Frauen in Bewegung

Puchleitner, Seraphine
1870 - 1952

Seraphine Puchleitner
  1. Biographie:

    • Seraphine Puchleitner
      Beruf: Lehrerin
      am 5.11.1870 in Knittelfeld
      am 17.11.1952 in Graz
      Seraphine Puchleitner war das zweite von acht Kindern des Judenburger Buchhändlers und später in Graz tätigen Advokatursbeamten Franz Puchleitner. Ab 1886 besuchte sie die k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Graz und erwarb 1890 das Zeugnis der Reife für Volksschulen. Nach vierjähriger Tätigkeit als provisorische Unterlehrerin an verschiedenen Schulen in der Steiermark wurde ihr 1894 die Lehrbefähigung erteilt. Anschließend erhielt Puchleitner eine Anstellung an der gemischten Volksschule in Puch bei Weiz. 1897 war sie auf ihr Ansuchen auf ein Jahr zum Besuch des Bürgerschullehrerkurses in Graz beurlaubt. Während dieses Graz-Aufenthaltes besuchte sie als Hospitantin auch historische und philosophische Vorlesungen und Seminarübungen an der Karl-Franzens-Universität Graz und setzte ihr in den Jahren des Schuldienstes begonnenes Selbststudium der Unterrichtsfächer eines Gymnasiums fort. 1898 maturierte Puchleitner als erste Frau - das war damals nur als Externistin möglich - am Akademischen Gymnasium (damals I. Staatsgymnasium) in Graz. 1898/1899 immatrikulierte sie als erste reguläre Studentin an der Karl-Franzens-Universität Graz. Um sich ihr Studium finanzieren zu können, war sie gezwungen, Nachhilfestunden in einem solchen Umfang zu erteilen, dass ihr eigenes Studium darunter litt. Sie absolvierte ihr durchlaufend in Graz abgelegtes Studium mit Geographie als Haupt- und Geschichte als Nebenfach, außerdem zeitweise Geologie, anfangs auch in Deutscher Sprache und Literatur, mit besten Erfolgen. Ihre Dissertation behandelte das Thema "Versuch einer kartographischen Darstellung der Territorialeinteilung Krains unter französischer Verwaltung mit einer Einleitung über die Civilorganisation der Illyrischen Provinzen".
      Am 1. Juli 1902 fand die Promotion zum Doktor der Philosophie statt. Dr. Seraphine Puchleitner war damit die erste weibliche Promoventin der Universität Graz geworden und sorgte für große Aufregung in der Grazer Öffentlichkeit. Schon während ihres Studiums arbeitete sie "als ständiger Hilfsarbeiter" vergleichbar mit dem heutigen Studienassistenten am "Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer" im Geographischen Institut der Universität Graz mit. Auch nach dem Abschluss ihres Studiums widmete sie sich verschiedentlich dem Atlaswerk. 1903 legte Seraphine Puchleitner erfolgreich die Lehramtsprüfung für Geographie und Geschichte als Hauptfächer ab und unterrichtete als provisorische Lyzeallehrerin am Städtischen Mädchen-Lyzeum in Brünn/Brno. Von 1904 bis 1918 war sie Hauptlehrerin an der Landes-Lehrerinnenbildungsanstalt in Marburg an der Drau/Maribor. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Auflösung der Anstalt mit deutscher Unterrichtssprache wirkte sie als Professorin an der Bundes-Lehrerinnenanstalt in Graz und trat 1923 in den Ruhestand ein.
      Schon 1922 hatte Puchleitner die Ortsgruppe Graz der "Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in Österreich" gegründet und fungierte nach ihrer Pensionierung 10 Jahre lang als deren Obfrau bzw. Vorsitzende. Die Weltzentrale am Sitz des Völkerbundes befand sich in Genf. Das Hauptanliegen dieses pazifistischen Frauen-Weltbundes war weltweite Abrüstung und Weltfrieden. Die Bemühungen des österreichischen Zweiges galten insbesondere auch der Abrüstung aller damaligen Wehrverbände der politischen Parteien in Österreich und damit dem inneren Frieden der jungen Republik. Die Ortsgruppe Graz der Frauenliga, der leider kein Erfolg beschieden war, wurde im Zuge der damaligen Entwicklungen 1936 behördlich aufgelöst. Trotzdem setzte sich Puchleitner weiter für Frieden und Freiheit ein, was ihr gerade während des Zweiten Weltkrieges größere Schwierigkeiten mit den Behörden einbrachte.
      GF
      (Quelle: Personality Walk Graz)

    • Dr. phil. Seraphine Puchleitner, der erste weibliche Doktor der Grazer Universität
      Zum ersten Male seit ihrem Bestande wurde zu Ende des Sommermonates 1902 an der Univesität in Graz einer Dame die Doktorwürde verliehen. Fräulein Seraphine Puchleitner wurde zum Doktor der Philosophie promoviert. Zu Knittelfeld geboren, besuchte Seraphine Puchleitner die Volks- und Bürgerschule in Judenburg und Graz, wohin ihre Eltern übersiedelten, als sie kaum acht Jahre zählte. Nach Absolvierung der Lehrerinnenbildungsansalt in Graz war sie einige Jahre als Volksschullehrerin tätig und erwarb sich während dieser Zeit durch Selbststudium die zur Ablegung der Gymnasial-Matura erforderlichen Kenntnisse.
      Als erste Maturantin in Steiermark unterzog sie sich dieseer Prüfung im September 1898 und war im Studienjahre 1898/99 die erste und einzige Dame, welche an der Universität in Graz als ordentliche Hörerin immatrikuliert war. Durch acht Semester studierte sie an der Grazer Hochschule Geschichte und Geographie. Nachdem ihre dissertation: "Versuch einer kartographischen Darstellung der Territorialeinteilung Krains unter französischer Verwaltung mit einer Einleitung über die Zivilorganisation der Illyrischen Provinzen" approbiert wurde, bestand sie am 14. Juni das Hauptrigorosum und 14 Tage später (am 28. Juni) das zweite Rigorosum (Philosophie) - beide mit Auszeichnung.
      Am 1. Juli fand die feierliche Promotion statt. (...)"

      (aus: Frauen-Werke, IX. Jg., Nr. 10, 1902, S. 1 - 2)

  2. Werke in der ÖNB:

    • Die Verwaltungseinrichtungen des Erzstiftlandes Salzburg. - Brünn, 1904
      Signatur: 434.833-B.Per.3.1903/04

  3. Sekundärliteratur:

    • Aigner, Reinhold: Seraphine Puchleitner : der erste weibliche Student und Doktor an der Universität Graz. - In: Blätter für Heimatkunde 51 (1977) 4, S. 119 - 122
      Signatur: 608101-C.Per

Letztes Update: 25. November 2005