 1604, die sich in unserem Haus befinden. Durch die Digitalisierung der wertvollen Objekte wird es erstmals weltweit möglich, in diesem einmaligen Bestand der wohl berühmtesten „Zeitung vor der Zeitung“ zu blättern.“

Die Fuggerzeitungen sind Vorläufer von gedruckten Zeitungen, wie sie ab 1605 erschienen. Ihr Name leitet sich ab von Octavian Secundus und Philipp Eduard Fugger, die einer Nebenlinie der Augsburger Kaufmannsfamilie entstammten. Sie sammelten die Zeitungen ihrer Zeit, ließen sie binden und in ihrer Bibliothek verwahren. Durch den Kauf der Fuggerschen Bibliothek kamen die in 27 Bänden zusammengefassten Fuggerzeitungen im Jahr 1656 in den Besitz der kaiserlichen Hofbibliothek und wurden von Augsburg nach Wien übersiedelt. „Es handelt sich hier um eine der größten und international bedeutendsten Sammlungen handschriftlich geschriebener Zeitungen im deutschsprachigen Raum“, betont Dr. Andreas Fingernagel, Direktor der Sammlung von Handschriften und alten Drucken.

Die Zeitungen sind handschriftlich verfasste Berichte aus verschiedenen Absendeorten in Europa, aber auch aus Amerika und Asien. Die meisten stammen aus Rom, Venedig, Antwerpen und Köln, den wichtigen Informationszentren der damaligen Zeit. Sie berichten, ganz ähnlich wie heutige Tageszeitungen, über Politik, Wirtschaft und gesellschaftliche Ereignisse ebenso wie über militärische oder religiöse Konflikte, spektakuläre Verbrechen und kuriose Begebenheiten. „All the news that’s fit to print” – der legendäre Slogan der “New York Times” galt auch anno dazumal.

Die Digitalisierung und wissenschaftliche Erschließung dieses einmaligen und geschlossenen Bestandes an Originalzeitungen erfolgt in Kooperation mit dem Institut für österreichische Geschichtsforschung und mit finanzieller Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), genauere Informationen dazu stehen unter http://www.univie.ac.at/fuggerzeitungen/de/?page_id=40. Die fragilen Objekte werden an der Österreichischen Nationalbibliothek mit hoher Auflösung gescannt und derzeit im virtuellen Zeitungslesesaal AustriaN Newspapers Online (ANNO / http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=fug ) eingespielt. ForscherInnen, JournalistInnen und Kulturinteressierten wird es damit möglich, einen neuen Blick auf die Welt von gestern und auf einen prägenden Abschnitt in der Geschichte unserer modernen Medien zu werfen.

Pressefoto 1: Digitalisierte Fuggerzeitung
Pressefoto 2: Einscannen an der Österreichischen Nationalbibliothek

 


Für nähere Auskünfte steht Ihnen gerne zur Verfügung:

Mag. Thomas Zauner
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit
Josefsplatz 1
1015 Wien
Tel.: (+43 1) 534 10-270
Fax: (+43 1) 534 10-257

thomas.zauner@onb.ac.at


last update 03.03.2013