Sichtungen

Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft

2005/2006
8./9. Jahrgang

"Aus meiner Hand dies Buch ..."
Zum Phänomen der Widmung.
Mit 128 Abbildungen

Herausgegeben im Auftrag des
Österreichischen Literaturarchivs
der Österreichischen Nationalbibliothek
und der Wienbibliothek im Rathaus
von Volker Kaukoreit, Marcel Atze und Michael Hansel
unter Mitarbeit von Thomas Degener,
Tanja Gausterer und Martin Wedl
Wien: Turia + Kant 2006

 
Im Oktober 1936 schrieb Thomas Mann an seinen Verleger: "Ich dichte jetzt hauptsächlich Widmungen". Der Nobelpreisträger für Literatur von 1929 dürfte dies nicht nur aus purer Lust am Widmen getan haben, sondern auch im Rahmen 'privater Werbemaßnahmen' für den gerade erschienenen dritten Teil seines Exil-Romans "Joseph und seine Brüder", über dessen Absatzmöglichkeiten er sich keine Illusionen machte. Doch sind die Funktionen und Erscheinungsformen handschriftlicher Zueignungen ausgesprochen facettenreich, wie es der vorliegende mit zahlreichen Farbabbildungen ausgestattete Band dokumentiert.
Untersucht und kontextualisiert werden Widmungen u. a. von Heinrich Heine, Theodor Fontane, Karl Kraus, James Joyce, Hermann Broch, Oskar Maria Graf, Heimito von Doderer, Elias Canetti, Erich Fried, Max Frisch und Peter Handke. Darüber hinaus wird in eine "Galerie der Widmungen" geladen zu einer kurzweiligen Besichtigung knapp kommentierter Dedikationen von Sigmund Freud, Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin, Franz Werfel, Henry Miller, Peter Weiss, Allen Ginsberg, Heiner Müller, Thomas Bernhard und vielen anderen mehr. In Originalbeiträgen melden sich zudem Schriftstellerinnen und Schriftsteller zum 'Phänomen der Widmung' zu Wort, darunter Franzobel, Friederike Mayröcker, Peter Rühmkorf und Paulus Hochgatterer. So wird, begleitet von Ausführungen zur Kulturgeschichte der Widmung, ein einzigartiges Studier- und Lesebuch vorgelegt: rund um die faszinierende, bisher nur wenig ergründete 'Zauberwelt' der handschriftlichen Zueignung.

I. Statements
II. Kulturgeschichte und Markt
III. Widmungen in ihrem Kontext
IV. Galerie der Widmungen


Inhalt

Editorial, S. 11-12

Einleitung
"Für den, den's angeht", S. 15-35

Zum Geleit
Alexander Moritz Frey
Brief an Hermann Hesse aus dem April 1938, S. 39
Mit einem Kommentar von Marcel Atze, S. 40-47

 
I. Statements

Alfred Polgar
Dilemma mit Büchern, S. 51-54

Franzobel
Signatio, S. 55-56

Peter Glaser
Widmungstechnologie, S. 57-58

Friederike Mayröcker
im lahmen Himmel der Widmungen, S. 59

Peter Rühmkorf
Dem Widmen gewidmet, S. 60-61

Julian Schutting
Tannen- und Fichtengipfel. Statt einer Widmung oder Ein Brief, S. 62-64

Karl Riha
Lieber H. C. Artmann!, S. 65-67

Wendelin Schmidt-Dengler
"collegial und herzlich". Aus meinen Bücherschränken, S. 68-71

Paulus Hochgatterer
Nah. Fern. Psychoanalytische Notiz, S. 72-73

Harald Stockhammer
Kleines Lexikon eines Widmungssammlers. Ein unalphabetisches Selbstgespräch, S. 74-76

 
II. Kulturgeschichte und Markt

Form- und Funktionswandel der Widmung. Zur historischen Entwicklung und Typologisierung eines Paratextes (Diana Stört), S. 79-112
... im Jahre des Kampfes gegen den Bolschewismus". "Private Widmungen als Zeugnisse literarischer Rezeption aus der Zeit 1933-1945. In Büchern von Karl Aloys Schenzinger, Alexander Lernet-Holenia und Ernst Jünger (Marcel Atze), S. 113-134
Die Widmung und der Antiquar (Eberhard Köstler), S. 135-142

