Buchstaben aus Wien

ספר פרי תאר

Sefer peri to’ar.  – Zolkiew: Urias Rubinstein, 1809/10 – Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 29.370-D.Alt-Mag

Von den vielen Hunderten Büchern, die im Laufe des Projekts HaLeV autoptisch retrokatalogisiert worden sind, wirkt das Buch „Peri to’ar“ (Schöne Frucht), eine Gesetzesnovelle zum „Shulhan arukh“ von Josef Karo, nicht besonders bemerkenswert. Von leidlichem Unterhaltungswert ist die irrtümliche Schreibung „Bore de’ah“ (Schöpfer der Weisheit) statt „Yoreh de’ah“ (Lehre der Weisheit) im Katalog. Der Drucker Urias Rubinstein aus Zolkiew (heute: Schowkwa/Ukraine) spielt in der hebräischen Druckergeschichte keine wesentliche Rolle.

Wäre da nicht der augenfällige Impressen-Stempel in lateinischer Schrift, der von hebräischen Typen eingeschlossen ist. Neben dem schon erwähnten Namen des Druckers verweist er auf die Herkunft der Druck-Buchstaben, nämlich aus Wien. Eine Antwort, wer in Wien in der Lage ist hebräische Typen herzustellen, ist offenbar rasch gefunden. Der Drucker Anton Schmid betrieb neben seiner hebräischen Offizin im Strudelhof auf dem Wiener Alsergrund eine Schriftgießerei, in der er seine Schrifttypen selbst herstellen konnte.

Schon sein früh verstorbener Vorgänger, Joseph von Kurzböck, der in Wien unter der Regentschaft Kaiser Joseph II damit begann, hebräische Druckwerke aus der Presse zu heben, dürfte bereits eine eigene Schriftgießerei besessen haben. Orientiert hat er sich hier nach den Schönsten aller Schriften, nämlich jenen aus Amsterdam. Allein damit konnten er und Anton Schmid schon Ende des 18. Jahrhunderts ihrem schärfsten Konkurrenten Josef Hraschantzky sehr rasch den Rang ablaufen.


 


last update 03.02.2013