Grundeintrag 1998
[2/ S. 349:] Seit 1924 werden im Literaturarchiv der Monacensia, dem »literarischen Gedächtnis« der Stadt München, Nachlässe und Einzelstücke
von Münchner Autorinnen und Autoren gesammelt. Zur Zeit umfaßt das Literaturarchiv gut 170 Nachlässe mit Originalunterlagen
literarischer Werke, Korrespondenzen, Tagebücher und biographische Dokumente wie Zeugnisse, Pässe, Prozeßunterlagen, Fotografien
usw. (unter anderem Waldemar Bonsels, Gert Hofmann, Hermann Kesten, Annette Kolb, Erika Mann, Klaus Mann, Oskar Panizza, Franziska
Gräfin zu Reventlow, Ludwig Thoma, Frank Wedekind). Oft befindet sich in den Nachlässen neben dem Schriftgut auch Persönliches
wie Gebrauchsgegenstände, Kleidung, Schreibmaschinen, Kunsthandwerk [2/ S. 350:] oder Souvenirs. Für literarische Ausstellungen in der Monacensia oder anderen Institutionen, denen die Monacensia Leihgaben
zur Verfügung stellt, sind gerade diese intimen Lebenszeugnisse von großer Bedeutung. Die Monacensia erhält für eigene Ausstellungen
Leihgaben von den entsprechenden Häusern, so daß ein reger Kontakt innerhalb der kulturellen Szene Deutschlands und darüber
hinaus bis nach Österreich, Italien, Luxemburg oder in die Schweiz entsteht.
Forschern aus aller Welt stehen über 330.000 Autographen zur Verfügung. Hinzu kommt eine ständig wachsende Sammlung von Bildwerken.
Alle schriftlichen Unterlagen werden sorgsam geordnet, katalogisiert, unter besten Bedingungen aufbewahrt und der wissenschaftlichen
Forschung zugänglich gemacht.
Der Sammelschwerpunkt des Literaturarchivs liegt auf Literatur in München, aber es sind auch Nichtmünchner Schriftsteller
und Personen, die im kulturellen Leben der Stadt eine Rolle spielten oder spielen, vertreten. Die über 20.000 Exlibris des
Literaturarchivs stellen eine Sondersammlung dar. Sie wurde 1937 durch Zusammenfassung der in der Stadtbibliothek und im Stadtmuseum
vorhandenen Exlibris begründet und 1945 der Handschriftenabteilung angegliedert.
Etwa 800 Besucher nutzen jährlich das Angebot des Monacensia-Literaturarchivs, woraus etwa 20 Veröffentlichungen pro Jahr
hervorgehen. Zugang haben neben Publizisten unter anderem Wissenschaftler und Studenten. Überwiegend sind es Germanisten,
die ihre Magisterarbeiten, Dissertationen, Habilitationsschriften oder wissenschaftliche Aufsätze ganz oder teilweise an Hand
der Dokumente erarbeiten.
Der Bestand des Literaturarchivs ist durch einen alphabetischen Katalog, einen Brief-Empfänger-Katalog sowie einen Standortkatalog
erschlossen. Um Arbeitsabläufe effektiver gestalten zu können und um den Bestand der Nachlässe transparenter zu machen, plant
die Monacensia derzeit eine benutzerorientiertere Aufarbeitung und Vernetzung der Handschriftenbestände mit Hilfe der EDV.
Das Literaturarchiv ist zusammen mit der Bibliothek Monacensia seit 1977 im denkmalgeschützten »Hildebrandhaus« (nach Plänen
des Bildhauers Adolf von Hildebrand 1895 bis 1898 erbaut) untergebracht.
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