Gerhard Amanshauser

1928-2006

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Gerhard Amanshauser, geboren am 2. 1. 1928 in Salzburg, gestorben am 2. 9. 2006 ebenda. Nach dem Studium von Technik, Germanistik und Anglistik in Wien und in Deutschland (Marburg an der Lahn), arbeitete er - nach kurzer Tätigkeit als Hauptschullehrer in Wien Floridsdorf - seit 1955 als freiberuflicher Schriftsteller. Siebzehnjährig war er in den Krieg geschickt worden, eine Erfahrung, die ihn später veranlaßte, alle politischen Systeme mit Vorbehalten zu betrachten. Nie verzieh er seiner Elterngeneration den Nationalsozialismus. Für jene Menschen, die so etwas getan hatten, wollte er "keinen Finger rühren", weshalb er sich auch konsequent der Mitarbeit am darauf folgenden Wirtschaftswunder verweigerte. "Wem ist es schon vergönnt, die Welt seiner Eltern in Trümmern zu sehen?", fragte er sarkastisch in seiner Autobiographie der Jugend "Als Barbar im Prater" (2001), in der er bissig den triumphalen Freiheitsrausch des Jahres 1945 beschrieb. Von der Literaturkritik wurde dieses Werk als eines der wichtigsten Erinnerungsbücher im Nachkriegsösterreich wahrgenommen und fand als solches auch Eingang in die "Landvermessung", die große Sammlung zur Österreichischen Gegenwartsliteratur (2005).

Vor diesem Hintergrund war Gerhard Amanshauser der selbst gewählte Außenseiter einer Schriftsteller-Generation um H. C. Artmann und Thomas Bernhard, mit denen er befreundet war und mit denen ihn die Skepsis und Radikalität in der Betrachtung der Gesellschaft verband. Als scharfsichtiger und ungemütlicher Kritiker seiner sozialen Umgebung kommentierte er diese mit satirischen und parodistischen Mitteln, was sich beispielsweise allein schon aus dem Titel seiner Satirensammlung "Ohrenwurst aus Österreich" (2002) ablesen läßt. Ironische Distanz und eine "Art utopischer Melancholie" (Peter Rosei) durchziehen sein Werk ebenso wie der exakte Blick des Naturwissenschaftlers und sein Interesse für Asien, hier besonders für China. Dabei entwickelte sich der Schriftsteller zunehmend zu einem Meister der kleinen Form. Kurze, philosophische Texte und prägnante Beobachtungen überwiegen in seinem Gesamtwerk.

1952 erhielt der Lyriker den Georg-Trakl-Anerkennungspreis. Mitte der 1950er-Jahre begann auch seine ausgiebige Korrespondenz mit Hermann Hakel, der den Salzburger wohlwollend und freundschaftlich unterstützte (vgl. dazu auch "Die taoistische Powidlstimmung der Österreicher". Briefwechsel 1953-1986 mit Hermann Hakel; 2005). Der eigentliche literarische Durchbruch gelang aber erst in den 1970er-Jahren, als Amanshauser mit Büchern wie dem Roman "Schloß mit späten Gästen" (1975) auf sich aufmerksam machte. Zu seinen populärsten Büchern zählen das "Terrassenbuch" (Neuauflage 1999) und das "Mansardenbuch" (1999). Sein umfangreiches Oeuvre, darunter die Satire "Aus dem Leben der Quaden" (1968) und die ‚verstiegenen Geschichten' "Das Erschlagen von Stechmücken" (1993), wird seit der Mitte der 1990er Jahre Stück für Stück von der "Bibliothek der Provinz" neu aufgelegt. Einen repräsentativen Einblick bietet das Lesebuch "Entlarvung der flüchtig skizzierten Herren" (2003). Noch relativ kurz vor dem Tod des Schriftstellers, der sich mehr und mehr aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hatte, drehten die Jungfilmer Bernhard Braunstein und David Gross 2006 den Dokumentations-Film "Reisen im eigenen Zimmer" (2006).

Weitere Auszeichnungen (Auswahl): Rauriser Literaturpreis des Landes Salzburg (1973, gemeinsam mit Peter Rosei), Alma-Johanna-Koenig-Preis für Lyrik und Kurzprosa Wien (1987), Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst für Literatur (1994).

ÖLA 299/06: Vorlass

Zugangsdatum: 2006.
Umfang: 2 Archivboxen, 6 Kisten.
Bestand eingeschränkt benutzbar; Korrespondenz gesperrt.

Ordnungssystematik/Inhaltsübersicht

Korrespondenzstücke u.a. von: H.C. Artmann, Christoph W. Aigner, Jean Améry, Friedrich Achleitner, Uwe Bremer, Thomas Bernhard, Elias Canetti, Milo Dor, Helmut Eisendle, Rudolf Felmayer, Paul Flora, Franz Hohler, Ernst Jünger, Andreas Okopenko, Peter Rosei, Herbert Rosendorfer, Christian Wallner

Die Korrespondenz ist bis auf Weiteres gesperrt.

Der Bestand ist systematisch geordnet.

