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- Biographie:
- AEIOU - Österreich-Lexikon
- Graf, Frau Antonie, Ps. A. S. Machold, Wien II, Praterstrasse 28, geboren in Wien am 20. April 1845 als Tochter des bereits verstorbenen Arztes Dr. Joseph Machold. sie genoss ihre Erziehung im Ursulinerinnenkloster daselbst, wo sie sich zur öffentlichen Lehrerin heranbildete und später bis 1870 eine ihr gehörige Mädchenschule leitete. Ein glückliches Eheleben und manche litterarischen Beziehungen ihres Gatten, des Kaufmann Moritz Graf, boten ihr Gelegenheit, ihre geistige Kraft auf schriftstellerischem Gebiete zu bethätigen. Waren es anfänglich Fragen des Hauswesens, der gesellschaftlichen Zustände und Sitten, welche sie unter dem Pseudonym A. S. Machold in der Wiener Hausfrauen-Zeitung besprach, so trieb sie gar bald ein heisser Drang auf das litterarische Gebiet, und ihre Skizzen, Essays und Buchkritiken erschienen von da an regelmässig in der "Wiener Litteratur-Zeitung". Ein Aufsatz "Rosmersholm" machte ungewöhnliches Aufsehen durch die eigenartige Auffassung der handelnden Personen. Die mächtige soziale Bewegung unserer Zeit erfasste auch sie. Sie ist Mitgründerin des "Ferienheim" in Wien, ein Verein, welcher sich durch seine musterhafte Organisation auszeichnet. Frau Graf hat sogar ihre schriftstellerischen Neigungen unterdrückt, um ganz dieser Schöpfung zu leben. Zu Gunsten dieser ihrer Lieblingsschöpfung ergriff sie in den letzten Jahren die Feder, um der Gesellschaft eindringlich ihre Pflichten gegen die hilfsbedürftigen Mitmenschen darzulegen. Auch jenen Sportzweigen bringt sie ein lebhaftes Interesse entgegen, welche auf die Kräftigung und gesunde Entwicklung des Körpers abzielen. Sie ist Präsidentin des Wiener Damenschwimmklubs "Austria". Frau Antonie Graf beabsichtigt, ihre gesammelten Schriften in Buchform erscheinen zu lassen.
(aus: Pataky)
- Graf Antonie, geb. Machold, Schriftstellerin und Sportlerin. * Wien, 20. 4. 1845; + Wien, 23. 2. 1929. Verheiratet mit dem Publizisten Moriz G. Lehrerin und Erzieherin. In der Frauenbewegung rege tätig, gab sie als Leiterin der Gewerbekomm. des Bundes österr. Frauenver. im Auftrag des Bundes 1912 einen "Wegweiser zur Berufswahl für schulentlassene Mädchen" und eine "Übersicht über die Unterrichtsanstalten der weiblichen Bevölkerung der österr.-ung. Monarchie" heraus. G., Organisatorin des Schwimmsports der Frauen, gründete 1894 die erste weibliche Schwimmvereinigung "Austria", die sie dem gleichnamigen Männerschwimmklub angliederte, und rief 1908 den Damenschwimmklub "Wien" ins Leben, dessen Präs. sie bis 1923 war. Als Anerkennung ihrer Verdienste um die Sportentwicklung wurde sie zur Ehrenpräs. des österr. Sportklubs ernannt.
(aus: ÖBL)
- Der Bund österreichischer Frauenvereine beklagt, überaus schmerzlich berührt, das Hinscheiden seiner verdienstvollen Mitarbeiterin Frau Antonie Graf, einer Frau, die sich unter der Schar der begeisterten Gefolgschaft befand, als Marianne Hainisch die Gründung des B. Oe. F. V. in die Wege leitete.