 
III. Widmungen in ihrem Kontext

"An die schöne Tante". Heinrich Heine "zu Ehren" von Betty Heine (Joseph A. Kruse), S. 147-154
"... behalte es als Andenken". Widmungen von Adalbert Stifter (Johann Lachinger), S. 155-158
   Seelenspiegel, Beziehungspointe, Verfassertiefstapelplatz. Theodor Fontane in seinen Dedikationen (Klaus-Peter Möller), S. 159-174
"... doch umsonst Dein Flehn". Drei Widmungsgedichte von Paul Heyse an Wilhelm Jensen (Walter Hettche), S. 175-180
Freud - "Vater", "Professor". Sigmund Freud, Max Eitington und Stefan Zweig an Arnold Zweig (Maren Horn), S. 181-185
Jakob Wassermann. Eine Widmung an ihn und sechs (oder sieben?) von ihm (Dierk Rodewald), S. 186-199
"... der beste Mensch, den ich kannte". Karl Kraus und sein Umgang mit Widmungen (Hermann Böhm), S. 200-206
"Mit dem Portrait des Verfassers". Thomas Mann an Heinrich Mann (Susanne Thier), S. 207-214
Gruß vom neuen Homer. James Joyce widmet dem Ehepaar Goll die deutsche Ausgabe des "Ulysses" (Jan Bürger), S. 215-217
Im Taumel von Jamben, Trochäen, Daktylen und Anapästen. Hermann Brochs Widmung "für Gabrielle und Paul Oppenheim-Errera" (1945) als Weiterdichtung des epischen Werks (Paul Michael Lützeler), S. 218-224
"... die Übereinstimmung oder Gleichgestimmtheit hörte auf ...". Gottfried Benn an Klaus Mann und umgekehrt (Thomas Degener), S. 225-233
"Um aus meinem hinstürzenden Blut ein Herz dir zu formen". Eine 'mystische' Widmung Ivan Golls an Paula Ludwig (Jürgen Thaler), S. 234-236
In trüben und in hellen Tagen. Sieben Bergengruen-Widmungen in ihren Kontexten (1943-1963) (Manfred Windfuhr), S. 237-249
"Zur Belehrung und freundlichem Studium". George Grosz an Bertolt Brecht (Michaela Rass), S. 250-256
"Ihr Genossen und ich". Oskar Maria Graf und Josef Luitpold Stern (Herbert Exenberger), S. 257-262
Buchübergabe an eine Statthalterin. Heimito von Doderer an Emma Jaeger (Stefan Winterstein), S. 263-267
"This is the greatest reward I received". Johannes Urzidil an Mimi Grossberg (Ursula Seeber), S. 268-272
Ein Mann, der die Frauen liebte? Erinnerungen an Elias Canetti anläßlich einer Widmung aus dem Mai 1982 (Gertrude Kothanek), S. 273-277
"avec amitié et respect". Bemerkungen zu handschriftlichen Widmungen aus der Bibliothek von Manès Sperber (Marcus G. Patka), S. 278-283
"Vertraute Nähe"? Vier Widmungen von Max Frisch für Uwe Johnson (Eberhard Fahlke), S. 284-297
In respektvoller Dankbarkeit verbunden. Christine Lavant an Emil Lorenz (Doris Moser), S. 298-302
"Auf dem Weg von Wien nach Wien". Friedrich Heer an Hilde Spiel und Traugott Krischke (Clemens Peck), S. 303-307
Wien in Klammern. Johannes Bobrowski an Gerhard Fritsch (Marcel Atze), S. 308-313
"Danke!" - Erich Fried an Joseph Kalmer. Zwei Widmungen zu Beginn einer Schriftstellerkarriere im englischen Exil (Tanja Gausterer / Volker Kaukoreit), S. 314-321
"Sehr, aber herzlich". Max Frisch widmet Friedrich Dürrenmatt "Andorra" (1961) (Rudolf Probst), S. 322-325
Der Kugelschreiber als Spaten. Imre Kertész in uns (Robert Schindel), S. 326-329
Schriftsteller unter sich. Zur (Vor-)Geschichte einer Widmung von Peter Handke (Walter Kappacher), S. 330-332
Monster, Mythos, Metropole. Gerhard Roth an H. C. Artmann (Stefan Alker), S. 333-336