Ordnungssystematik ÖLA 299/06

  • 1. Werke
    • 1.1 Prosa
      • 1.1.1 Romane und Prosaanthologien [299/W1 bis W23]
        • 1.1.1.1 Als Barbar im Prater [299/W1]
        • 1.1.1.2 Ärgernisse eines Zauberers [299/W2]
        • 1.1.1.3 Aufzeichnungen einer Sonde [299/W3]
        • 1.1.1.4 Aus dem Leben der Quaden [299/W4]
        • 1.1.1.5 Der anachronistische Liebhaber [299/W5]
        • 1.1.1.6 Der Deserteur [299/W6]
        • 1.1.1.7 Der Ohne-Namen-See [299/W7]
        • 1.1.1.8 Der rote Mann wird eingeschneit [299/W8]
        • 1.1.1.9 Der Sprung ins Dritte Jahrtausend [299/W9]
        • 1.1.1.10 Entlarvung der flüchtig skizzierten Herren [299/W10]
        • 1.1.1.11 Fahrt zur Verbotenen Stadt [299/W11]
        • 1.1.1.12 Fett für den anonymen Kulturbetrieb [299/W12]
        • 1.1.1.13 Fransenbuch [299/W13]
        • 1.1.1.14 Grenzen [299/W14]
        • 1.1.1.15 Lektüre [299/W15]
        • 1.1.1.16 List der Illusionen [299/W16]
        • 1.1.1.17 Mansardenbuch [299/W17]
        • 1.1.1.18 Moloch Horridus [299/W18]
        • 1.1.1.19 Ohrenwurst aus Österreich [299/W19]
        • 1.1.1.20 Satz und Gegensatz [299/W20]
        • 1.1.1.21 Schloss mit späten Gästen [299/W21]
        • 1.1.1.22 Terrassenbuch [299/W22]
        • 1.1.1.23 Tische, Stühle & Bierseidel [299/W23]
      • 1.1.2 Essays und Buchrezensionen
        • 1.1.2.1 Essays von A-Z [299/W24 bis 299/W92]
        • 1.1.2.2 Buchrezensionen [299/W93 bis 299/W104]
      • 1.1.3 Von Amanshauser angelegte Prosasammlungen und Konvolute:
        • 1.1.3.1 Frühe Texte (1956-1968) [299/W105]
        • 1.1.3.2 Autobiographische Schriften [299/W106/1-3]
          • 1.1.3.2.1 Tagebuch- bzw. Notizbuch-Aufzeichnungen
          • 1.1.3.2.2 Aufzeichnungen über Herman Hakel
          • 1.1.3.2.3 Diverse Aufzeichnungen
        • 1.1.3.3 Aphorismen [299/W107]
        • 1.1.3.4 Philosophische Kurztexte [299/W108]
        • 1.1.3.5 Dialoge [299/W109]
        • 1.1.3.6 Alle Hymnen [299/W110]
        • 1.1.3.7 Reden [299/W111]
        • 1.1.3.8 Fragmente, Notizen [299/W112 bis W113]
        • 1.1.3.9 Datierte und undatierte Notizhefte [299/W114]
    • 1.2 Gedichte
      • 1.2.1 Gedichte [299/W115]
      • 1.2.2 Von Amanshauser zusammengestellte Gedichtsammlungen [299/W116/1-2]
      • 1.2.3 Konvolut: Unveröffentlichte Gedichte [299/W117]
    • 1.3 Dramatische Werke
      • 1.3.1 Wo sind die Knochen? Pantomime [299/W118]
      • 1.3.2 Fragmente [299/W119/1-2]
    • 1.4 Bearbeitungen:
      • 1.4.1 Konvolut: Nachdichtungen und Übersetzungen [299/W120]
    • 1.5 Drucke
      • 1.5.1 Zeitungsbeiträge [299/W121]
      • 1.5.2 Sonderdrucke [299/W122]
  • 2. Korrespondenzen
    • 2.1 Korrespondenzen an Gerhard Amanshauser [299/B1 bis B191]
    • 2.2 Korrespondenzen von Gerhard Amanshauser [299/B192 bis B202]
    • 2.3 Korrespondenzkonvolute
      • 2.3.1 Korrespondenzen mit Hermann Hakel [299/B203]
      • 2.3.2 Korrespondenzen mit Rudolf Hradil [299/B204]
      • 2.3.3 Glückwunschpost [299/B205]
      • 2.3.4 Nicht zuordenbare Beilagen [299/B206]
    • 2.4 Briefe Dritter [299/B207 bis B210]
  • 3. Lebensdokumente
    • 3.1 Ausweise und Dokumente [299/L1]
    • 3.2 Schul- und Universitätsschriften [299/L2]
    • 3.3 Zeugnisse [299/L3]
    • 3.4 Chinesische Übungen [299/L4]
    • 3.5 Ahnentafel [299/L5]
  • 4. Sammlungen
    • 4.1 Bio- und Bibliographien [299/S1]
    • 4.2 Zeitungsbeiträge zu Gerhard Amanshauser [299/S2]
    • 4.3 Rezensionen [299/S3]
    • 4.4 Texte anderer Autoren [299/S4]
    • 4.5 Sammlungen zu Hermann Hakel [299/S5]
    • 4.6 Plakat [299/S6]
    • 4.7 Zeitungsausschnitte [299/S7]
    • 4.8 Buchkopien [299/S8]
    • 4.9 Diverses [299/S9]

Recherche nach »Gerhard Amanshauser« im Handschriften, Nachlässe- und Autographen-Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek (HANNA)

In der Welt der Verwertung
muß der Dichter ein Fremder sein.

Dokumentation

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Ingrid Schramm

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last update 03.02.2013