Antonie Graf ist fast 84 Jahre alt geworden. Noch bis vor zwei Jahren konnte man die temperamentvolle Frau mit den klaren Augen und lebhaften Gebärden fast bei allen Veranstaltungen des B. Oe. F. V. sehen, immer bereit, sich in die Pläne der Bundesarbeit zu vertiefen und sie zu fördern. Als ihr die Generalversammlung 1925 die herzlichsten Glückwünsche zu ihrem 80. Geburtstage entbot, war es eine Freude den Dank zu hören, den die Gefeierte spontan abstattete. So frisch klangen ihre Worte, so hingegeben waren sie den Aufgaben, denen der B. Oe. F. V. dient.
Am 20. April 1845 als Tochter des populären Arztes Machold geboren, wurde die junge Antonie, wie viele bildungshungrige, Selbständigkeit erstrebende Mädchen ihrer Zeit, Lehrerin, um selbst ein Erziehungsinstitut zu begründen, das sie, als sie sich mit dem Publizisten Moriz Graf verheiratete, großmütig einer mit Glücksgütern nicht gesegneten Lehrerin-Kollegin überließ. Obgleich sie, Mutter von vier Söhnen geworden, der beglückte und beglückende Mittelpunkt eines schönen Familienlebens, einer geordneten Häuslichkeit war, erübrigte sie doch Zeit, um sich mit Erfolg schriftstellerisch und sozial zu betätigen. Die damals aufflutende Frauenbewegung gewann in ihr eine eifrige und verständnisvolle Vorkämpferin. Wie Marianne Hainisch, war auch sie zunächst von dem Streben erfüllt, daß das Recht der Frau auf Bildung und Beruf anerkannt werde. Alle bedeutsamen Aktionen, die auf die Förderung dieses Strebens abzielten, wurden von ihr durch Wort und Schrift, durch Rat und Tat unterstützt. Nach der Gründung des B. Oe. F. V., fand Antonie Graf als Vorsitzende der Gewerbekommission ein sie voll befriedigendes Feld der Tätigkeit. Ihr haben die österreichischen Frauen für die praktischen Büchlein 'Wegweiser zur Berufwahl schulentlassener Mädchen' und 'Die Unterrichtsanstalten für Mädchen' zu danken, die sie im Auftrage des Bundes in einer Zeit verfaßte, da der Samen zu einer systematischen Beratung erst gestreut wurde, der jetzt so erfreuliche Früchte trägt. Besondere Erwähnung verdient auch ihre Sportförderung. Von ihrem Gatten, einem bekannten Sportfreunde, in die Welt des Sports eingeführt, später von ihren Söhnen umringt, die so viel zur Entwicklung des Sports, insbesondere des Schwimmsports in Österreich beigetragen haben, entzündete sich auch der Geist von Antonie Graf an dem Gedanken einer zweckvollen Sportbetätigung. Sie gründete 1894 die erste weibliche Schwimmvereinigung 'Austria', die sie dem gleichnamigen Männerschwimmklub angliederte. 1908 rief sie den Damenschwimmklub 'Wien' ins Leben, der später, durch eine Herrensektion erweitert, den Namen 'Österreichischer Sportklub Wien 1908' erhielt und viele interessante sportliche Veranstaltungen - im Kriege zu Gunsten der Verwundeten und Kriegshilfeaktionen - arrangierte. Insgesamt betätigte sich Antonie Graf 26 Jahre lang als Präsidentin von Damenschwimmklubs, und sie wurde, als sie ihr Amt 1923 niederlegte, in Anerkennung ihrer großen Verdienste um die Sportentwicklung zur Ehrenpräsidentin des 'Österreichischen Sportklubs Wien 1908' ernannt. Während des Krieges wurde sie durch den Tod ihres ältesten Sohnes und eines vielversprechenden Enkels schwer betoffen. (...)"
(aus: Die Österreicherin, 2. Jg., 1929, Nr. 2, S. 6)
- Sekundärliteratur:
- Bildernachweis (Bildarchiv der ÖNB):
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