 
IV. Galerie der Widmungen

Ferdinand von Saar an Unbekannt (Walter Hettche), S. 339
Stephan Milow an Therese von Mor zu Sunnegg und Morberg (Walter Hettche), S. 340
Adolf Wilbrandt an Clara Kugler (Walter Hettche), S. 341
Sigmund Freud an Arthur Schnitzler (Peter Seda / Wilhelm Hemecker), S. 342
Else Lasker-Schüler an Herbert Ihering (Sylke Kirschnick), S. 343
Thomas Mann an Alfred Kubin (Annegret Hoberg), S. 344-345
Alfred Döblin an Bertolt Brecht (Gabriele Sander), S. 346-347
Robert Walser an Fanny Walser (Margit Gigerl), S. 348
Waldemar Bonsels an Franz Karl Ginzkey (Marcel Atze), S. 349
Felix Braun an Franz Ottmann (Tatjana Madeleine Popovic), S. 350
Ernst Korrodi an Robert Walser (Margit Gigerl), S. 351
Bruno Frank an Klaus Mann (Thomas Degener), S. 352
Sonka an Dora von Miklosich (Tanja Gausterer), S. 353
Franz Werfel an Wilhelm Knöpfelmacher (Marcel Atze), S. 354
Henry Miller an Traugott Krischke (Martin Wedl), S. 355-356
George Saiko an Rudolf Müller (Michael Hansel), S. 357-358
Heimito von Doderer an Hans Flesch-Brunningen, Edwin Rollett und George Saiko (Michael Hansel / Volker Kaukoreit), S. 359-360
Michael Guttenbrunner, Alexander Lernet-Holenia, Ernst Schönwiese an Emil Lorenz (Tanja Gausterer / Michael Hansel), S. 361-362
Otto Basil an Edgar Jené (Tanja Gausterer / Michael Hansel / Volker Kaukoreit), S. 363
Siegfried Freiberg an Friedrich Heer (Martin Wedl), S. 364-365
Elias Canetti an Hilde Spiel (Ingrid Schramm), S. 366
Hans Weigel an Jeannie Ebner (Marcel Atze), S. 367
Luise Rinser, Inge Merkel an Hilde Spiel (Michael Hansel / Volker Kaukoreit), S. 368
Wolfgang Hildesheimer an Franz Loquai (Franz Loquai), S. 369-370
Peter Weiss an Erich Fried (Volker Kaukoreit), S. 371
Jörg Mauthe an Lotte Ingrisch (Volker Kaukoreit), S. 372
Allen Ginsberg an Ernst Jandl (Bernhard Fetz), S. 373
Peter Rühmkorf an Volker Kaukoreit (Volker Kaukoreit), S. 374-375
Peter Rühmkorf an Eva Schobel (Eva Schobel), S. 376-377
Heiner Müller an Gustav Ernst (Jan-Christoph Hauschild), S. 378
Thomas Bernhard an Hedwig Stavianicek (Martin Huber), S. 379
Uwe Johnson an Wilhelm Rodewald (Dierk Rodewald), S. 380-381
Joseph Zoderer an Anita Pichler (Martin Wedl), S. 382
Robert Gernhardt an Volker Kaukoreit (Volker Kaukoreit), S. 383
Hermann Nitsch an Reinhard Priessnitz (Martin Wedl), S. 384-385
Wilhelm Genazino an Lucas Cejpek (Martin Wedl), S. 386
Friedrich Bastl an Jeannie Ebner (Marcel Atze), S. 387
Margit Schreiner an Andreas Weber (Andreas Weber), S. 388
Lojze Wieser an Büchereien Wien (Katharina Marie Bergmayr), S. 389
Hubert Winkels an Volker Kaukoreit (Volker Kaukoreit), S. 390
Thomas Kling an H. C. Artmann (Marcel Atze), S. 391
Ameena Hussein an Josef Haslinger (Volker Kaukoreit), S. 392

 
Anhang

Beiträgerinnen und Beiträger, S. 395-397
Personenregister, S. 398-409
Kolophon, S. 410